Blasius, SS. (1)

Blasius, SS. (1)

1SS. Blasius, Ep. et Soc. MM. (3. Febr.) Kaum wird irgend ein anderer Heiliger der morgenländischen Kirche im Abendlande eine größere Berühmtheit und Verehrung erlangt haben, als der hl. Blasius, Bischof und Martyrer von Sebaste in Armenien. Wenn auch über ihn vier verschiedene Acten, die in griechischer Sprache geschrieben sind und von den Bollandisten (lateinisch) mitgetheilt werden, auf uns gekommen sind; so verdienen sie doch wenig Glauben, weil deren Verfasser erst aus der späteren Zeit stammen, und man kann daher sagen, die Lebensgeschichte des hl. Blasius sei im Ganzen genommen unbekannt. Gewiß ist von ihm nur dieß, daß er Bischof von Sebaste war und auf Befehl des Statthalters Agricolaus von Kappadocien und Kleinarmenien gegen das Jahr 316 (nach Baronius, nach Andern, wie Canisius 288) in der Verfolgung des Licinius gemartert wurde. Weil jedoch der hl. Blasius besonders auch in Deutschland eine große Verehrung gefunden hat und noch findet, so wird es am Platze seyn, das Wesentliche aus jenen vier Acten über ihn mitzutheilen und dieß um so mehr, als das Eine oder Andere in den liturgischen Büchern der Kirche, z.B. Brevier, Martyrologium, Benedictionale, Aufnahme fand, und das Hauptsächliche seines Martyrtodes aus denselben in das Mart. Rom. überging. – In der Stadt Sebaste in Armenien (in den Acten steht Kappodozien) von vornehmen und reichen Eltern geboren und christlich erzogen, wurde er mit den gereiftern Jahren seiner Tugenden wegen zum Bischofe jener Stadt erwählt, welchem Amte er mit dem redlichsten Eifer vorstand und in dem er in dem gleichen Maße für die Heilung der Seelenkrankheiten seiner Heerde sorgte, als er es zuvor, in der Arzneikunde wohl erfahren, für die Leiber gethan hatte. Nicht lange nach seiner Erhebung auf den bischöflichen Stuhl brach eine grausame Verfolgung gegen die Christen aus. Auf göttliche Eingebung verbarg sich der Heilige in einer Höhle des argeischen Gebirges, wohin Niemand zu ihm kam als die wilden Thiere, die ihm ihre Kranken brachten und mit traurigen Geberden um deren Gesundheit gleichsam baten. Begab es sich, daß der Heilige eben dem Gebete oblag, so warteten die Thiere in Ruhe und Stille dessen Vollendung ab und lehrten nicht eher in ihre Höhlen zurück, als bis sie von dem hl. Manne den Segen erhalten hatten. In der genannten Verfolgung wurden vorzüglich die wilden Thiere gegen die Christen in Anwendung gebracht, und da die Vorhandenen nicht ausreichten, so befahl der Statthalter neue einzufangen und ihm zur Verfügung zu stellen. Auf der Jagd, die nun angestellt wurde, fanden seine Abgesandten den ganzen Tag nichts, bis sie endlich Abends zu der Höhle des hl. Blasius kamen und da eine große Menge Löwen, Tiger und Wölfe und Bären entdeckten, zugleich mit dem Heiligen, wie er dem Gebete und der Betrachtung oblag. Sobald der Statthalter von dem Aufenthalte des Bischofs hörte, ließ er sich denselben vorführen, redete anfangs auf's Freundlichste mit ihm, brach aber dann in Wuth aus, als der Heilige ihn zum Verlassen des Götzendienstes ermunterte, und ließ ihn auf das Grausamste schlagen. In's Gefängniß zurückgeführt, erhielt er einen Besuch von einem Weibe, dem er früher durch ein Wunder ihr einziges Schwein aus dem Rachen eines Wolfes errettet hatte. Wir führen dieß an, weil von diesem Besuche sich eine Ceremonie herschreibt, die sich bis auf den heutigen Tage am Feste des hl. Blasius erhalten hat. Diese Frau nämlich ließ, sobald sie von der Gefangennehmung und Marter unseres Heiligen hörte, ihr Schwein schlachten und brachte ihm zur Erquickung einen Theil davon in's Gefängniß, zugleich auch, um den Kerker zu erhellen, einige Wachslichter, die ihm der vom Weibe bestochene Kerkermeister zu behalten erlaubte. Der Heilige nahm dieses Geschenk dankbar an und ermunterte sie zur Tugend, besonders aber dazu, daß sie nach seinem bald erfolgenden Tode sein Andenken mit Almosen u. Anzünden von Lichtern begehen solle, wofür ihr dann des Herrn Segen nicht fehlen werde. Die Frau that, wie er gesagt hatte, und lud auch Freundinnen und Nachbarinnen dazu ein, die Alle mit brennenden Kerzen sein Andenken begingen und die Hülfe des Heiligen für Leib und Seele erfuhren. So lange der heil. Bischof im Gefängnisse war, kamen täglich von allen Orten Kranke und Preßhafte dahin, denen er durch sein Gebet die Gesundheit gab. Unter diesen war auch ein Knäblein, dem eine Fischgräte im Halse stecken geblieben und der nahe am Ersticken war. Der hl. Bischof erflehte nun nicht allein für dieses Kind Hülfe in der Noth, sondern auch für Alle und Jeden, der in's Künftige seine Hülfe anrufen würde, weßhalb er von jeher als Patron in Halsübeln angerufen wird. Von einem griechischen Arzte, Aetius mit Namen, der Mehreres in Bezug auf die Heilkunde geschrieben hat, wissen wir, daß er in dergleichen Uebeln als bestes Mittel anrieth, den schmerzhaften Theil des Halses zu berühren und dabei zu sprechen: »Heiliger Blasius, Martyrer und Diener Gottes, befehle, daß das Uebel weiche.