- Mechtildis, S. (1)
1S. Mechtildis (Mechthildis) (19. Nov. al. 10. April, 15. Aug.). Diese jungfräuliche und reich begnadigte Braut Christi erblickte zu Eisleben in Obersachsen das Licht der Welt. Sie war eine geborne Gräfin von Hackeborn (Hakibron) und Schwester der seligen Gertrudis6. Man war sehr besorgt, ihr sogleich nach der Geburt die hl. Taufe zu ertheilen, denn ihre Seele sollte nach dem Willen Christi ohne Verzug zum Tempel Gottes und zum Wohnsitze seiner Gnade eingeweiht werden. In ihrem siebenten Jahre wurde sie zur Erziehung ins Kloster Rodersdorf (Rodardesdorf) gebracht, blieb aber dem zurückgezogenen und frommen Leben beständig zugethan, und legte daselbst auch die Gelübde ab, obwohl die Mutter gewünscht hätte, daß sie eine ihr offen stehende eheliche Verbindung nicht ausschlage. Mehr ist aus Butler (IV. 479) über sie nicht zu entnehmen, da er sie im Weitern mit der seligen Mathildis von Diessen verwechselt, und dort sterben läßt.188 Sie ist ohne Zweifel mit ihrer Schwester der hl. Gertrud um d.J. 1255 nach Helpeda, dem heutigen Helfta, eine halbe Stunde östlich von Eisleben, übergesiedelt, wo man nach der Reform von Clugny lebte. Daher heißt sie auch bei den Boll. (Febr. III. 626) Elpediana. Sogleich fing sie an, auch hierin ihrer Schwester ähnlich, wunderbarer Weise in der Liebe Gottes und heiliger Andacht zu entbrennen; ihr Geist frohlockte oft süß erregt in Gott, der mit ihr von früher Jugend an auf besonders gnadenvolle Weise, man möchte fast sagen freundschaftlich, verkehrte (coepit ei Deus familiaris effici, etiam quum valde juvenis esset). Damit verband sie eine solche Liebenswürdigkeit im Umgang, daß sich Alle zu ihr hingezogen fühlten, und eine solche Einsicht auch in die zeitlichen Dinge, daß sie bald dem Kloster in Allem für sehr nützlich gehalten wurde, als ob Gott alle seine Güter in sie niedergelegt hätte. Die täglichen Proben kindlicher Gottergebenheit, welche sie besonders in den Tagen körperlicher Leiden ablegte (sie war sehr häufig mit Kopfschmerzen und einem sehr heftigen Leberleiden heimgesucht), erfüllten ihre Mitschwestern mit großer Bewunderung. Am berühmtesten ist aber die hl. Mechtildis wegen der geheimnißvollen Offenbarungen, die ihr vom Herrn selbst gegeben wurden. Ihre Aechtheit erhellt für uns unzweifelhaft daraus, daß keine unter ihnen der Befriedigung frommer Neugierde, wohl aber jede der Ehre Gottes dient. Sie hielt sich aber für so nichtswürdig, daß sie nur gezwungen und aus Gehorsam von den himmlischen Geheimnissen, die sie sah, etwas aussagen wollte. Schon ihre Mitschwestern erkannten, daß darunter Vieles sei, was in der Schrift nicht enthalten ist, aber sie glaubten, daß ihre Offenbarungen nichts desto weniger glaubwürdig und erbaulich seien, weil sie nichts gegen das Evangelium und die Schrift berichten und weil es offenbar Gottes Güte frei stehe, wenn Er will, solche Ihn liebende Seelen mit besondern Kundgebungen zu begnadigen. Angefangen von der heiligen Menschwerdung Jesu sah sie die Geheimnisse unsers Erlösers und seiner hochgebenedeiten Mutter je nach den Festzeiten des Jahres meistens mit besonderer Beziehung auf ihre eigene Seele und auf ihre Mitschwestern, öfter aber auch mit Beziehung auf weitere Kreise, wobei ihr allemal gesagt wurde was die eigenthümlichen Erscheinungen, die sie wahrnahm, bedeuteten. Von der Welt und den Ereignissen, die damals in ihr vorgingen, schien die hl. Mechtildis und ihre frommen Mitschwestern geradezu nichts zu wissen. Ihr Wandel war mehr himmlisch als irdisch. Einst kniete sie vor dem Throne der heiligsten