Florentinus, SS. (11)

Florentinus, SS. (11)

11SS. Florentinus, Hilarius et Aphrodisius, MM. (27. Sept.) Im Anfange des fünften Jahrhunderts brachen rohe Völkerschaaren in Gallien ein und marterten und tödteten um ihres Glaubens willen mehrere Christen, unter die man auch die hhl. Florentinus, Hilarius (frz. St-Hilier) und Aphrodisius zählt. Sie wohnten in der längst zerstörten Stadt Pseudun, im Bisthume Autun. An der Stätte des alten Pseudun liegt jetzt das Dorf Semont, zu der Pfarrei St. Marc gehörig, an der Seine. Die Heiligen ermunterten sich wechselseitig zum Fasten, Beten und zu allen christlichen Tugenden. Als sie Viele zum Christenthume bekehrten, beraubte man sie aller Güter und schnitt ihnen, um die Predigt vom Kreuze ihnen unmöglich zu machen, die Zunge ab. Als sie aber hierauf nur um so beredter im Dienste des göttlichen Wortes waren, wurden, Florentin und Hilarius enthauptet; des Aphrodisino wird weiter nicht mehr gedacht. Die beiden Ersten stehen auch im Mart. Rom. – In der Mitte des neunten Jahrhunderts wurden ihre Leiber von Pseudun nach Lyon übertragen und in dem Kloster Atnay beigesetzt. Später geschahen mehrere Vertheilungen ihrer heil. Ueberreste. Die Pfarrkirche in Bremur an der Seine, die eine halbe Stunde von Semont entfernt liegt, soll in den Besitz des Hauptes des hl., Florentin gekommen seyn. So bei Butler (XIII. 329.), wo noch beigefügt ist, daß man den Tod der hhl. Florentin und Hilarius auf den 27. Sept. um das J. 406 setzt, während die Bollandisten (Sept. VII. 404.) vermuthen, daß sie in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts gestorben seien. – Die Schweizer Legendisten behaupten von dem hl., Florentin, er sei Bischof von Sitten (Sedunum) gewesen und habe als solcher seine bischöfliche Amtsverwaltung um das J. 39733 angetreten. Vorher sei er Mönch zu Aquileja gewesen und habe schon vor dem Antritt seines Bisthums in der Eigenschaft eines Missionärs die Schweiz durchwandert, als treuer Glaubensbote die Lehre des Kreuzes verkündet und die Menschen dem Herin zuzuführen gesucht. Hilarius sei sein Diakon und Begleiter gewesen. Florentin habe ungefähr zehn Jahre seine ihm anvertraute Heerde geweidet und für diese mit seinen Gefährten das Leben gegeben, und zwar nach Mabillon im J. 407, nach de Rivaz 408, nach Andern 411. Die erstern Angaben scheinen ihnen die wahrscheinlicheren. Als Ort seines Todes bezeichnen sie St Pierre des Clages, zwei Stunden unterhalb Sitten Allein die Bollandisten stellen durchaus in Abrede, daß Florentin und Hilarius sie Wallis starben, noch viel weniger wollen sie zugeben, daß Ersterer Bischof von Sitten gewesen. Mit scharfen Beweisgründen führen sie dieses durch, widerlegen alle Jahrbücher, Chroniken, selbst die Noten des gelehrten Cardinals Cäsar Baronius zu seinem Martyrologium, sowie auch das römische Martyrologium selbst, das am 27. Sept. berichtet: »Zu Sitten im Walliserlande (Seduni in Gallia) des hl. Martyrers Florentin, welcher mit dem hl. Hilarius, nachdem man ihnen die Zunge abgeschnitten, auf gegebenen Befehl enthauptet wurde.« Und nachdem sie die gelehrten Zeugen des In- und Auslandes durch alle Jahrhunderte hindurch entkräftet, sagen sie über die Annalen von Wallis, diesen sei der Irtthum zu verzeihen, da die Walliser für sich wie »Cicero pro domo sua« geschrieben hätten. Weitere Beweisgründe bringen sie in der frühzeitigen Verehrung dieser Heiligen in Burgund, Lyon und andern Orten und suchen nachzuweisen, daß ihre Gebeine in Gallien und nicht in Wallis aufbewahrt werden. – Der Verfasser der »Heiligen des Walliserlandes« sagt S. 48 unumwunden: wer diese Kritik lese, werde in die Acta Sanctorum einstimmen und bekennen, diese Martyrer hätten weder bei St. Pierre des-Clages gelitten, noch hätte, Florentin das Bisthum Sinen im Walliserlande verwaltet. Allein vom Martyrium dieser Heiligen an bis auf gegenwärtige Zeiten stehe eine ununterbrochene Kette von Ueberlieferungen und Denkmälern in den Jahrbüchern von Wallis zur Seite, die denn doch den Heldentod des hl. Florentin und seines Dieners Hilarius bei St. Pierre des-Clages hinreichend beweisen. Die Bollandisten, meint er, würden schwer mit dem Beweise thun, daß ein anderer Bischof um diese Zeit der Diöcese im Wallis vorgestanden habe, und noch schwerer mit der Begründung der Behauptung, man habe dort an dieser Ueberlieferung je gezweifelt. Er kenne einmal eine Meinung nicht aufgeben, die so viele Gründe für sich habe, und die sich auf zahlreiche und gewiß haltbare Gründe stütze. – In den freilich nicht ganz verlässigen Acten der hhl. Blutzeugen wird gesagt, diese hätten unter dem Vandalenkönig Crocus und auf seinen Befehl den Tod für die christliche Wahrheit erlitten; und kaum sei an ihnen die himmelschreiende That vollzogen gewesen, habe Gott den grausamen König mit unausstehlichen Schmerzen am ganzen Körper und mit leiblicher Blindheit geschlagen. Dieser habe seine Ungerechtigkeit und Grausamkeit erkannt und zugleich laut bekannt, er leide nur verdiente Strafen. Hierauf habe er die Heiligen um ihre Fürbitte angerufen, durch sie die ersehnte Hilfe erlangt und alsogleich befohlen, ihre Leichname in leinene Tücher zu hüllen, feierlich zu übertragen und im Lager zu beerdigen. Nun frägt weiter der Verfasser der »Heiligen des Walliserlandes«: »Wo hatte der König der Vandalen sein Lager und seinen gewöhnlichen Aufenthalt? Einmal in Wallis nicht. Die Vandalen machten hier nur Raub- und Streifzüge; in Gallien war ihre Niederlassung, das sie durch Feuer und Schwert unterlocht hatten. Ist es nicht muthmaßlich, Crocus habe die heil. Leiber dahingeführt und beerdigen lassen? Und gesetzt auch, sie wären im Anfange am Orte ihres Leidens beigesetzt worden, konnte man sie nicht nachher entwenden und weiterführen? Wallis stund ja unter fremder Herrschaft und hatte keinen Schutz. Es waren die Zeiten des Religionshasses, der grausamen Verfolgung; Rauben und Stehlen war an der Tagesordnung, und wer durfte seine Stimme dagegen erheben? Von dieser Ansicht aus läßt sich erklären, daß Burgund schon früh im Besitze der heil. Reliquien war und Partikel davon in andere Bisthümer versenden konnte. Daher die große Verehrung dieser Heiligen in verschiedenen Bisthümern und Kirchen von Frankreich.«



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