Humbaldus, B.

Humbaldus, B.

B. Humbaldus (Humbaudus), Ep. (20. Oct.) Der hl. Bischof Humbaldus von Auxerre, frz. Humbaud und Humbaud, wird von Einigen als der Zweite dieses Namens bezeichnet, indem sie statt Vibaldus irrig Humbaldus lesen, den sie dann als Ersten benennen. Der Reihenfolge nach war er 53. Bischof von Auxerre (Antissiodorum). Sein Vater hieß Humbaldus, seine Mutter Adela. Im J. 1076 war er Decan des Domcapitels. Er hatte unter den Augen des Bischofs Heribertus (1040–1052) eine sorgfältige und christliche Erziehung empfangen, in der Folge aber stufenweise alle Grade der Priester- und Canonicatswürde durchgemacht. Das Jahr seiner Geburt ist nicht ausdrücklich angegeben. Der Neo-Bollandist Victor de Buck bestimmt es zwischen den Jahren 1040–1050. Als im J. 1094 Bischof Robert starb, wendeten sich die Augen Vieler auf ihn; gleichwohl konnte er nicht ohne die Entscheidung des Papstes sich weihen lassen. Urban II. entschied zu seinen Gunsten und consecrirte ihn selbst zu Mailand in der ersten Hälfte des J. 1095. Sein Lob faßt die Geschichte der Bischöfe von Auxerre in die Worte zusammen: er habe seiner Kirche innerlich und äußerlich viele Wohlthaten erwiesen, was aber nicht etwa blos von dem Kirchengebäude, dem Dom des hl. Stephanus, zu verstehen ist; denn schöne Kirchen und Ornamente sind für sich noch keine Beweise der Tugend eines Priesters oder Bischofes, wohl aber umgekehrt vernachläßigte Kirchen Beweise ihrer Untauglichkeit oder Lauigkeit. Bei Humbaldus zeigte sich schon am Anfang seines Episkopates, daß der Geist der Gerechtigkeit und der Liebe ihn durchweg beseelte. Er forderte vom Grafen Wilhelm II. von Nevers Verzicht auf das von ihm und seinen Vorfahren an den bischöflichen Gütern und Einkünften ausgeübte sog. Spolienrecht; der Graf leistete in der That diesen Verzicht für sich und seine Nachkommen.66 Ferner erweiterte er den Dom und schmückte dessen Chor und die Krypta mit herrlichen Gemälden, Glasfenstern, Teppichen, Candelabern und kostbaren Geräthen. Die bischöflichen Einkünfte und die des Domcapitels suchte er durch neue Erwerbungen zu vermehren und brachte größere Ordnung in deren Verwaltung. Den Klöstern jedoch, die damals Zucht, Armuth und Frömmigkeit vielfach vernachläßigten, sah er längere Zeit zu viel nach und wurde deßhalb vom Papste auf dem Concil zu Clermont zu »wachsamerer Sorgfalt« ermahnt. Im J. 1097 nahm er an der Einweihung des St. Stephansklosters in Nevers Antheil. Ueberhaupt sehen wir ihn seit dieser Zeit an der Erneuerung kirchlicher Einrichtungen und der Verbesserung der Kirchenzucht eifrig mitwirken. Zwischen den Jahren 1100 und 1107 reformirte er die Regular-Kanoniker bei St. Peter und St. Eusebius, nachdem er vorher einem Concil zu Rom (1099) und wahrscheinlich auch einem zu Sens (1098), sowie den Synoden von Etampes (1098) und Anse (1100) angewohnt hatte. Auch im J. 1104 wurden Concilien zu Troyes (Trecae) und Paris gehalten, bei welchen er gleichfalls zugegen war. Im J. 1106 ließ er sich durch Papst Paschalis II. die Gerechtsamen seiner Kirche neuerdings bestätigen, und wohnte im folgenden Jahre der von dem nämlichen Papste vollzogenen Einweihung der Kirche und des Cistercienser-Klosters la Charité (Ecclesia S. Mariae de Caritate) an der Loire bei. Wir finden ihn auch im J. 1113 bei der Einführung der Regular-Kanoniker zu St. Victor in Paris. Ein besonders wichtiges Ereigniß aber ist die unter sein Episkopat treffende Stiftung des Cistercienser-Klosters Pontigny im J. 1114, wo er den ersten Abt Hugo einsetzte. Dem Kloster Fonteme oder Fontemoi (Fons humidus, Fontismus) wurde er einer der vorzüglichsten Wohlthäter. Ueberhaupt entwirft der Biograph von ihm ein sehr schönes Bild: »Er war frischen Geistes, vorsichtig in der Rede, tiefblickend im Rathe, sanft und geduldig, heiter im Blicke, angenehm in seinem Erscheinen und Gange, Allen leicht zugänglich, seinem Innern und Aeußern nach Allen entsprechend; er oblag zu gehöriger Zeit dem Gebete, war aber auch manchmal ein Freund geselliger Unterhaltung, sorgte für sein und der Seinigen Einkommen und hielt sich gerne bei Vornehmen, auch Kriegsleuten, auf; aber noch lieber war er in der Gesellschaft seiner Geistlichen, die er oft zu Tisch zog und mit Kleidern und andern Bedürfnissen versorgte. Von fleischlichen Begierden wurde er öfter versucht; aber er unterdrückte sie sorgfältig durch Mäßigkeit in Speisen und Getränken. Als Bischof aß er nie Fleisch, auch nie Fische, sondern nur Gemüse; Wein trank er nur ganz wenig. Nie saß er bei Tische, ohne Arme um sich zu haben; in der Fasten nahm er deren täglich zwölf zu sich und theilte am grünen Donnerstag Geld, am Ostersonntage aber auch Kleidungsstücke unter sie aus.« Zuletzt unternahm er noch eine Wallfahrt ins gelobte Land und besuchte die heiligen Stätten. Auf der Rückkehr aber litt er Schiffbruch und ertrank am 20. Oct. 1115. Sein Nachfolger war der hl. Hugo7. Die Bollandisten vermuthen, daß ihm in Auxerre aus dem Grunde keine kirchliche Verehrung gezollt werde, weil keine Reliquien von ihm vorhan. den sind. Merkwürdig ist immerhin, daß er im Necrologium Autissiodorense bis auf den heutigen Tag nicht einmal den Titel »venerabilis« führt. Auch in dem Werke: »De gestis Pontificum Autissiodorensium« wird er weder »selig«, noch »heilig« genannt; nur in dem daselbst befindlichen Namensverzeichnisse der Bischöfe heißt er »selig«. Aber ein altes Wandgemälde im Dom von Auxerre enthielt sein Bild mit dem Titel »heilig«, auf welches hin die neuern Bollandisten den Beweis »unvordenklicher Verehrung«67 stützen und deßhalb unsern Humbaldus als »selig« bezeichnen. (VIII. 996– 1007.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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