Raymundus de Pennaforte, S. (1)

Raymundus de Pennaforte, S. (1)

1S. Raymundus de Pennaforte (7. al. 23. Jan. 12. 18. 21. Febr.). Der hl. Raymund wurde i. J. 1170 im Schlosse Pennaforte (später Dominikanerkloster) in Catalonien geboren, daher sein Beiname. Er war so begabt und machte so rasche Fortschritte in den Wissenschaften, daß er schon in seinem 20. Jahre zu Barcelona die Philosophie lehrte. Von hier aus begab er sich i. J. 1204, um die Rechtsgelehrsamkeit zu studiren, nach Bologna in Italien und kam i. J. 1219, in Begleitung des Bischofes Verengarius IV. von Barcelona, wieder in sein Vaterland zurück. Von diesem Bischof erhielt er allmählich die Würden eines Archidiakons, Generalvikars und Officials. Aufs Gewissenhafteste erfüllte er seine Standespflichten und zeichnete sich durch seine glühende Andacht und seine Liebe zu den Armen aus, die er nur seine Gläubiger nannte. Aus dieser Zeit seines Lebens wird erwähnt, daß er die Verehrung der hl. Mutter Gottes, insbesondere aber die Festfeier Mariä Verkündigung, mit größtem Erfolge betrieb. Sein Eintritt in den Dominicaner-Orden hatte eine ganz besondere Veranlassung, die sein ganzes Herz durchblcken läßt. Ein Neffe des Heiligen wollte in diesen Orden treten, trat aber, als der Heilige ihm diesen Schritt mißrieth, von seinem Vorhaben wieder zurück. Das reute den gewissenhaften Mann so sehr, daß er sich verpflichtet hielt, dem durch ihn geschädigten Orden in seiner eigenen Person einen Ersatz zu bieten. Er nahm also im Jahre 1222 in einem Alter von beinahe 47 Jahren das Ordenskleid des hl. Dominicus. Nie wohl hat ein Noviz größere Demuth. bereitwilligern Gehorsam und brennendern Eifer bewiesen, als dieser in der Welt so hoch verehrte Mann. In Allem wollte er von dem Willen seiner Obern abhängen. Das Gebet und die Abtödtung brachten ihn zur Vollkommenheit. Um sich von den Flecken seiner ersten Jahre zu reinigen, bat er seine Vorgesetzten, ihm eine strenge Buße aufzulegen. Er erhielt sie, aber nicht wie er sie erwartete; sie bestand darin, daß er eine Sammlung von Gewissensfällen zum Unterrichte der Beichtväter verfertigen solle. Diese Sammlung (Summa casuum poenitentiae) war das erste Werk, welches für diesen besondern, Zweck geschrieben worden. In neuester Zeit ist behauptet worden, daß dieses Buch nicht von dem Heiligen herrühre, sondern einen gewissen Magister Conradus zum Verfasser habe. Zuverlässig schrieb er aber zwei Schriften der genannten Art, eine über zweifelhafte Gewissensfälle (dubia conscientiae), die eine andere Zusammstenstellung aller für Beichtväter wichtigen Stellen der Gregorianischen Decretalen enthaltend. Auch eine Schrift über die beste Weise, wie die Bisthümer zu visitiren seien, und eine andere für christliche Handelsleute wird ihm zugeschrieben. Im Auftrage des Cardinallegaten Johannes, Bischofs von Sabina, predigte er den Kreuzzug gegen die Mauren mit größtem Eifer und umsichtsvoller Klugheit. Vor Allem forderte er in seinen Predigten die unter dem Joche der Mauren schmachtenden Christen auf, das Reich der Sünde in sich selbst zu zerstören, wenn sie einen Sieg über das Reich des Antichrist erringen wollten. Seine Reden brachten eine erstaunenswürdige Umänderung in den Sitten des Volkes hervor. Der Zorn des Himmels ward besänftigt und die Christen erhielten die Oberhand über ihre Feinde. Die Könige von