Theodosius, S. (2)

Theodosius, S. (2)

2S. Theodosius, Abb. (Coenobiarcha) (11. Jan. al. 13. Febr.) Das Leben dieses hl. Abtes, dessen im Mart der Basilianer am 13. Febr. gedacht wird, ist von einem Zeitgenossen beschrieben und durch Metaphrastes auf spätere Zeiten überliefert worden. Die Boll. setzen seinen Tod ins J. 529; da er ein Alter von nahezu 105 Jahren erreichte, wird er um das J. 424 (die gottesfürchtigen Eltern sollen Proäresius und Eulogia geheißen haben) geboren worden sein. Nachdem er in seiner Vaterstadt Mogariassa eine Zeit lang Lector gewesen war, führte ihn das Verlangen nach einem vollkommeren Leben nach Palästina. Was er von Selbstverleugnung, Abtödtung und Kreuzigung des Fleisches, mit so vielem Nachdrucke gelesen hatte, wollte er auch üben. Auf dem Wege nach Palästina sah er den heil. Säulensteher Simeon, der ihm vorher sagte, er werde seiner Zeit eine große Heerde zu hüten haben. Als Lehrmeister hatte er eine Zeit lang einen frommen Einsiedler, Namens Longinus. Hierauf bezog er eine Höhle, wo er drei (nach Andern dreißig) Jahre lang in tiefster Zurückgezogenheit lebte, und außer Baumfrüchten und Gemüsen keinerlei Nahrung, nicht einmal Brod, zu sich nahm. Bald sammelten sich Schüler um ihn, welche die Erbauung eines großen Klosters, wo man beständig arbeitete und betete, nöthig machten. Alle Künste und Handwerke waren in demselben vertreten. So beschränkte sich seine Thätigkeit nicht auf die eigene Vervollkommnung; er dehnte sie vielmehr auf nahezu alle Liebeswerke aus. Bald trat er als Lehrer der Unwissenden, als Berather zweifelhafter und Tröster bedrängter Seelen auf; bald sprang er den Kranken, Gebrechlichen und Irrsinnigen in den Spitälern bei; bald zeigte er seinen Jüngern in seiner eigenen gänzlichen Ergebung in den göttlichen Rathschluß den Weg der wahren Vollkommenheit; bald wieder wusch er den Pilgern in aller Demuth die Füße, und ließ sie speisen und beherbergen. Die um ihn versammelte Klostergemeinde war so zahlreich, daß vier Kirchen für sie erbaut werden mußten. Der Bischof Sallustius von Jerusalem übertrug ihm die Aufsicht über alle Mönchsklöster des hl. Landes (daher sein Beinamen coenobiarcha). Durch diese Stellung gab ihm Gelegenheit, nicht bloß den ihm untergebenen Klöstern ein Führer und leuchtendes Beispiel, sondern auch den damals so zahlreichen Pilgern Vater, Rathgeber und Tröster zu werden. Die Regel des heiligen Basilius, welche die Mönche befolgten, las und meditirte er beständig; sie war ihm der sichere Handweiser zur Vollkommenheit, die beste Anleitung zum Vollzuge der evangelischen Räthe. Die Armuth der Mönche war so groß, daß sie alle mit den geringen Erträgnissen ihrer Handarbeit sich begnügten, und selbst zu festlichen Zeiten öfter Mangel litten. Denn auch die größte eigene Noth entband sie nicht von ihrer Verpflichtung, den Armen zu dienen; erst was diese übrig ließen, durften die Brüder genießen. Dabei stellte der Heilige mit sich selbst und den Seinigen unablässige Todesbetrachtungen an, um hiedurch das Verlangen nach den himmlischen Gütern zu bewahren und zu erhöhen. Nebstdem glänzte der Heilige durch seine Glaubensstärke gegen die Ketzer. Er kämpfte. litt und siegte mit seinem Freunde, dem hl. Sabas. Den Streitpunkt bildete nicht so sehr die Anerkennung oder Verwerfung des allgemeinen Concils von Chalcedon, als die Annahme oder Verwerfung der kaiserlichen Gewalt, auch in Glaubenssachen der entscheidende Richter zu sein. Die Kirche erklärte in ihren hervorragendsten und heiligsten Vertretern, der Kaiser habe weder zu bestimmen, was man glaube müsse, noch sei er befugt, wie er gethan, über eine kirchliche Entscheidung für die Rechtgläubigen die Meinung frei zu geben. Mit der größten Entschiedenheit erklärte der heil. Abt, er wolle lieber sterben, als mit Verleugnung des Glaubens ein schmachbedecktes Leben führen. Das ihm vom Kaiser als Judaslohn zugeschickte Geld vertheilte er sofort unter die Armen. Im J. 517 traf deßhalb auch den heil. Theodosius die Verbannung. Nichts desto weniger unterzeichnete er das in unserm Werke (oben S. 177) angeführte Protestschreiben an den Kaiser. Als aber dieser im folgenden Jahre vom Blitze getödtet worden war, konnte er wieder nach Palästina zurückkehren, wo er noch weitere eilf Jahre die Gläubigen durch seinen tugendhaften und heiligen Wandel erbaute. Er starb nach schweren Leiden, die er mit größter Geduld und ohne das geringste Verlangen nach Erleichterung ertrug, im J. 529, dem 105. seines Alters. Die ihm zugeschriebenen Wunder sind zahlreich: Kohlen und Weihrauch entzündeten sich von selbst an dem Orte, wo eine Kirche mit Kloster erbaut werden sollte; eine Frau, welche am Blutflusse litt, wurde plötzlich gesund; ein einziges Getreidekörnchen wurde so vermehrt, daß man einen ganzen Speicher mit Getreide anfüllen konnte; einem Knaben, der in einen tiefen Brunnen gefallen war, rettete er das Leben; eine Schaar Heuschrecken vertrieb er mit einem einzigen Worte; für durch Sonnenhitze verbrannte Getreidefelder erflehte er den nöthigen Regen; Schiffbrüchigen und andern dem Ertrinken Nahen kam er wunderbar zu Hilfe u. dgl. Er wird am besten als Einsiedler abgebildet; vor ihm kniet dankend die Mutter, deren Kind er gerettet hat, oder er spendet aus den kaiserlichen Geldsäcken den Armen, ertheilt Unterricht etc. (I. 680–701.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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