« Doch der Heilige war zu noch größern Leiden aufbewahrt, als zu Gefangenschaft und harten Schlägen. Wenige Tage darnach wurde er abermal vor den Statthalter geführt, und als er auch diesesmal den Grausamen durch seinen Muth und seine Unerschrockenheit zu Schanden machte, auf ein Holz gespannt, gegeißelt und mit eisernen Hacken und Kämmen so schrecklich zerfleischt, daß die Haut vom Leibe hing und nichts als Blut und Wunden an ihm zu sehen waren. Alles war erstaunt über den Heldenmuth, womit der Heilige diese furchtbare Pein ertrug; nur der Statthalter war wüthend und wußte vor Zorn nicht, was er anfangen sollte. Doch seine Wuth bekam sogleich neue Nahrung; denn als auf der Rückkehr des Heiligen in's Gefängniß Sieben Frauen das Blut desselben auffingen und sammelten, ließ er sie sammt zwei Kindern, die einer der Frauen gehörten, sobald er davon benachrichtigt war, ergreifen und nach standhaftem Bekenntnisse, wobei sie die Götzen in's Wasser warfen, mit Hacken zerreißen; allein es half ihm nichts, indem ein Engel des Herrn sie beschützte und ihre Wunden heilte. Als sie endlich auf einen Scheiterhaufen geworfen, vom Feuer unversehrt blieben, wurden sie, mit Ausnahme der zwei Kinder, mit dem Schwerte hingerichtet. Unterdessen wurde der hl. Blasius, weil alles Zusprechen des Richters vergeblich war, in eben das Wasser geführt, in welches die sieben Frauen die Götzenbilder geworfen hatten, um ihn zu ertränken; aber kaum hatte er das Kreuzzeichen darüber gemacht, so verwandelte es sich in so festen Boden, daß er ohne allen Schaden darüber gehen und in die Mitte desselben treten konnte. Auf seinen Zuruf an die Götzendiener, sie möchten, wenn ihre Götzen etwas vermögen, sich gleichfalls ins Wasser wagen, gingen 68 (nach einem andern Bericht 80) Soldaten in dasselbe, kamen aber alle elendiglich um's Leben, während der Heilige trockenen Fußes an's Gestade zurückkehrte. Der Statthalter, ganz beschämt über das Vorgefallene, ließ ihn augenblicklich ergreifen und mit den zwei Kindern, die wahrscheinlich noch im Gefängnisse gehalten und von ihrer Mutter dem Heiligen anvertraut wurden, enthaupten, wie bemerkt, um das Jahr 316. – Als durch die Kreuzzüge die Gebeine des hl. Blasius in das Abendland gebracht wurden, kam auch seine Verehrung daselbst sehr in Aufnahme und wurde besonders durch die vielen wunderbaren Heilungen, die auf seine Fürbitte geschahen, überaus vermehrt. Sein Name steht, wie bemerkt, mit dem Wesentlichen aus seiner Leidensgeschichte am 3. Febr. im Mart. Rom.20 und werden daselbst die sieben Frauen mit den zwei Kindern oder Knaben gleichfalls erwähnt. Seine Reliquien wurden in allen Theilen Europas verbreitet und um der Heilungen willen, die daran öfters geknüpft waren, sehr gesucht. Bei den Griechen wird das Fest unseres Heiligen als ein gebotener Feiertag begangen und am 11. Febr. abgehalten. In einigen alten Martyrologien wird sein Andenken am 15. Febr. angemerkt. Als Patron in Leiden des Halses und der Kehle, sowie in Seelenleiden wegen verschwiegener Sünden (letzteres, weil er wahrscheinlich einmal einer in dieser Hinsicht leidenden Seele geholfen hat) ist der hl. Blasius Einer der vierzehn Nothhelfer. An vielen Orten Deutschlands und gewiß auch in andern Ländern herrscht am Feste des hl. Blasius die Sitte, an die Gläubigen den Blasiussegen zu spenden, indem der segnende Priester in der Nähe des Halses derselben zwei Kerzen in Kreuzform hält und dabei die Worte spricht: »Per interet praeservet te ...« Zu Maratea im Königreich Neapel fließt aus seinen Reliquien ein Saft, der in einem silbernen Becher aufgefangen und den Andächtigen zum Trinken wider allerlei Krankheiten gegeben wird. Zu Ebolo, gleichfalls im Königreich Neapel, wird in der Pfarrkirche des hl. Eustachius in einem Kristallglas ein Finger und in einer Ampel etwas von dem Fette unseres Heiligen aufbewahrt, bei denen das Merkwürdige dieß seyn soll, daß, so oft beide Reliquien zusammengebracht werden, das Fett schmilzt, aber wieder hart wird, wenn man sie von einander absondert. In der Stadt Tarent wird ein Achselbein des Heiligen gezeigt, das jederzeit einen sehr lieblichen Geruch von sich geben soll. – Was endlich die Darstellung betrifft, so wird er abgebildet als Bischof mit Insel, in der rechten Hand den Hirtenstab, in der linken zwei brennende Kerzen; oft eine eiserne Hechel neben sich, häufig wie ein Rechen gezeichnet. Bisweilen wird er auch als Eremit abgebildet, mit Schweinkopf und allerlei Gethier und Geflügel neben sich; oder im Kerker, mit einem halbtodten Kinde neben sich – Darstellungen, die ihre Erklärung im Vorausgehenden finden.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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