Florentius, S. (26)

Florentius, S. (26)

26S. Florentius, Ep. (7. Nov. al. 23. Dec.) Dieser hl. Florentius, der 20. Bischof von Straßburg, war von Geburt ein Schotte, oder vielmehr ein Irländer, da das heutige Irland zu jener Zeit Schottland genannt wurde, während das jetzige Schottenreich den Namen Albanien oder Pictenland trug. Aus einer der angesehensten und mächtigsten Familien des Landes (nach Einigen gar aus königlichem Geblüte) entsprossen, hätte er Ruhm und Ehre und Reichthum wählen können; aber die göttliche Gnade berührte wundersam sein Herz, und er wählte nach dem Beispiele Jesu Armuth und Niedrigkeit, begann frühzeitig ein strenges Bußleben, und faßte den Entschluß, seine heimatliche Insel zu verlassen, um allen Gefahren auszuweichen, welche Ehren und Ueberfluß, wie sie ihm sein elterliches Haus geboten hätte, ihm bereitet haben würden. Er benützte wahrscheinlich die Heimkehr des Königs Dagobert und reiste mit ihm in das Elsaß, wo er um das Jahr 664 angekommen seyn mochte. Nach Bucelin wären Arbogast, Theodat und Hildniph (nach Andern Fidelis, der in der Folge sein Erzdiakon geworden) seine Begleiter gewesen. Florentius suchte alsbald einen abgeschiedenen Ort, wo er, den Menschen verborgen, nur allein mit Gott in stiller Betrachtung und abgetödtetem Wandel sich unterhalten konnte. Daher floh er auch die Gunst des ihn hochschätzenden Königs, weil er eitlen Ruhm als die gefährlichste Klippe ansah, und vergrub sich in die Waldungen des vogesischen Gebirges. Er wählte seinen Aufenthalt in einem kleinen Thale, am Fuße des sogenannten Ringelsberg, an dem Flüßchen Hasel, das am Ausgange des Thales drei Stunden von Molsheim und sechs Stunden von Straßburg sich in die Breusch ergießt. Da erbaute sich der Heilige eine Zelle, und bald gesellten sich einige Jünger ihm bei. Der Ruf seiner Heiligkeit drang auch bald an Dagoberts Hof, der ihn zu sich beschied und ihm, besonders weil er seine von Geburt aus blinde und stumme Tochter Rathilda geheilt haben soll, eine bedeutende Strecke Landes zur Erbauung eines Klosters schenkte, welches Haselach oder Haslach35 hieß, und dessen Mönche sich nicht ausschließlich dem beschaulichen Leben, sondern auch dem Unterrichte der umliegenden Bewohner und theilweise der Bekehrung einiger noch im Heidenthum Versunkenen widmeten, und auf solche Weise großen Segen in die ganze Gegend verbreiteten. Als der hl. Bischof Arbogast von Straßburg im J. 687 starb, wurde Florentius zu dessen Nachfolger erwählt. Nur mit Widerstreben verließ er seine ihm liebgewordene Waldeinsamkeit, um dem Willen des Königs und dem Wunsche der Geistlichkeit und des Volkes zu folgen. Sobald er die bischöfliche Weihe empfangen, bereiste er seine Diöcese, predigte in den Städten und Dörfern, weihte viele Kirchen und setzte ihnen gottesfürchtige Männer vor, schaffte herrschende Mißbräuche ab und suchte überall die verfallene Sittlichkeit zu heben, wodurch er in der That ein »neuer Aposteldes Elsasses« wurde, wie ihn Geschichtschreiber gerne nennen. Oefters besuchte er auch seine geliebten Brüder im Kloster Haslach und erhielt so die stets sich mehrende Genossenschaft in ihrem heiligen Eifer. Der Ruhm seiner Tugenden drang sogar bis in sein Heimatland hinüber und zog viele tugendhafte Leute nach Straßburg, die unter Leitung des heil. Oberhirten die Vollkommenheit erstreben wollten. Aus zarter Liebe für seine Landsleute erbaute er vor der Stadt ein Haus, in welchem diese Ankömmlinge