Joachim, S. (1)

Joachim, S. (1)

1S. Joachim, Conf., Pater B.M.V. (20. März, al. 9. 16. Sept. etc.). Der Name Joachim, eigentlich nach dem Hebr. Jehojakim oder Jojakim (d.i. Gott hat bestellt, befestigt etc.) ist im A. T. nicht unbekannt. So heißt namentlich der 18. König von Juda, der vom J. 611–600 v. Chr. regierte. Doch hatte er diesen Namen erst von dem ägyptischen Könige Nechao erhalten (4. Kön. 23, 34), während er früher Eliakim (hebr. Eljakim) hieß, was übrigens ganz die nämliche Bedeutung hat, indem Jeho (Jahu, Jah) wie El im Hebr. »Gott« bezeichnet. Sein Sohn und Nachfolger hieß dagegen Joachin (hebr. Jehojakin = Gott hat hingestellt36, gegründet etc.), auch Jojakin, Jeconjah, Jechonias etc. – Für uns Christen ist der Name Joachim besonders wichtig, da er den Gemahl der hl. Anna und den Vater der seligsten Jungfrau Maria bezeichnet. Zwar gibt die heil. Schrift über die Eltern Mariä und ihre Lebensverhältnisse nichts Näheres an, und was darüber sich findet, ist aus einer apokryphen Schrift, dem Proto-Evangelium Jacobi, geschöpft; aber dieses war bereits in der frühesten Zeit der christlichen Kirche in Umlauf und schon dem Origenes, Petrus von Alexandria, Gregorius von Nyssa, Epiphanius und Andern bekannt. Wir haben das Wesentlichste davon oben bei S. Anna1 (I. 220 ff.) gegeben, worauf wir hier ausdrücklich verweisen. – Bei Lukas (3,23 ff.), wo das Geschlechtsregister der seligsten Jungfrau Maria gegeben ist, wird zwar ihr Vater (Josephs Schwiegervater) Heli genannt, und auch im Talmud heißt Maria eine Tochter des Heli; allein dieses ist nur abgekürzt von Heljakim oder Eliakim, welcher Name, wie schon oben bemerkt wurde, gleichbedeutend ist mit Joachim, wie dieses auch Calmet (Dict. bibl.) angibt. – Was aber die Bollandisten am 20. März (Ill. 77–80) über den hl. Joachim berichten, weicht von diesen Angaben vielfach ab. Sie finden es nämlich für wahrscheinlich, daß Joachim aus ansehnlicher, aber verarmter Familie war, dann zu Nazareth ein geringes Anwesen erwarb und dort die Anna, wohl aus dem Stamme Levi, zum Weibe nahm, die ihm in hohem Alter die seligste Jungfrau Maria gebar. Der bei Luk. 3,23 vorkommende Heli sei keineswegs identisch mit dem hl. Joachim, sondern vielmehr der Vater der hhl. Joachim und Joseph; somit seien diese zwei leibliche Brüder gewesen. Nach dem Tode des hl. Joachim habe sein Bruder Joseph die verwaiste Maria als Erbtochter nach Pflicht und Recht als seine künftige Gemahlin zu sich nach Nazareth genommen, wie dieß die Boll. im Leben des hl. Joseph am 19. März (III. 15. nr. 45) darzuthun sich bemühen, nachdem sie schon vorher (III. 10) das nämliche Verhältniß des Mardochäus zur Esther nach dem Texte der Septuaginta (Esth. 2,5) als Beispiel angeführt haben. Die heil. Jungfrau sei damals 11 oder 12 Jahre alt gewesen und bis zu dieser Zeit von ihrem 3. Jahre an im Tempel zu Jerusalem erzogen worden. Das wirkliche Versprechen (Desponsatio) zwischen ihr und dem hl. Joseph sei aber erst 3 Jahre nachher in Gegenwart der Verwandten vor sich gegangen, doch mit dem Vorbehalte, einstweilen sich des wirklichen ehelichen Vollzuges zu enthalten, bis Gott irgend ein Zeichen Seiner Willensmeinung kund gäbe. Mit der Zeit hätten dann Joseph und Maria eine solche Erklärung der göttlichen Absicht erhalten und dann das Gelübde der Enthaltsamkeit erneuert und bekräftigt etc. Joachim, der ein Alter von 80 Jahren erreichte, habe zu Nazareth gewohnt; es habe aber nichts Unwahrscheinliches, daß er in der Folge mit Anna nach Bethlehem, vielleicht sogar nach Jerusalem gezogen sei. Wenigstens gebe es eine Ueberlieferung der Kirche von Jerusalem, nach welcher die hl. Jungfrau Maria in der Wohnung ihres Vaters zu Jerusalem geboren worden sei. So erkläre sich auch leicht die Weihung und Erziehung Mariä im Tempel. Später habe dann Joseph, der nie von Nazareth weggezogen sei, sie wieder nach Nazareth zu sich genommen. Der hl. Joachim wurde aber nicht in Jerusalem, sondern im Thale Josaphat begraben und später (etwa zu Ende des 4. Jahrhunderts) nach Jerusalem übertragen. – Im Oriente wurde zur Ehre des hl. Joachim schon früh ein Fest gefeiert, und nach den Bollandisten werden am 9. Sept. (III. 326) die hhl. Joachim und Anna in griechischen Kalendern erwähnt. Im Abendlande findet sich noch zur Zeit des hl. Bernhard nicht eine Spur von einem solchen Feste. Ein Martyrologium vom J. 1491 setzt zwar ein Fest des hl. Joachim auf den 9. Dec. an, und nach den Bollandisten wird er auch am 16. Sept. (V. 249) in einem Martyrologium erwähnt; aber erst im J. 1510 soll Papst Julius II. dieses Fest eingeführt, seine Feier auf den 20. März (den Tag nach dem Feste des hl. Joseph) verlegt und priesterliche Tagzeiten für dasselbe angeordnet haben. In das Mart. Rom., wo der hl. Joachim ebenfalls am 20. Sept. erwähnt ist, wurde er nach Benedict XIV. (De Canoniz. I. 4. p. 2. c. 18. nr. 9) von Papst Paul V. (1605–1621) aufgenommen. Sein Nachfolger, Papst Gregorius XV., hat das Officium verbessert, und Papst Urban VIII. hat, um die Verehrung dieses heil. Namens in der Kirche Gottes zu befördern, sein Fest auf den Sonntag in der Octav der Himmelfahrt Mariä gesetzt, wo es im röm. Breviere sub ritu dupl. maj. steht. – Nach Benedict XIV. (I. c. l. 4. p. 2. c. 29. nr. 2) gehört der hl. Joachim, ebenso wie die hl. Anna, schon zu den Heiligen des Neuen Testaments. – Reliquien des hl. Joachim sollen sich in Köln, Bologna etc. befinden. Dargestellt wird er als ein alter Mann; zuweilen trägt er Maria als Kind auf den Armen, oder hält einen Korb mit Tauben in den Händen oder hat ihn neben sich stehen, welche Thiere auf das Opfer im Tempel hindeuten. Andere Darstellungen finden sich bei Hack (S. 187. 223) angegeben. (III. 77–80.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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