Wilhelmus (21)

Wilhelmus (21)

21Wilhelmus, V. Bav. Dux. (7. Febr.) Dieser bayrische Fürst erhielt von seinem Volke den Beinamen der Fromme. Als er im J. 1579 seinem Vater Albrecht V. auf dem Throne nachfolgte, war er bereits 31 Jahre alt. Als Fürst von Gottes Gnaden war und blieb er bis an sein Ende seinen Unterthanen das Vorbild eines vollkommenen Dieners Gottes. Mit einem würdevollen Aeußern und dem hellen Blicke eines weisen und gewissenhaften Regenten verband er die innigste Liebe zu Gott, den regsten Eifer für die Reinheit des Glaubens und der Sitten in seinem Volke, die tiefste Demuth und die größte Liebe zur Armuth und zu den Armen. Er erblickte zu Landshut am 29. Sept. d. J. 1548 das Licht der Welt. Von Jugend auf fromm und unschuldig, ehelichte er am 22. Februar des J. 1568, 20 Jahre alt, die fromme Renata, eine Tochter des Herzogs Franz von Lothringen. Beide Gatten waren dem katholischen Glauben mit vollster Ueberzeugung zugethan, keinem seiner Unterthanen war gestattet, von demselben abzuweichen. Er hatte und nahm an der Rückkehr mehrerer zum Protestantismus abgefallener Mitglieder seines Hauses den innigsten Antheil. Aus dieser Ursache überwies er die Leitung der Schulen den Jesuiten, für welche er herrliche Gebäude herstellen ließ. Sein Glaubenseifer erstreckte sich bis nach Indien, China und Japan, indem er die dortigen Missionen kräftigst unterstützte. Die Stadt München wurde unter seiner Regierung das deutsche Rom. Das Erzbisthum Cöln bewahrte er vor dem Abfalle, indem er im J. 1583 dasselbe gegen den abtrünnigen Erzbischof Gebhard, Truchseß von Waldburg, seinem Bruder Ernst zu verschaffen wußte. Unter seiner Regierung erhoben sich zu München mehrere neue Kirchen, unter andern die durch Größe und Pracht hervorragende St. Michaelskirche. Die kunstvolle Hofmusik unter dem berühmten Meister Orlando di Lasso, das einzige Vergnügen, welches er sich gestattete, mußte gleichfalls die Ehre Gottes verherrlichen. Vorzüglich aus diesem Grunde fanden auch alle andern Künstler, hauptsächlich Maler, bei ihm reichen Erwerb. Vielen Kirchen schenkte er Altarblätter von den ersten Meistern. So oft er eine Wallfahrt unternahm, z. B. nach Tuntenhausen, Andechs, Ebersberg, Loreto etc., brachte er jedesmal reichliche Opfer für die besuchte Andachtsstätte mit. Alle frommen Anstalten fanden an ihm den freigebigsten Wohlthäter. Die öffentlichen Häuser befahl er zu schließen, und ließ für den Unterhalt derjenigen, welche zu einem gesitteten Lebenswandel zurückkehren wollten, Sorge tragen. Ein besonders weiches Herz hatte dieser wahrhaft große Fürst, der sich über die schiefen Urtheile der Welt muthig zu erheben wußte, gegen Arme und Nothleidende, Kranke und Hilfsbedürftige jeder Art. Er theilte mit ihnen seinen Tisch und seine Einkünfte, besuchte sie bei Tag und Nacht in ihren Wohnungen, und reichte ihnen hier persönliche Hilfeleistungen und Almosen. Zur Linderung des Schicksals der leidenden Menschheit errichtete er das herzogliche Spital zu München, stiftete ein Kranken- und Waisenhaus, und bestimmte ein besonderes Haus bei St. Rochus in München zur Beherbergung dürftiger und hilfloser Pilger, welchen er öfter, besonders in seinen letzten Lebensjahren, unter häufigen Küssen eigenhändig die Füsse wusch. Gegen sich selbst beobachtete er die äußerste Strenge. Man erzählt von blutigen Geißlungen, die er an sich vornahm, um die Gelüste des Fleisches zu zähmen. Außerdem trug er ein rauhes Bußkleid und fastete häufig, Alles aus Liebe zu unserm göttlichen Erlöser, so daß ein protestantischer Schriftsteller von ihm sagt, er sei zwar kein Mönch gewesen, habe aber vielleicht alle Mönche seines Landes an Frömmigkeit übertroffen. Seinen Kindern gab er eine treffliche Erziehung, namentlich wußte er seinem ältesten Sohne Maximilian, welchem er im J. 1598 die Regierung übertrug, eine ganz vorzügliche Ausbildung zu geben. Seit dem J. 1602, in welchem er seine fromme Gemahlin zur Ruhestätte in der Gruft zu St. Michael begleitet hatte, schien er der Welt völlig abgestorben zu sein. Selbst der Tod sollte seiner Wohlthätigkeit keine Grenzen setzen. In seinem letzten Willen bedachte er das St. Elisabethen-Hofspital, das Waisen-und Bruderhaus, das Armenhaus und das Spital zum heil. Geist in München, sowie die Siechenhäuser auf dem Gasteig und in Schwabing mit großen Geschenken. Als am 7. Febr. des J. 1626 sein edles Herz zu schlagen aufhörte, wurde er ohne alles Gepränge, wie er ausdrücklich angeordnet hatte, in der Gruft zu St. Michael beigesetzt. Seine Grabschrift enthält die Worte: »Meine Sünden schrecken mich; vor dir, o Herr, erröthe ich; wenn du als Richter kommen wirst, verwirf mich nicht!« Selbst Gustav Adolph von Schweden, als er diese Inschrift las, soll über die Frömmigkeit und. Demuth dieses katholischen Fürsten die höchste Rührung empfunden haben.



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