- Marcellus, S. (44)
44S. Marcellus, Abb. (29 Dec.) Dieser hl. Marcellus war Abt der Akömeten zu Constantinopel. Diese Mönche hießen »Schlaflose«, weil bei ihnen die Einrichtung getroffen war, daß Tag und Nacht unaufhörlich die Psalmen gesungen wurden. Zu Constantinopel hießen sie von dem großen Kloster Studium (seit dem J. 463) auch Studiten. Ihr erster Abt Alexander, gleichfalls, wie der hl. Marcellus, ein geborner Syrier, ertheilte ihm die Aufnahme. Er hatte übrigens, obschon mitten in der Welt, schon als Jüngling sich von der Welt getrennt. Von reichen Eltern zu Apamea geboren, verließ er seine Vaterstadt, um zuerst in Antiochia bei einem Rhetor den Wissenschaften zu obliegen, dann aber zu Ephesus in der Abgeschiedenheit von allem Irdischen Gott allein zu dienen. Ein frommer Knecht, welchen die Legende Promotus nennt, war ihm hier nicht wenig Antrieb zur Frömmigkeit; er lernte von ihm die Kunst, recht zu leben, während er durch Fortsetzung der Studien den Geist auszubilden beflissen war. Auf das väterliche Erbtheil hatte er theils zu Gunsten seines Bruders verzichtet, theils die Armen mit demselben bedacht. Er verdiente sich seinen Unterhalt durch Bücherabschreiben; was er mehr einnahm, als zur Lebensnothdurft erforderlich war, gab er den Armen. So war er bereits ein vollkommener Mönch, ehe er ins Kloster trat. Im Kloster der Akömeten bemerkte man bald seine Vorzüge und wollte ihn schon nach dem Tode Alexanders (im J. 430) zum Abte haben. Er entfloh und entging für dießmal der von ihm gefürchteten Würde. Aber nach dem Ableben des Abtes Johann55, der im J. 440 eine andere Niederlassung der Akömeten, die er Irenäum (Friedensort) nannte, gegründet hatte, wohin ihm der hl. Marcellus gefolgt war, neuerdings gewählt, konnte er nicht mehr ausweichen. Mehr als vierzig Jahre verwaltete er dieß Amt mit solcher Weisheit und Liebe, daß sein Name im ganzen Morgenland berühmt wurde. Am Schlusse seiner Lebensbeschreibung ist gesagt, daß er die Zeit, welche ihm bei seiner Amtsverwaltung übrig blieb, auf dreierlei Beschäftigungen verwendete. Erstlich gab er denjenigen, die mit sündhaften Gedanken angefochten wurden, Gehör und Rathschläge nach Anweisung der hl. Schrift und eigener Lebenserfahrung; zweitens ließ er solche, die Unrecht litten oder zu leiden vermeinten, vor sich, und gab ihnen Vorschriften an Richter, Pfleger, Statthalter, ja selbst manchmal, wenn es nothwendig war, an den Kaiser selbst, der ihm gern zu Willen war; drittens besuchte er die Kranken und verschaffte ihnen Pflege und Unterhalt. Ehe er starb, belehrte er die Seinigen noch einmal über das künftige Leben, für welches er in seinen irdischen Lebenstagen sich sorgfältig vorbereitet hatte. Das Menologium der Griechen schreibt ihm nach Metaphrastes auch Wunder und Weissagungen zu. Er befand sich unter den Vätern des Concils zu Constantinopel vom J. 448, auf welchem Eutyches entsetzt wurde. Er steht auch im Mart. Rom. und im El. Sein Tod fällt ins J. 485 oder 486. Auf Bildern sieht man ihn (Mg.) in betender Stellung. (Sur.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.