Dreifaltigkeit zu den Füßen Jesu, als die heilige Jungfrau Maria zu ihr hintrat, um einige Stäubchen zu entfernen, welche zur Vesperzeit wegen irgend einer Sache auf die Enden ihrer Kleider gefallen waren. Zu dem Wenigen, was auf die damalige Zeitrichtung schließen läßt, dürfen wirfolgende Belehrungen rechnen, welche sie, als aus dem Munde des Herrn kommend, ihren Mitschwestern mittheilte: »Ich sage dir in Wahrheit, daß Alle, welche ihre geistlichen Vorstände (praelatos) verachten, in mein Angesicht speien, und wenn Jemand diese Unbild gut machen will, so muß er dieselben lieben.« Jede Seele hat den Beruf, in dem Weinberge des Herrn, welcher die heilige katholische Kirche ist, mit Ihm zu arbeiten. Als die Heilige einst fragte, wie das geschehe, erhielt sie zur Antwort: »durch Begießung«, indem sie fortwährend aus dem stets reichlich fließenden Gnadenströme schöpft, so daß ihr Alles süß und leicht vorkommt, was ohne die Gnade schwer und lästig scheint. Zwischen den Menschen und um sie sah sie die Engel umher eilen, welche die Kirche Gottes vertheidigen. Ein anderes Mal sah sie, wie die seligste Jungfrau zuerst dem Papste, dann den Cardinälen, Erzbischöfen, Bischöfen und sämmtlichen Geistlichen, nach diesen dem Kaiser, den Königen und Fürsten und zuletzt allen auf Erden Lebenden und in gleicher Weise auch den Seelen des Reinigungsortes Wasser aus einer wunderbaren Quelle reichte. Obwohl Alle davon tranken, empfanden doch nicht Alle die Süßigkeit, welche die triumphirende Kirche genießt. Während ihres ganzen Lebens bewahrte sie mit der Gnade Gottes eine fast übermenschliche Reinheit des Herzens. Der Armuth um Christi willen war sie der Art zugethan, daß sie freiwillig nicht selten selbst das Nothwendige verschmähte. Hatten die Schwestern geringe und niedrige Arbeiten zu verrichten, so fand man sie häufig unter ihnen; manchmal legte sie zuerst, und sogar allein die Hand an und ermunterte nicht durch Befehle, sondern durch ihr Beispiel und gute Worte die Untergebenen auf, ihr zu helfen. Sie trug am liebsten abgetragene, gestickte Kleider, während sie in der Verläugnung des eigenen Willens, in der Selbstverdemüthigung, in der steten Bereitwilligkeit zur Uebung des Gehorsams, im Gebetseifer und der Andacht, in der Beschaulichkeit, in den Thränenergüssen heiliger Liebe immer zunahm. Sie lebte äußerlich nur wenig, sondern fast immer im Umgange mit Christus. Daher redete sie auch zu den Schwestern am liebsten von Ihm und erbaute dieselben durch die Macht und Eindringlichkeit ihrer Lehrweisheit. Die Betrachtung des bittern Leidens unsers Heilandes beschäftigte ihre Seele ohne Aufhören. Ihre Gedanken, ihre Reden, ihr ganzes Thun und Lassen bezog sich auf die Wunden des Erlösers, auf sein von Liebe zu uns erfülltes Herz. Sie opferte in heißer Liebesgluth zum Danke dafür ihr eigenes Leben und ihren Willen mit allen seinen Regungen. Im Gebete fand man sie oft mit ausgespannten, manchmal mit in die Höhe gereckten Händen, und nicht selten kam sie betend außer sich, so daß sie nichts fühlte, selbst wenn man sie stieß oder wegzog. Besonders zur Zeit der heiligen Communion überfloß ihre Seele von himmlischer Süßigkeit, und es war ihr als hörte sie den Heiland sagen: »Du bist in mir und ich in dir, und ich will in alle Ewigkeit dich nicht verlassen.