- Gudila, S. (1)
1S. Gudila, V. (8. Jan. al. 6. Juli). Die hl. Jungfrau Gudila, die Patronin von Brüssel, wird auch Gudula, Guodila, frz. Ste-Goule oder Engoule, in Flandern Gôëlen genannt. Ihr Name bedeutet wohl ursprünglich so viel als die Gute, Gütige etc. Sie stammte aus gräflich Brabantischem Geschlechte. Ihr Vater hieß Witgerus, ihre Mutter war die hl. Amalberga1, welche mit Pipin von Landen nahe verwandt war. Der Wohnort ihrer Eltern wird bei den Bollandisten (Jan. I. 516) Martinae genannt, was wahrscheinlich dem heutigen Merchtem in Südbrabant entspricht. Die hl. Äbtissin Gertrudis1 von Nivelles, eine Tochter des Majordomus Pipin, hob sie aus der heil. Taufe und übernahm auch ihre Erziehung. Nachdem diese im J. 664116 gestorben war, kehrte die hl. Gudila, »die Brust vom Tranke der Weisheit voll«, zu ihren Eltern zurück, wo sie ein sehr strenges Leben führte und Gott das Gelübde ewiger Keuschheit ablegte. Bald aber beschloß sie, sich noch mehr von der Welt zu entfernen. Sie suchte daher und fand bei der benachbarten St. Sal vatorokirche in Moorsel (Morzella), einem nicht weit von ihrem Wohnorte entfernten Dorfe, einen Zufluchtsort, wo sie ganz der Betrachtung und andern Uebungen der Gottseligkeit ungestört obliegen konnte. Der Inhalt ihres Gebetes war, »daß Alles, was sie denke und thue, vor Gottes Augen angenehm seyn möge.« Dabei züchtigte sie ihren Körper, um ihn in die Dienstbarkeit des Geistes zu dringen (1. Kor. 9, 27). Von ihren Bußübungen wollen wir nur eine erwähnen, daß sie nämlich auch bei strengster Kälte barfuß ging, aber dabei die Vorsicht gebrauchte, Schuhe ohne Sohlen anzuziehen, damit ihre Abtödtung Niemand bekannt würde. Mancherlei Anfechtungen des bösen Feindes schlug sie standhaft zurück. Einmal löschte er ihr, als sie nächtlicher Weile zur Kirche ging, das Licht aus; sie betete aber, und die Lampe fing von selbst an, wieder zu brennen, weßwegen sie auch mit einer Lampe abgebildet wird.117Im unerschütterlichen Vertrauen auf die Macht des Gebetes wirkte sie im Namen Jesu auch noch viele andere Wunder an Kranken aller Art etc. Endlich starb sie am 8. Jan. 712. Ihre irdischen Ueberreste ruhten zuerst in Hamm bei Vilvorden (Villevorde), dann bei St. Salvator zu Moorsel, wo sie auch Kaiser Karl der Große besuchte und verehrte. Im Jahre 978 kamen sie nach St. Gangerich in Brüssel und seit dem J. 1047 sind sie in der dortigen Hauptkirche, die jetzt ihren Namen trägt. Die Uebertragungsfeier der hl. Gudila wird nach den Bollandisten am 6. Juli (II. 249) begangen. Nach Menzel (Symb. I. 119) lief der Baum, auf dem sie gesessen, selbst zu ihrem Grabe und blieb auf demselben stehen. Nach einer andern Stelle (Symb. II. 187) wuchs ein Pappelbaum auf ihrem Grabe zu Hamm, und ein Vogel sang angenehm auf dessen Zweigen. Als aber ihre Reliquien nach Moorsel gebracht wurden, sah man am andern Morgen den Pappelbaum mit dem Vogel daselbst, während er in Hamm verschwunden war. Nach Symb. II. 394 hängte sie einmal ihre Handschuhe an einem Sonnenstrahle auf. Bei den Boll. sind ihre bei Lebzeiten und nach dem Tode gewirkten Wunder ausführlich angegeben. (513–530.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.