- Dionysius, S. (12)
12S. Dionysius, Ep. I. August. et M. (26. Febr.). Die ersten Anfänge der Kirche Augsburgs sind in so dichtes Dunkel gehüllt, daß man schon von vorne herein darauf verzichten muß, bis zur reinen Wahrheit hindurchdringen zu wollen. Wie anderwärts, so fehlte es auch hier nicht an Bestrebungen, ihren Ursprung aus den ersten Zeiten des Christenthums herzuleiten. So z.B. lassen Einige den hl. Lucius (3. Dec.) von den Apostelfürsten bekehrt werden und in Augsburg das Evangelium verkünden. Andere halten dafür, schon unter Kaiser Nero seien Strahlen des evangelischen Lichtes nach Augsburg, damals eine der bedeutendsten römischen Niederlassungen im südlichen Deutschland, gedrungen, was gewiß nicht unmöglich, ja sogar wahrscheinlich ist, jedoch nicht mit historischer Sicherheit nachgewiesen werden kann. Wieder Andere wollen zur Zeit Vespasians mit den in alle Länder zerstreuten Juden einige Christen dahin gelangen und den christlichen Glauben dortselbst verbreiten lassen. Wie dem auch immer sei, nach einer Ueberlieferung, die auf uns gekommen, wäre der hl. Dionysius der erste Bischof von Augsburg gewesen. Wie dieß zu nehmen sei, läßt sich gleichfalls nicht sicher entscheiden, um so weniger, als es allem Anscheine nach schon vor der Ankunft des hl. Narcissus in dieser Stadt, also schon vor der Bekehrung des hl. Dionysius, eine beträchtliche Anzahl Christen daselbst gegeben haben mag. Dafür spricht eine alte Tradition der Kirche von Augsburg, welche am 5. Aug., dem eigentlichen (nun aber auf den 9. Aug. transferirten) Feste des hl. Afer, noch viele andere hhl. Martyrer verehrt, die in Augsburg während der Diokletianischen Verfolgung, vor dem Martyrium der hl. Afra für den christlichen Glauben ihr Blut vergossen haben, deren Namen jedoch, wie es im Augsburger Proprium in der 4. Lection heißt, nur Gott bekannt sind.19Demnach möchte man den hl. Dionysius nur insofern für den ersten Bischof von Augsburg halten, als eben vor ihm kein Bischof dieser Stadt bekannt ist, ohne daß er gerade wirklich der erste in der Reihenfolge der Bischöfe gewesen wäre. Doch wir lassen dieß dahin gestellt und kommen nun auf unsern Gegenstand. Nach der Bekehrungsgeschichte der hl. Afra und der Ueberlieferung der Kirche von Augsburg war der hl. Dionysius der Bruder der hl. Hilaria (12. Aug.), somit der Oheim der hl. Afra, und wurde mit diesen durch den auf seiner Flucht durch Augsburg reisenden spanischen Bischof Narcissus zum christlichen Glauben bekehrt und getauft. Der hl. Narcissus soll ihn sodann zum Priester oder, und ihn ermahnt haben, auf dem von ihm gelegten Fundamente fortzubauen. Der fromme Schüler, heißt es in den Lectionen der II. Nocturn im Proprium Augustanum am 26. Febr. weiter, befolgte mit aller Treue und allem Eifer die Ermahnungen und Aufträge seines Lehrmeisters, und ließ sich die Bekämpfung und Ausrottung des Götzendienstes überaus angelegen seyn. Von der Liebe Gottes ganz durchglüht, predigte er ohne Furcht vor dem grausamsten Tode und ohne durch die Martern der hl. Afra und ihrer Gefährtinen abgeschreckt zu werden, das Evangelium, und fuhr in diesem seinem hingebenden Eifer, die Heiden zum Glauben zu bekehren, so lange fort, bis auch er in Banden geschlagen und, da er Christum nicht verläugnen wollte, zum Tode verurtheilt ward. Auf welche Weise er gemartert wurde und in welchem Jahre, ist gänzlich unbekannt. Nach Einigen wurde er mit seiner Schwester Hilaria und den Mägden der hl. Afra an dem Grabe der Letztern verbrannt; allein dem dürfte entgegenstehen, daß sein Name in der Leidensgeschichte der hl. Afra nicht vorkommt, während doch darin der hl. Hilaria und der Mägde Digna, Eunomia und Eutropia Erwähnung geschieht. Der Augsburger Chronist Khamm (in Hierarch. August. P. I. p. 62) und Andere lassen ihn erst zwei Jahre nach dem Tode der hl. Afra (also im Jahre 305) durch das Schwert hingerichtet werden. Wir werden nicht irren, wenn wir mit Bra un (Geschichte der Bischöfe von Augsburg, 1. Bd. S. 49) uns der Vermuthung hingeben, der hl. Dionysius werde die hl. Afra nicht lange überlebt haben, indem wohl anzunehmen seyn dürfte, der Statthalter Gajus, der jene Heilige zum Feuertode verurtheilte, werde ein ganz besonderes Auge auf ihn, als der Familie Hilaria's angehörig und als Vorsteher der Christen, gehabt und ihn, sobald er seiner habhaft werden konnte, zum Martyrtod verurtheilt haben. Endlich sei noch bemerkt, daß sein Fest zu Augsburg und in der ganzen Diöcese sub ritu dupl. 2. Class. am 26. Febr., als dem Tage einer Translation, die im Jahre 1258 durch Bischof Hartmann stattfand und von Papst Alexander IV. mit reichlichen Ablässen versehen wurde (vgl. Monum. Boic. vol. XXII. p. 219), gefeiert wird. Auf kirchlichen Gemälden hat er keine besondere Auszeichnung, sondern wird eben als Bischof dargestellt mit einem Palmzweig in der Hand als Martyrer.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.