Castilien und Leon nahmen ihre festen Plätze weg, und Jakob, König non Arragonien, vertrieb sie aus den Inseln Majorca und Minorca, und später, im J. 1237, aus dem ganzen Königreich Valentia. Papst Gregor IX. berief daher im J. 1230 unsern Heiligen nach Rom, machte ihn zum Auditor der Rota, Hauscaplan und zu seinem Beichtvater. Als solcher legte er dem Papste zur Buße auf, die Bittschriften der Armen vor allen andern Dingen zu erledigen. Im Auftrag dieses in dem Kirchenrechte selbst sehr bewanderten Oberhirten sammelte der hl. Raymundus die Decrete der Päpste und Concilien vom Jahre 1150, wo Gratians Sammlung endigte. An diesem Werke, das unter dem Namen der »Decretalen« bekannt ist, halte er drei Jahre (von 1231–1234) zu arbeiten; es erhielt bleibendes gesetzliches Ansehen, und wurde zu diesem Ende auch den Universitäten von Paris und Bologna mitgetheilt. Im Jahre 1235 ernannte ihn derselbe Papst zum Erzbischof von Tarragona, aber der demüthige Ordendmann schlug alle ihm damals und später zugedachten Ehren und Aemter beharrlich aus; der Zweck seines Lebens sei, sagte er, ein guter Religiose zu sein; erreiche er das, so sei es ihm genug. Wirklich ging er als armer Ordensmann, als der er gekommen war, wieder nach Spanien. Auf dem Heimwege traf er zu Tossa einen Sterbenden, der bereits die Sprache verloren hatte, und daher nicht beichten konnte. Der Heilige betete für ihn und brachte ihn der Art wieder zu sich, daß er ihm die Lossprechung geben konnte. – In seiner Einsamkeit, wo er sich wieder selbst zurückgegeben war, widmete er sich wieder seinen ersten Uebungen. Er machte gewissermaßen ein neues Noviciat durch und ließ sich wiederholt von seinen Obern in den Vorschriften der klösterlichen Vollkommenheiten unterrichten. Zu den von der Ordensdisciplin vorgeschriebenen Abtödtungen fügte er noch andere für sich. Den Sonntag ausgenommen, nahm er nur einmal des Tages Speise zu sich. Während des Gebetes und des übrigen Gottesdienstes konnte er sich in seiner Andachtsglut nie der Thränen enthalten. Den heiligen Schutzengel betrachtete er als seinen Schlafgenossen. Beim Erwachen knüpfte er jedesmal mit ihm ein Gespräch an. Mit ganz besonderer Geschicklichkeit entriß er die Sünder ihren Verirrungen, und nur Gott allein kennt alle die Bekehrungen, deren Werkzeug er war. Wahrscheinlich um diese Zeit war es, daß er den Orden zur Erlösung der Gefangenen begründen half. Die hl. Jungfrau hatte ihn dazu besonders aufgemuntert. – Im J. 1238 schickte an ihn das zu Bologna abgehaltene Kapitel des Prediger-Ordens vier Abgeordnete, um ihm die Nachricht von seiner Wahl zum Ordensgeneral zu überbringen. Mit tiefem Schmerz vernahm er diese Ernennung, und nur der Gehorsam konnte ihn zur Uebernahme dieser Würde bewegen. Der neue General besuchte zu Fuße die Häuser seines Ordens, ohne seine strenge Lebensregel zu ändern oder seine Andachtsübungen zu unterlassen. Mit größtem Eifer oblag er den Pflichten der Oberaufsicht und bemühte sich, die Ordensregeln so festzustellen und zu erläutern, daß sie die Bürgschaft der Dauer in sich trügen. Er tröstete Alle im Herrn und richtete sie auf durch geistliche Ermahnungen; sein eigenes Wissen ergoß sich wie eine Fluth über Alle und sein Rath brachte, gleich einer Quelle des Segens, sehr Vielen das Heil ihrer Seelen. Als die Waldenser in Spanien den Eingang zu erschleichen