Gualtenius, S.

Gualtenius, S.

S. Gualtenius, (3. Aug. al 3. 22. Mai), Abt von Melroß in Schottland, gewöhnlich Walthen, auch Walten, Walen, Waltheof etc. genannt. war nach Butler (X. 318) der zweite Sohn des Grafen Simon von Huntingdon und der Mathilde (engl. Maud), einer Tochter der Judith, welche eine Nichte Wilhelms des Eroberers war und den mächtigen Grafen Waltheof von Northumberland, einen Sohn112 des tapfern Grafen Sieward (Siquard), der zu seiner Zeit ein Schild seines Vaterlandes war, geheirathet hatte. Mathilde's erster Sohn hieß, wie der Vater, Simon, welcher in seiner Kindheit Thürme und Burgen baute. während unser hl. Walthen, sein jüngerer Bruder, Kirchen und Klößer zu bauen pflegte. Später erbte Simon die Güter und Titel seines Vaters und zeichnete sich im Kriege aus; Walthen aber zeigte stets die größte Neigung zur Frömmigkeit und wurde auch durch seine Mutter Mathilde zu allen Tugenden angeleitet. Da diese nach dem Tode ihres ersten Gemahls von König Heinrich I. dem frommen König David von Schottland, dem würdigen Sohn der hl. Nargareiha, zur Ehe gegeben wurde, kam unser hl. Gualtenius auch mit an den königlichen Hof von Schottland, wo er mit dem hl. Aelredus (Ailred) innige Freundschaft schloß und von ihm das Himmlische noch mehr sieben, das Irdische aber gering schätzen lernte. Schon damals pflegte er bei allen seinen Handlungen zu fragen: »Wie wird mir dieß zum ewigen Leben dienen?« Da er wohl fühlte, wie vielen Fallstricken man in der Welt ausgesetzt sei, faßte er den Entschluß, sich in ein Kloster zurück zu ziehen. Er verließ hierauf Schottland und ging in die Grafschaft York in England, wo er bei den regulirten Kanonikern zu Nostel bei Pontefract im Kloster des hl. Oswald die Gelübde ablegte. Als er zum Priester geweiht war, machte man ihn zum Sacristan, welche Stelle ihn besonders freute, da er nun immer in der Nähe seines Herrn und Gottes seyn konnte. Einige Zeit nachher mußte er das Priorat von Kirkham annehmen, wo er eine zahlreiche Genossenschaft zu leiten hatte. Er verdoppelte nun seinen Eifer für die Uebung aller Tugenden. Besonders hatte er beim Gebete eine innige Andacht, und so wurde ihm denn einmal am heil. Weihnachtsfeste die Gnade einer sichtbaren Erscheinung des Herrn zu Theil, indem er nach der heil. Wandlung anstatt der heil. Hostie ein wunderliebliches Kind in seiner Hand hielt, das ihm in himmlischer Liebe seine Arme entgegen streckte, dann aber verschwand, als er die heil. Hostie wieder auf den Altar legte. Er selbst vertraute dieses nur seinem Beichtvater an, der es dann nach seinem Tode unter eidlicher Bekräftigung Mehreren erzählte, unter denen auch sein Lebensbeschreiber Johannes Fordunus war, der es der Nachwelt aufbewahrte. – Das Verlangen nach höherer Vollkommenheit bewog ihn später, in den kurz vorher entstandenen strengeren Orden der Cistercienser zu treten. In diesem Vorhaben bestärkte ihn sein Freund, der hl. Aelred. der selbst diesem Orden angehörte und damals Abt von Rievall war. Er begab sich daher in das Kloster Wardon in der Grafschaft Bedford und nahm das Ordenskleid an. Da er dort nicht sicher war, begab er sich nach Rievall. Doch mußte er in dieser Zeit viele Trübsale erdulden. In seinem neuen Beruf schien nämlich sein Leib unter der Last der Arbeit, der Nachtwachen und Fasten unterliegen zu müssen, wozu eine lang anhaltende Geistesdürre und zahlreiche innere Beängstigungen traten. Aber da er nicht nachließ zu beten, kam ihm Gott zu Hilfe und sendete überreichen Trost in sein Herz. Seit dieser Zeit dachte und sprach er wie der hl. Bernardus, daß die Weltmenschen nur die Bußübungen, nicht aber die innern Freuden des frommen Lebens sehen (cruces vident, unctiones non rident). Vier Jahre nach Ablegung der Gelübde wurde Guatenius Abt von Melroß (Melrose, Mailros) an der Tweed in Schottland, nachdem er früher das ihm angetragene Erzbisthum von York ausgeschlagen hatte. Als Abt stiftete er die Klöster Kylos in Schottland und Holm-Coltrum in Cumberland. Auf seine Gebete geschahen mehrere Heilungen. Zweimal vermehrte er wunderbarer Weise die vorhandenen Vorräthe. Das Erzbisthum St. Andrews, zu welchem man ihn im J. 1154 befördern wollte, schlug er beharrlich aus. Endlich nahte das Ende seines Lebens. Nachdem er seine Ordensgenossen zur Liebe und Beobachtung der heil. Regel ermahnt und die heil. Sterbsaccamente empfangen hatte, starb er am 3. Aug. 1160. In einigen schottischen Kalendern steht er am 3. und 22. Mai; aber in den Kalendern von Schottland und England, sowie in dem der Cistercienser steht er am 3. Aug. (I. 241-.277.)



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