- Caesarius, S. (3)
3S. Caesarius, Ep. et Conf. (27. Aug.). Eines der glänzendsten Lichter in Frankreich während der ersten Hälfte des 6. Jahrh. war der hl. Cäsarius (frz. St-Césaire). Bischof von Arles (Arelate). Um das J. 469 oder 470 zu Chalons an der Saone aus vornehmer Familie geboren, zeigte er schon in seinem frühesten Knabenalter, daß er zu etwas Außerordentlichem berufen sei; denn in einem Alter von sieben Jahren glühte er schon von solcher Liebe zu den Armen, daß er sich, ihre Blöße zu bedecken, oft seiner eigenen Kleider beraubte und selbst halbentblößt nach Hause kam. Achtzehn Jahre alt, verließ er sein älterliches Haus und begab sich zu dem damaligen Bischofe Silvester von Chalons, der ihm die Tonsur gab und ihn in den Dienst der Kirche aufnahm. Um aber ganz in der Verborgenheit Gott zu dienen, und getrieben von dem Verlangen nach höherer Vollkommenheit, entfloh er nach zwei Jahren heimlich und begab sich unter die Leitung des Abtes Procarius im Kloster Lerin, wo ihm das Amt eines Kellermeisters übertragen wurde. Nachdem er aber von diesem beschwerlichen Amte befreit worden war, widmete er sich gänzlich den Uebungen der Buße und Beschauung, und bewies dabei eine solche Strenge, daß man wegen gänzlicher Entkräftung für sein Leben in Sorge kam. Deßhalb genöthigt, die Aerzte von Arles zu Rathe zu ziehen, fand er Gelegenheit, den hl. Bischof Aeonius daselbst (30. Aug.), der sein Verwandter war, zu sehen. Der hl. Oberhirte hatte an ihm ein besonderes Wohlgefallen, begehrte ihn von seinem Abte, ertheilte ihm das Diakonat und Presbyterat, und übertrug ihm einige Zeit nachher die Leitung eines auf einer Insel der Rhone in einer der Vorstädte von Arles erbauten Klosters. Nach Verfluß von drei Jahren fühlte der hl. Aeonius sich dem Tode nahe, und begehrte vor seinem Ende den Cäsarius zu seinem Nachfolger. Vergeblich ergriff dieser die Flucht und verbarg sich in den römischen Gräbern, deren Trümmer man noch jetzt bei Arles sieht; er wurde entdeckt und mußte den gemeinsamen Wünschen des Volkes und des Clerus nachgeben, die ihn im Jahre 502 (nach Butler 501) einstimmig zu ihrem Bischofe erwählten. Er war damals etwas mehr als 30 Jahre alt und verwaltete noch 40 Jahre das bischöfliche Amt mit wahrhaft apostolischem Eifer und Geiste. Nicht nur lag ihm Alles daran, seine Heerde in der Alles übertreffenden Erkenntniß Christi zu befestigen und zur Tugend und Vollkommenheit zu führen, sondern er war auch für das allgemeine Beste der Kirche thätig, indem er theils eingerissenen Mißbräuchen steuerte, theils dem überhandnehmenden Semipelagianismus durch Wort und Schrift, privat und auf Concilien entgegenwirkte. Das wichtigste dieser Concilien ist das von Orange (Arausio, Arausiacum), dem er vorstand und dessen Beschlüsse von ihm selbst verfertigt wurden. Auf dieser Versammlung, deren Beschlüsse von Papst Felix IV. bestätigt wurden, ward über die Ketzerei des Semipelagianismus das Verwerfungsurtheil ausgesprochen, und von ihr datirt es sich, daß die ganze Kirche die Halbpelagianer immer unter die Ketzer zählte. Doch im Leben dieses ausgezeichneten Dieners Gottes fehlte es nicht an Leiden, die übrigens mehr aus den politischen Zeitereignissen ihm zuflossen, die aber alle zur Ehre der Religion und zu seiner eigenen Verherrlichung ausschlugen. Zweimal ward er in die Verbannung geschickt, weil die jedesmaligen Regenten seines Gebietes Verdacht hatten, er wolle Verrath üben und das Land an seinen frühern Herrn (den Herzog von Burgund) wieder zurückbringen; allein jedesmal kam seine Unschuld an den Tag, und man überzeugte sich, daß sein Streben nur auf das Wohl der Seelen abzielte, und er sich in politische Händel nicht mische. Von Ravenna aus, wohin er zuletzt abgeführt wurde, begab er sich nach Rom, wo ervom Papste Symmachus, von der Geistlichkeit und dem ganzen Volke, die ihn sehnlichst kennen zu lernen wünschten, sehr ehrenvoll aufgenommen wurde. Der Papst gab ihm das Pallium und bestätigte – entgegen den Bestrebungen des Erzbischofs von Vienne – die Vorrechte der Kirche von Arles. Außerdem machte er ihn zum apostolischen Vicar und übertrug ihm die allgemeine Aufsicht über alle kirchlichen Angelegenheiten von Spanien und Gallien. Dieß geschah etwa im Jahre 513. Im darauffolgenden Jahre kehrte der hl. Cäsarius in sein Bisthum zurück, und fuhr mit demselben Eifer an der Heiligung seiner Heerde bis zu seinem 72. Lebensjahre zu arbeiten fort. Seine Gebrechlichkeit kündigte ihm endlich das Herannahen seiner letzten Stunde an, worauf er sich in das von ihm gegründete Frauenkloster bringen ließ, um seine geistlichen Töchter (er hatte ihnen nämlich eine eigene, von tiefer Weisheit zeugende Regel geschrieben) zum Voraus über den Schmerz zu trösten, den sie bei seinem Tode empfinden würden. Allein seine Worte vermehrten nur noch mehr ihre Betrübniß; darum ließ er sich in seine bischöfliche Kirche zurücktragen, wo er in Gegenwart mehrerer Bischöfe und Priester am Vorabende des Festes des hl. Augustin (27. Aug.) im J. 542 starb. Viele Wunder bezeugten vor und nach seinem Tode seine Heiligkeit. Von ihm sind noch mehrere Schriften vorhanden, die zum größten Theil Reden enthalten, von denen mehrere dem hl. Augustin und Ambrosius zugeschrieben werden. Diese Reden zeichnen sich durch liebliche Einfachheit und durch wahrhaft apostolischen Geist aus und sind ein sprechendes Zeugniß des frommen und erleuchteten Sinnes ihres Verfassers.3 Endlich kommt noch zu erwähnen, daß sein Nameam 27. Aug. auch im Mart. Rom. vorkommt, wo er ein Mann von wunderbarer Heiligkeit und Frömmigkeit genannt wird.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.