Theobaldus, S. (6)

Theobaldus, S. (6)

6S. Theobaldus, Abb. (8. al. 1. Juli, 8. Dec.) Dieser hl. Cistercienserabt hat von seinem Geburtsorte Marly den Beinamen. Er erhielt eine seinem Stande entsprechende Erziehung. Das Haus Montmorency3, welchem er entstammte, hatte sich seit alter Zeit durch ritterliche Tugenden ausgezeichnet. Auch dieser jüngste Sprosse blieb hierin nicht zurück. Bei den damals (im 13. Jahrh.) üblichen Kampfspielen war er stets unter den Siegern. Zugleich wuchs aber in seinem Herzen auch die zarte Pflanze der Gottesfurcht, und eine kindliche Andacht zur hl. Mutter Gottes immer kräftiger heran, und legte den Grund zu seiner gänzlichen Abkehr von der Welt und ihren Freuden. Eines Tags, so erzählt die Legende, als er zu Pferde saß, um ein Turnier zu besuchen, ritt er an einer Kirche vorüber, wo eben in die Messe geläutet wurde. Er stieg ab, und betete während derselben mit aller Andacht zur heiligen Jungfrau. Unterdessen sah man ihn auf dem Turnier kämpfen und siegen; sein heil. Schutzengel vertrat seine Stelle. Als er zu den übrigen Rittern stieß, begegnete man ihm überall mit Glückwünschen. Er allein wußte den wahren Sachverhalt, aber noch an demselben Tage machte er das Gelöbniß, die Welt zu verlassen. Im Kloster Vaux-de-Cernay (Valles Cernaii) nahm er den Habit der Cistercienser, und wurde wegen seiner hervorragenden Eigenschaften nach dem Tode des Abtes Richard zu dessen Nachfolger gewählt wurde. Als solcher erachtete er es als seine Aufgabe, den Brüdern, wie er äußerlich über sie hervorragte, auch in klösterlichen Tugenden voran zu sein, und dem ganzen Hause ein nachahmungswürdiges Beispiel zu geben. In den Uebungen der Demuth ging er so weit, daß er auf dem Generalcapitel deßhalb sogar getadelt wurde. Der heil. König Ludwig IX schätzte ihn sehr; er schrieb es der Kraft seines Gebetes zu, daß seine Gemahlin eines lang entbehrten Kindersegens sich erfreute. Der hl. Abt halte öftere Erscheinungen der hl. Jungfrau, und selbst der hl. Dreieinigkeit. (Vgl. B. Nicolaus21.) So starb er in großer Heiligkeit am 8. Dec. d. J. 1247. Der 8. Juli und 13. Juni sind Translationstage. Bereits 14 Jahre nachher wurden seine Reliquien erhoben und in einer Capelle zur Verehrung ausgesetzt. (Guerin.)



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