« In diesem innigen Verkehr mit dem göttlichen Heilande lernte sie die Betrübten trösten und den Rathlosen in und außer dem Kloster mit dem rechten Rathe an die Hand gehen. Die Schwestern vertrauten ihr gerne die Geheimnisse ihres Herzens an, denn sie hatte Mitleid und Theilnahme mit Allen, die von irgend einer Betrübniß oder einem Leiden beschwert waren. Von Urtheilen über die Mitmenschen, wenn sie auch nicht geradezu ehrenrührig waren, wollte sie nichts wissen. Von letztern aber sagte sie, daß sie dieselbe Strafe vor Gott verschulden wie die Sünde, welche man fälschlich dem Nächsten aufbürde. Sie betete viel für die Bekehrung der Sünder, und wo sie konnte, wendete sie auch um ihre Seelen zu retten die Mittel der Zurechtweisung, der Ermahnung, des Unterrichtes an. Es verging kein Tag, an welchem sie nicht eine oder die andere Seele der Gewalt des Teufels entriß. Besonders war sie für die kranken Schwestern besorgt, so daß keine Arbeitslast sie hindern konnte, dieselben lede einzeln zu besuchen, sich nach ihren Bedürfnissen ängstlich zu erkundigen und mit eigener Hand herbeizuschaffen, was zu ihrer Heilung und Erfrischung dienlich schien. Dieses Liebeswerk übte sie noch im hohen Alter, indem sie sich in die Krankenzimmer tragen ließ und wenn sie nicht reden konnte durch Zeichen und Gebärden ihr innigstes Mitleid in so rührender Weise zu erkennen gab, daß sie Viele zum Weinen bewegte. Sie scheint zwar nicht Äbtissin gewesen und auch nach dem früher erfolgten Tode ihrer Schwester nicht geworden zu seyn, aber sie übte immerhin durch ihren Rath, ihre Beispiele und ihre Weisheit auf die innern und äußern Angelegenheiten des Klosters großen und segensreichen Einfluß. Im Chorgesange machte sie, nach dem Zeugnisse ihrer Mitschwestern, durch ihre Andacht und die Lieblichkeit ihrer Stimme den Eindruck einer mehr englischen als menschlichen Erscheinung. Gegen sich selbst verfuhr sie als strenge Herrin, nicht bloß bezüglich der Werke, sondern auch hinsichtlich der Neigungen. Sie beherrschte ihr Herz indem sie mit aller Wachsamkeit es bewahrte, und ihre Werke, indem sie dieselben um Gottes Willen übte. Diese Herrschaft zeigte sich besonders in ihren sehr strengen Bußwerken. Eines Tags wälzte sie, zur Buße für leichtfertige Gesänge, von welchen sie gehört hatte, ihren Leib der Art in spitzigen Scherben, daß sie vor lauter Wunden weder mehr zu sitzen noch zu liegen vermochte und das Blut in ihrer Zelle herumfloß. Solche Züchtigungen nahm sie öfter vor, um sie Gott als Fürbitte und Genugthuung zur Bekehrung der Sünder aufzuopfern. Sie konnte nicht hören, nicht sehen, daß Jesus, der so Vieles und Schreckliches für uns erduldet hat, durch neue Sünden beleidiget werde, ja sie konnte es schon nicht ertragen, wenn man ohne Liebe von dem Leiden des Heilandes redete, und gerieth dabei in solchen Eifer, daß Angesicht und Hände das Aussehen eines gekochten Krebses bekamen. So in das liebevolle Herz Jesu vertieft und gleichsam eingesenkt in die Quelle der Weisheit und den Abgrund alles Lichtes, kam über sie beim Lesen und Betrachten und eben so unter den geistlichen Gesprächen und Belehrungen, die sie vornahm, eine höhere und himmlische Erleuchtung, so daß sie vorher nicht Erkanntes klar einsah. Die göttliche Liebe war so kräftig in ihr, daß sie mit Gott unmittelbar geeiniget, von dem Feuer seiner Liebe völlig umgeben, ein Geist mit Ihm zu seyn schien. Einst sah sie den Priester während der heil. Messe mit den Blättern, Aesten und Früchten eines sehr schönen Baumes umwunden und erkannte hierin ein Sinnbild, daß ein jeder, der Christi Leiden ehrt und liebt, dessen vorzüglichere Kräfte erlangt, und daß alles von ihm gewirkte Gute ihm zu reichlicherem Verdienste gereicht. Ein anderes Mal schien ihr, daß sie vor dem himmlischen Vater von allen Engeln und Heiligen und allen Geschöpfen