aufgenommen, gepflegt und zu evangelischen Arbeitern gebildet wurden. Neben diesem Hause errichtete er auch eine Kirche, die er unter den Schutz des hl. Apostels Thomas stellte. Bald wurde das Ganze in ein Kloster umgewandelt. Als der heil. Bischof sein Ende herannahen sah, sammelte er seine Geistlichkeit um sich und gab ihr noch väterliche Ermahnungen, besonders den Ordensmännern von Haslach und von St. Thomas, und versibied dann selig im Herrn wahrscheinlich am 7. November, an welchem Tage sein Name auch im Mart. Rom. steht. Butler gibt ihn am 23. December, aber nur, wie er sagt, um sein Leben gleich dem des hl. Dagobert folgen lassen zu können, mit dem Florentius durch die zärtlichsten Bande der Freundschaft verbunden war. – Das Sterbejahr des Heiligen wird verschieden angegeben. Nach Einigen wäre es das Jahr 675 oder 676, nach Andern, zu denen auch das Straßburger Ritual gehört, 687, nach Butler 693. Sein Leibnam wurde zu St. Thomas beigesetzt, und fing gleich mit seiner Bestattung auch seine öffentliche Verehrung an. Zu Anfang des neunten Jahrhunderts versetzte Bischof Rachio, früher Abt in Gregorienthal, aus besonderer Eingebung den Leib des Heiligen mit größter Feierlichkeit nach Haslach, und wurde dann der 3. April als Gedächtnißtag dieser Uebertragung in der ganzen Diöcese gefeiert. Haslach blieb nun 300 Jahre lang im ruhigen Besitze der ehrwürdigen Ueberreste des hl. Florentius bis im 12. Jahrhundert die Chorherren von St. Thomas das Gerücht verbreiteten, Rachio habe zwar den Willen gehabt, die Gebeine des hl. Florentius nach Haslach zu versetzen, ihre Vorfahren aber hätten den Leichnam verborgen. Die Sache wurde von Seite geistlicher und weltlicher Obrigkeit untersucht und zu Gunsten der Kirche von Haslach entschieden. Als Karl IV. im J. 1353 ins Elsaß kam, wallfahrtete er am 6. Nov. nach Haslach, ließ sich den Sarg des Heiligen öffnen und fand Alles gehörig bewährt; hierüber fertigte er eine Urkunde aus und drohte Jenen mit seiner Ungnade, welche die Gerechtsame der Haslacher nicht anerkännten. Bei seiner Abreise erhielt er den rechten Arm des hl. Florentius, den er der Hauptkirche zu Prag schenkte. Fünf Jahre später bekam der Erzherzog Rudolph von Oesterreich und Landgraf von Elsaß am 13. Mai 1358 von dem Haslacher Capitel die Hälfte des linken Armes, welche vermuthlich nach Lille in Flandern in die dortige Kirche des alten Jesuiten-Collegiums gekommen ist. Der Streit zwischen St. Thomas und Haslach dauerte im Stillen fort bis zur Zeit der Reformation, zu der die Stiftsherren von St. Thomas der neuen Lehre huldigten und sonach sich um den Besitz der ächten Reliquien eines Heiligen nicht mehr kümmerten, da sie ja von nun an eine Verehrung derselben als Abgötterei ansehen mußten. – Im J. 1525 wurde die Kirche von Haslach von aufrührerischen Bauern, an deren Spitze ein gewisser Georg Schultheiß von Rosheim stand, geplündert, wobei man die Gebeine des hl. Florentius umher warf und den Sarg mit seinen Kostbarkeiten raubte. Die Reliquien aber wurden nachher wieder gesammelt und der Verehrung der Gläubigen ausgestellt. Dieselben befinden sich nun in der Pfarrkirche zu Haslach. – Man sieht den hl. Florentius bald als Einsiedler, bald als Bischof gemalt, umgeben von wilden Thieren, weil diese einst friedlich um seine einsame Hütte lebten. Auch sieht man neben ihm einen Bären, der wie ein Schäferhund Schafe hütet. (But. XVIII. 482.)



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