suchten, warnte er den König und bewog ihn, dieselben aus dem Lande zu schaffen. In dem Generalkapitel zu Paris 1239 wurde auf einen Vorschlag des Heiligen beschlossen, daß man die Entlassung eines Obern, der gute Gründe hiezu anführte, genehmigen müsse. Schon im nächsten Jahre machte er Gebrauch von diesem Beschluß und legte wegen Altersgebrechen seine Würde als Ordensgeneral nieder. Neuerdings widmete er sich jetzt den hl. Verrichtungen des Priesteramtes. Er sann auf neue Eroberungen für Jesus Christus, vorzüglich unter den Juden und Mauren. Um ihre Bekehrung zu fördern, errichtete er ein Seminar, in welchem in der hebräischen und arabischen Sprache Unterricht ertheilt wurde. Dasselbe geschah auf seine Veranstaltung in mehreren Klöstern seines Ordens, ja sogar in noch vorwiegend maurischen Orten, wie zu Murcia und Tunis. Bereits i. J. 1256 konnte er an seinen General schreiben, daß 10.000 Mauren die Taufe empfangen hätten. Eine Reise, welche der hl. Roymund in Begleitung des Königs nach Majorca machte, war Anlaß eines großen unerhörten Wunders. Als nämlich der Heilige den ärgerlichen Umgang des Königs mit einer Hofdame öfter, aber jederzeit vergeblich gerügt hatte, verlangte er seine Entlassung. Der König verweigerte sie und verbot, ihn einschiffen zu lassen. Der hl. Raymund sprach: »Der irdische König versperrt uns die Abfahrt; allein der König des Himmls wird sich ins Mittel legen.« Seine Hoffnung ward nicht getäuscht, denn Gott wirkte für ihn das Wunder, daß er das Meer auf seinem ausgebreiteten Mantel eine Strecke von sechszig Meilen überschiffte, und glücklich in Barcelona ankam, wo die verschlossene Thüre des Klosters sich selbst aufthat, so daß ihn die Ordensbrüder unvermuthet in ihrer Mitte sahen. Als der König von diesem Wunder, auf welches auch im Kirchengebete zu seiner Ehre Bezug genommen ist, gehört hatte, ging er in sich, und befolgte forthin Raymunds Anweisungen in Betreff seiner Gewissensangelegenheiten. – Als aber der Mann Gottes die Annäherung seines Todes fühlte, bereitete er sich mit doppeltem Eifer darauf vor, indem er Tag und Nacht den strengsten Bußübungen und dem Gebete oblag. Während seiner letzten Krankheit besuchten ihn die Könige von Castilien und Arragonien und schätzten sich glücklich, von ihm den Segen zu empfangen. Endlich starb er in seinem hundertsten Jahre am 6. Januar 1275, nachdem er zuvor mit den hl. Sterbsakramenten versehen worden. Die beiden obengenannten Könige wohnten mit den Prinzen und Prinzessinen dem Leichenbegängnisse bei. Papst Paul III. gestattete dem Bisthum Barcelona, sein Andenken in kirchlicher Feier zu begehen, dabei seiner Grabstätte sich viele Wunder ereigneten, deren Erzählung in den Bollandisten fünfzehn Folioseiten füllen. Mehrere derselben führt die Bulle seiner Heiligsprechung an, welche Clemens VIII. i. J. 1601 vollzogen hat. Clemens X. hat sein Fest auf den 23. Jan. festgesetzt. Im Kalender der Trinitarier steht er zum 12 Febr., in jenem der Benedictiner am 21. d. M. Der heil. Raymundus von Pennaforte wird abgebildet als Dominicaner, das Meer auf seinem Gewande übersetzend. Sein Pilgerstab bildet den Mastbaum, ein Theil des Mantels das Segeltuch. In der St. Dominicuskirche zu Bologna befindet er sich auf einem Kahn; sein Mantel dient ihm als Segel.8 (I. 464.)



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