wegen mancherlei Sünden und Unvollkommenheiten angeklagt wurde, und ihr geliebtester Heiland sich in die Mitte stellte und für sie redete, worauf sie selbst Muth gewann und den himmlischen Vater um Jesu willen für jede einzelne Sünde um Verzeihung bat, indem sa sein geliebtester Sohn dafür vollkommene Genugthuung geleistet habe. Diese demüthige Magd des Herrn betrachtete sich nämlich, besonders in Anbetracht der empfangenen Gnaden, als sehr undankbar, ja als verdammungswürdig, und erkannte wohl, daß allein das Erlösungsverdienst des Heilandes wie alle andern Menschen so auch sie zu retten und selig zu machen im Stande sei. Die nämliche Wahrheit erkannte sie in mannigfachen Geschenken, welche sie einst den göttlichen Heiland ihren Mitschwestern, da sie die hl. Communion empfingen, austheilen sah. Was aber die zeitlichen Dinge und die erlaubten körperlichen Genüsse betrifft, so hatte sie darüber folgende Regeln vom Herrn empfangen: »Was dem Leibe nothwendig und angenehm ist, soll der Mensch sich zu Eigen machen in Vereinigung mit der Liebe, in welcher ich Alles zu seinem Nutzen erschaffen habe, zweitens in Vereinigung mit der Liebe, in welcher ich auf Erden zur Ehre des himmlischen Vaters und zum Heile der Menschen davon Gebrauch gemacht habe; dann soll er auch Arbeiten und Dienstleistungen der ihm Untergebenen sich gefallen lassen in Vereinigung mit der Liebe, in welcher ihm zur Ehre Gottes gedient wird, so daß die Dienstleistenden dadurch geheiliget werden.« Die Seele der Heiligen glich einem hellen und klaren See, in welchem sich der Himmel und die Sonne ganz, von der Erde aber nur die angrenzenden Theile abspiegeln. Den Seelen im Reinigungsorte war sie mit inniger Liebe zugethan, und Gott hatte daran so großes Wohlgefallen, daß Er nicht selten ihr die glorreiche Palme solcher Seelen zeigte, die ihrer Fürbitte nicht mehr bedurften. Wenn die hl. Mechtildis von Gott redete, erschien sie selbst außerordentlich lieb und einnehmend, so daß schon dadurch jene, mit welchen sie redete, kräftig zur Liebe Gottes angeregt wurden. An ihr selbst bewahrheitete sich, was sie eines Tags aus dem Munde des Heilandes gehört hatte: »So oft der Mensch in der Erinnerung an mein Leiden aus Liebe ausseufzt, so oft berührt er so zu sagen mit einer frischen Rose sanft meine Wunden und aus ihnen fliegt der Pfeil der Liebe in seine Seele zurück, so daß sie heilsam verwundet wird.« Wenn man in ihre Seele hätte sehen können, würde man unzweifelhaft die Wunden Jesu in ihr erblickt haben. Um zeitliche und irdische Dinge war sie, wie schon bemerkt, nur so viel bekümmert, als die Pflicht es verlangte, so daß zur Zeit des Gebets und der Betrachtung nichts Aeußerliches im Stande war, die Ruhe ihrer Beschaulichkeit zu stören. Gewöhnliche Arbeiten, welche eine besondere Geistesanstrengung erforderten, konnten sie von dem Gegenstande ihrer Betrachtung nicht abbringen. Sie scheint sehr alt geworden zu seyn. Aber auch in den Tagen der Krankheit und Schwäche blieb sie voll Geduld und Freundlichkeit, so daß sie Niemanden lästig fiel, sondern vielmehr Alle ihr mit Freude die nöthigen Dienste verrichteten. Sie war ununterbrochen thätig, sei es daß sie betete oder las oder sonst eine Arbeit verrichtete, bis an ihr seliges Ende, das von den Boll. in das J. 1300, von W. W. (K.