Volcuinus, S.

Volcuinus, S.

S. Volcuinus, Abb. Conf. (13. Nov. al. 18. Sept., 18. Oct.) Der hl. Volcuinus, auch Volquinus, Vulchinus, Vulcuinus und Wilkinus geschrieben, ist eine Zierde des Cistercienserordens in Deutschland. Vor seinem Eintritte in den Orden war er einige Zeit Pfarrer in einem westfälischen Dorfe gewesen. Als dasselbe abbrannte, und nur sein Haus stehen blieb, fühlte er sich in seiner Demuth tief ergriffen, und sprach unter Thränen: »Was will Gott damit sagen, daß er mich allein übersah, und mich Sünder nicht mit den andern Sündern strafte?« Sein Entschluß, die Welt zu verlassen, stand von jetzt an fest. Er verkaufte sein ganzes bewegliches Besitzthum und machte aus dem Erlös drei Theile. Den größten vertheilte er unter die armen Abgebrannten, den andern hinterließ er seinem Nachfolger, und mit dem dritten bestritt er seine eigenen Bedürfnisse. Dann trat er zu Walkenried im Harzthale, welches seit dem J. 1129 die Cistercienser bezogen hatten, ins Kloster. Von hier aus wurde er durch den heil. Bernhard als erster Abt nach Sittichenbach abgeordnet. Einer von den zwölf Mönchen, Hilduinus, lag am Fieber krank, und konnte nicht mitziehen. Da trat der Heilige voll Gottvertrauen an sein Lager und sprach: »Warum stehst du nicht auf und willst nicht mitgehen?« Als dieser erwiederte, daß er mit Freuden ginge, wenn er nur könnte, gebot er ihm: »Stehe auf und folge uns dahin, wo Gott uns haben will; das Fieber wird dich nicht weiter beunruhigen.« So geschah es, und die Cistercienser bezogen im Mai des J. 1141 das neue Kloster. Es wurde von ihnen Sichem genannt, und war durch den Edlen Esico von Bornstedt gestiftet, vom Grafen Friedrich von Beichlingen mit dem Dorfe Oberheilingen, von dem Edlen Heinrich von Schirmbach aber mit einem Steinbruche beschenkt und so der Klosterbau ermöglichet worden. Der fromme und eifrige Abt Volcuinus brachte es durch sein Ansehen beim Volke, von welchem er schon bei Lebzeiten wie ein Heiliger verehrt wurde, zu großer Blüthe. Seine Ordensstrenge tritt in seiner Predigt vom Unkraut unter dem Waizen besonders deutlich hervor: »Die Klöster sind so genannt von der Clausur, der Abschließung von der Welt. Sie sollen ihre Insassen nicht bloß dem Leibe, sondern auch der Seele nach von aller weltlichen Begierde und aller irdischen Lust streng absondern.« Von der klösterlichen Armuth sagte er, daß eben sie die tauglichen Männer für das Ordensleben hervorbringe (paupertas foecunda virorum). Aus dieser Ursache war er bemüht, in seinem Kloster ein Leben zu schaffen, das die volle Reinheit und Heiligkeit der Ordensregel abspiegelte. Er erreichte dies durch sein eigenes Vorbild. In dem Zeitraume von 24 Stunden pflegte er den ganzen Pfaller durchzubeten. Zu diesem Ende erhob er sich mitten in der Nacht, lang ehe es die Klosterordnung gebot, von seinem Lager, und begab sich entweder in die Kirche oder an einen andern, dem Gebete günstigen Ort. Fiel nicht ein größeres Fest auf den Freitag, so genoß er an jedem derselben nur Wasser und Brod, dem Asche beigemischt war. Ueberhaupt trank er nur Wasser. Oft wiederholte er: »Das Fasten besteht aus zwei Stücken, der Enthaltung von Speisen und der Enthaltung von Sünden; ohne Nutzen enthält sich der Speisen, wer den Lastern ergeben ist.« Aber auch durch zahlreiche Werke der Barmherzigkeit an Armen, Kranken, Gefangenen, Wittwen und Waisen, welche er in christlicher Liebe mit allem Nothbedarf versah, bewährte er sich als einen treuen Jünger Jesu. Auf diese Weise verbreitete sich der Ruf seiner Heiligkeit immer weiter. Schon bei Lebzeiten, noch mehr aber nach seinem Tode um das Jahr 1172 galt er als Wunderthäter. Doch fehlten auch diesem Manne die Verfolgungen nicht. Ludwig der Eiserne von Thüringen (vom J. 1150–1172) bedrückte das Kloster und entzog ihm die Einkünfte aus dem Dorfe Heilingen. Dafür konnte er nach seinem Tode nicht zur Ruhe kommen, und erschien deßhalb dem hl. Abte, damit er seinen Sohn Ludwig bewege, das entwendete Eigenthum dem Kloster wieder zu erstatten. Unter dem Abte Aemilius erfolgte die Erhebung des Heiligen und seine feierliche Uebersetzung in die Kirche. Seine Fürbitte wurde später besonders in Fieberkrankheiten vielfach mit gutem Erfolge angerufen47. Die Boll. nennen ihn unter den Uebergangenen. (Oct. VIII. 277.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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