Cunigundis, S. (1)

Cunigundis, S. (1)

1S. Cunigundis (Cunegundis, Chunegundis) Augusta, Virgo et Vidua. (3. al. 5. 6. März). Vom Altd. = die Edelkühne; Königstochter etc. – Die hl. Cunigundis, auch Kunegund oder Chunegund. die jungfräuliche Gemahlin des hl. Kaisers Heinrich II. (im Mart. Rom. heißt er immer Heinrich I.), war die Tochter des Grafen Siegfried von Luxemburg und seiner Gemahlin Hedwig. Sie wandelte von der zartesten Kindheit an getreu dem Rufe, wozu der Christ in der heil. Taufe eingeweiht und mit der dazu erforderlichen Kraft vom Himmel ausgerüstet wird. Ihre Eltern verehelichten sie an den Herzog Heinrich von Bayern, der nach dem Tode des Kaisers Otto III. zum Kaiser erwählt und am 6. Juni 1002 in Mainz zum deutschen König gekrönt wurde, welche Krönung nicht lange darnach, nämlich am Feste des hl. Laurentius, auch an der hl. Cunigundis zu Paderborn vollzogen wurde. Im Jahre 1014 begaben sich Beide, der damaligen Sitte gemäß, nach Rom und empfingen aus den Händen des Papstes Benedict VIII. die Kaiserkrone. Wie sehr der gottesfürchtige Heinrich der frommen Cunigundis würdig war, beweist das Geschenk (Morghengabam), das er ihr am Tage der Vermählung gab, nämlich ein sehr kostbares, auf viele tausend Goldgulden geschätztes Crucifix (griechischer Arbeit, wie die Inschriften zeigen), welches, wie alle, die vor 800 Jahren in Italien, Frankreich und Deutschland gemacht wurden, Christum mit vier Nägeln angeheftet darstellte, und jetzt wahrscheinlich in München sich befindet. Die Geschichte erzählt, daß Beide am Hochzeittage, jedem Andern unbewußt, ein förmliches Gelübde der Keuschheit abgelegt haben; wenigstens heißt es in den von einem Bamberger Mönche herrührenden Acten der hl. Cunigundis, sie sei mit dem hl. Heinrich nicht fleischlich (carnaliter), sondern blos leiblich (corporaliter, oder wie eine andere vielleicht bessere Leseart hat, copulariter, d.h. ehelich) verbunden gewesen und habe ihre Jungfrauschaft mit Zustimmung ihres Gemahls bis an ihr Lebensende bewahrt, wie dieß Gott auch durch ein Wunder bezeugt habe. Da nämlich der höllische Feind mit Neid ihr stilles Glück ansah, bediente er sich der Verläumdung, um es zu zerstören, indem er, wie wir aus dem Leben des hl. Heinrich ersehen, drei Tage hinter einander in der Gestalt eines schönen Jünglings an den Gemächern der Kaiserin erschien und ganz frei aus und einging. Die Folge davon war, daß man sie eines geheimen unerlaubten Umganges beschuldigte und der Kaiser selbst Argwohn gegen die Treue seiner Gemahlin schöpfte. Die hl. Cunigundis jedoch, mehr über das Aergerniß betrübt, welches hieraus entstand, als über die Verdemüthigung, welche dadurch über sie kam, setzte ihr ganzes Vertrauen auf Gott, und um zu beweisen, daß sie von dem ihr angeschuldigten Verbrechen frei sei, ging sie nach der in jener Zeit üblichen Feuerprobe mit bloßen Füßen über glühende Pflugeisen (super ignitos vomeres), ohne sich nur im Geringsten zu verletzen.58 Heinrich, über dieses Wunder betroffen, beschuldigte sich selbst einer allzugroßen Leichtgläubigkeit und bat die Kaiserin fußfällig um Verzeihung, die ihm auch bei der gründlichen Frömmigkeit und Tugend derselben im vollsten Maße zu Theil wurde. Seit dieser Zeit lebten Beide in der innigsten Vereinigung und suchten in Allem nur Mittel, die Ehre Gottes und das Wachsthum der Gottseligkeit zu befördern. Nach einer gefährlichen Krankheit, die sie bei ihrem Aufenthalte in Hessen zu bestehen hatte, erfüllte sie das Gelübde, das sie gemacht, nämlich ein Kloster zu Capungen, jetzt Kaufungen (Confugia) bei Kassel, im Bisthum Paderborn, zu stiften. Sie wollte Klosterfrauen vom Orden des hl. Benedict dahin einführen; allein während sie mit diesem frommen Werke beschäftigt war, wurde ihr der Gemahl im Jahre 1024 durch den Tod entrissen. Dieser Todfall brachte ihren Entschluß zur Reise, selbst in das Kloster einzutreten und die übrigen Tage ihres Lebens Gott zu dienen. Am Jahrestage nach dem Tode des Kaisers versammelte sie eine große Anzahl von Bischöfen, um die Kirche zu Kaufungen einzuweihen. Nachdem das Evangelium der heil. Messe gelesen war, legte sie das kaiserliche Gewand ab, zog ein armes Kleid an und ließ sich die Haare abschneiden, worauf ihr dann der Bischof von Paderborn den Schleier und einen Ring gab zum Unterpfande der Treue, die sie ihrem göttlichen Bräutigam halten sollte. Nach dieser Einweihung schien die hl. Kunigund ihre vorige Würde ganz vergessen zu haben, betrachtete sich in der Genossenschaft als die letzte der Schwestern und fürchtete jede Rückerinnerung an ihren weltlichen Stand. So sehr war sie aller Pracht der Welt abgestorben, daß sie, als sie auf ihrem Sterbebette die Zubereitung eines mit Goldborten besetzten Todteninches, um die Leiche damit zu bedecken, gewahrte, sogleich durch Zeichen befahl, dasselbe zu entfernen, und sich nicht eher beruhigen ließ, als bis man ihr versprach, sie mit ihrem Ordenskleide zu begraben. Sie starb den 3. März 1040, nachdem sie 15 Jahre im Kloster zugebracht hatte, und wurde zu Bamberg, wo sie so Vieles für die Kirche gethan hatte, neben ihrem kaiserlichen Gemahl beigesetzt. Da mehrere Wunder an ihrem Grabe und durch ihre Fürbitte geschahen, so fand sich Innocenz III. bewogen, sie im Jahre 1200 feierlich unter die Zahl der Heiligen aufzunehmen. Im allgemeinen Mart. Rom. wird ihr Andenken an ihrem Todestage, den 3. März, gefeiert, im besondern Theile desselben aber für die Benedictiner am 5. und für die Cisterzienser am 6. desselben Monats. In der Erzdiöcese Bamberg, sowie in mehreren andern bayerischen Diöcesen wird ihr Fest am 3. März gefeiert, und zwar in Bamberg, wo sie als Diöcesan-Patronin verehrt wird, sub ritu dupl. 1. Class. Auf Kirchenbildern wird sie dargestellt mit dem Modell des Bamberger Domes, mit einer glühenden Pflugschaar und die Kaiserkrone auf dem Haupte. – Auch werden mehrere liebliche Legenden, z.B. von der hl. Cunigundis-Glocke, Schale, Weinpfahl etc., erzählt, die wir jedoch leider aus Mangel an Raum nicht in das Heiligen-Lexikon aufnehmen konnten.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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