-L. XII. 788) das J. 1258 und von Andern (Stabell, Lebensbilder J. 441) zwischen die Jahre 1280 und 1290 gesetzt wird. Immerhin hat Gottes Güte und Menschenfreundlichkeit in seiner Dienerin Mechtildis so hell geleuchtet, daß in ihrem Glanze die frommen Seelen aller nachfolgenden Jahrhunderte sich sonnen und ein beständiges Vorbild aller Tugenden haben können. Einige ihrer Offenbarungen hat sie selbst im Gehorsam niedergeschrieben und auf höhere Anweisung »das Buch von der geistlichen Gnade und Offenbarung« (de spirituali gratia et revelatione) betitelt.189 Sie sprach davon nie freiwillig, sondern immer nur auf Befehl von Seite ihrer Vorgesetzten, so kurz wie möglich, allzeit aber allein zum Lobe Gottes. In derselben Absicht hat sie auch jenes Buch geschrieben, das im ersten Theile einige Offenbarungen über einige Festtage, besonders der seligsten Jungfrau Maria enthält, während der zweite Theil eigene Erlebnisse, der dritte und vierte Belehrungen und fromme Anweisungen zum Dienste Gottes mittheilt, und der fünfte Blicke zu den frommen Seelen der Abgestorbenen eröffnet, wie sie im Gesichte dieselben sah und ihnen zu Hilfe kam. Der Herr selbst sagte zu ihr einst von diesem schönen Buche: »Alle, die mit gläubigen Herzen darin etwas suchen werden, werden sich an demselben erfreuen, und die mich lieben, werden noch mehr in meiner Liebe entbrennen und die welche traurig sind, werden darin Tröstung finden.« Uebrigens ist das darin Niedergeschriebene nur wenig in Vergleich zu dem, was ausgelassen ist, denn sie hat viele Offenbarungen von Gott empfangen, die sie durchaus nicht sagen wollte, und ein Theil derselben entzog sich durch seine Geistigkeit jeder Fassung in menschliche Worte. Alles was sie betete, betrachtete, schrieb und handelte, auch alle ihre Leiden pflegte sie in das göttliche Herz Jesu einzuschließen, von dessen Liebe zu uns, von dessen Verehrung durch die Menschen sie ganz durchdrungen war. Ihr tiefes Mitleid gegen die armen Seelen gibt sich auch in einer kurzen Anweisung zu erkennen, wie die sieben Bitten des Vater unsers für dieselben aufgeopfert werden sollen. Ihre Andacht zur heiligen Mutter Gottes, zu den Engeln und zu den lieben Heiligen erscheint in ihrem Buche so rein, so begeistert und kindlich, als die Frucht ihrer ungetheilten und innigen Liebe zu Jesus, daß man vollständig begreift, wie Niemand ohne Maria und die Heiligen zu verehren und im Geiste der katholischen Kirche anzurufen, ein wahrhaft vollkommenes, mit Gott verbundenes Leben zu führen vermag. Größere Auszüge als die schon gegebenen, so gerne wir sie machen würden, verbietet uns der Raum dieser Blätter, abgesehen davon, daß die Wahl schwer würde, indem ein Lesestück darin den christlichen Leser mehr als das andere erquickt und erbaut. Ein treues und frommes Kind der katholischen Kirche, wollte sie von keiner Lehre und Andachtsübung wissen, die nicht mit der Lehre und Uebung derselben im Einklange stand. Auf diese Weise bewahrte sie sich vor den Verirrungen einer falschen Mystik, während sie in der ächten Frömmigkeit von Stufe zu Stufe bis zur Höhe vollkommener Heiligkeit emporstieg. Auf Abbildungen erscheint sie im Kleid der Benedictiner-Nonnen, wie sie eine blinde Klosterfrau heilt, manchmal auch, aber irrig, mit den Insignien einer Abtissin. In einigen Darstellungen sieht man sie neben ihrer Schwester der hl. Gertrudis6 vor einem Crucifixe knieen, in andern trägt sie ihr von Liebe zu Jesus brennendes Herz in den Händen. Es würde sehr nützlich und ehrenvoll für ihre nunmehr von der Kirche Jesu getrennten Landsleute seyn, wenn irgend ein Anzeichen vorhanden wäre, daß sie dieser ausgezeichneten Perle ihrer Heimat ein frommes Andenken, das von einiger Verehrung und einigem Vertrauen auf ihre Fürbitte Zeugniß gäbe, bewahrt hätten.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.