Udalricus, S. (2)

Udalricus, S. (2)

2S. Udalricus, Conf. (10. al. 4. 11. 14. Juli). Dieser hl. Mann, dessen Lebensgeschichte bald nach seinem Tode von einem ungenannten Ordensmanne nach den Aussagen von zuverlässigen Augen- und Ohrenzeugen verfaßt ist12, erblickte zu Regensburg das Licht der Welt. Sein Geburtsjahr ist unbekannt; es wird aber gewöhnlich d.J. 1015 als solches angenommen. Sein Name wird auch Vuldaricus, Wldaricus, Waldarichus und Ulricus geschrieben. Der deutsche Name heißt seit den ältesten Zeiten Ulrich. Sein Vater soll Bernolf, nach Andern Bernulf geheißen ordentlich fromm, eingezogen und lernbegierig. Später kam er an den Hof des Kaisers Heinrichs III., zugenannt der Schwarze, wo er dessen zweite Gemahlin Agnes zu bedienen hatte. Wie lange er da verweilte, ist nicht ausgemacht, aber daß er in seinem zeitlichen Herrn dem lieben Gott diente, ist zuverlässig. Sehr lang wird er nicht geblieben sein, denn wir finden ihn um die Mitte des 11. Jahrh. unter dem (Weih-) Bischofe Nilo als Diacon zu Freising. Bei einer Hungersnoth verpfändete er hier einmal alle seine Güter, um für die Nothleidenden Brod kaufen zu können. Nachdem er hierauf eine Wallfahrt in's heilige Land gemacht hatte, wo er im Jordanflusse badete und bei diesem Anlasse beinahe ermordet worden wäre, entsagte er mit seinem Freunde Geraldus22 der Welt, vertheilte sein Vermögen unter die Armen, und trat nach kurzem Aufenthalte in Rom zu Clugny in den Orden des hl. Benedictus, als eben der hl. Abt Hugo (vom J. 1049 bis 1121) dieser berühmten Congregation vorstand. Man weiß nicht, ob er mehr durch seinen Fleiß in den Wissenschaften oder durch seine tiefe Frömmigkeit sich auszeichnete. Er war sanftmüthig wie ein Lamm, einfältig und arglos wie die Taube, eifrig in der Uebernahme von Bußwerken wie der größte Sünder. Wenige standen an Tugenden über ihm, die Meisten hat er übertroffen. Man übertrug ihm das Priesteramt und die Leitung der Novizen, und berieth ihn in den wichtigsten Fällen als weiser Rathgeber und Seelenarzt. Er war so streng gegen sich, daß er sich einmal, um Versuchungen gegen die Reinigkeit abzuweisen, mit einem glühenden Eisen brannte. Der hl. Abt Hugo selbst unterwarf ihn öfter schweren Proben. Noch mehr geschah dieses mit weniger Recht von Einigen seiner Mitbrüder. Da er sich vollkommen bewährte, übertrug ihm der Abt das Beichtvateramt bei den Klosterfrauen von Marcignac im Bisthum Autun, das er mit großem Segen verwaltete. Hier verlor er in Folge falsch angewendeter Heilmittel gegen Kopfschmerzen den Gebrauch eines Auges. Um das J. 1075 kam er als Prior nach Payerne im Bisthume Lausanne, wo er mit dem Bischofe Burchard von Oltingen (vom J. 1007–1089), einem Parteigänger des Kaisers Heinrich IV. schwere Kämpfe bestehen mußte, welche ihn zuletzt veranlaßten, wieder in sein Mutterkloster Clugny zurückzukehren. Bald darauf schenkte ein Breisgauer Adeliger, Namens Hesso, welcher zu Ober-Rimsingen begütert war, seine Besitzung zu Grüningen unweit Breisach dem Kloster Clugny. Der heil. Ulrich wurde abgeordnet. von dem Orte Einsicht zu nehmen und an demselben eine neue Ansiedlung zu begründen, fand aber bald, daß er sich zum Kloster nicht eigne, und zog sich in den Schwarzwald zurück, wo er zu Zell (eigentlich Sell, Sella) ein Klösterlein errichtete, welches den Namen Prioratus de Sella oder auch Cella Villmari (woher diese Benennung, ist unbekannt) und Cella S. S. App. Petri et Pauli, weil die Kirche zu Ehren der heil. Apostelfürsten eingeweiht wurde erhielt. Der Bischof Burchard von Basel (vom J. 1072 bis zum J. 1105). zu dessen Diöcese Grüningen gehört hatte. gab hiezu die Erlaubniß. An letzterem Orte wurde später neben der Kirche eine Einsiedlerwohnung gebaut. In dem neu errichteten Kloster glänzte der Heilige durch alle Tugenden; inbrünstiges Gebet, strenge Wachsamkeit über sich selbst, hartes Fasten, fast immerwährendes Stillschweigen, das er sogar auf Reisen nur unterbrach, wenn er nothwendig reden mußte, häufiges Weinen über die eigenen und fremden Sünden werden besonders erwähnt. Seine Liebe zu den Nothleidenden hatte keine Grenzen; einmal zog er das Hemd vom Leibe, ein anderes Mal die Strümpfe von den Füßen, um sie den Armen zu geben. Kein Wunder, daß sich viele Schüler fanden, die bei einem so großen Lehrmeister lernen wollten, und daß der selige Bischof Gebhard III. von Constanz (vom J. 1084 bis 1110), sein nunmehriger Oberhirt, ihn überaus schätzte und öfter besuchte. Auch hier waren ihm schwere Prüfungen nicht erspart. Einmal wurde sogar die Verleumdung ausgesprengt, ein Mann, welcher als Converse in sein Kloster habe treten wollen, sei darin lebendig begraben worden. Erst als sich herausstellte, daß der angeblich Begrabene sich im Kloster Hirschau befinde, ließ die deßhalb ausgebrochene Verfolgung nach. Dafür begnadigte ihn der liebe Gott mit der Wundergabe, die er zur Heilung von Kranken und zur Stillung von Feuersbrünsten in aller Demuth anwendete. Im St. Fideskloster zu Bollschweiler heilte er einmal mit Anwendung des Kreuzzeichens und Auflegung der Hände eine krebskranke Frau. Auch als Schriftsteller war er thätig; er schrieb drei Bücher über die Gewohnheiten von Clugny und das Leben des heil. Markgrafen Hermann. Durch diese fortgesetzte Thätigkeit erblindete er zuletzt ganz, nachdem er schon früher an dem einen Auge erblindet war. Auch dieses Leiden trug er mit heldenmüthiger Geduld und betete die Tagzeiten mit seinem Mitbruder Wizo, durch welchen er sich die Gebete, welche er nicht auswendig wußte, vorlesen ließ. Nach zwei Jahren ging er in die himmlische Heimat, wahrscheinlich am 10. Juli 1093. Drei Jahre später am nemlichen Tage wurde sein Leichnam aus dem Kreuzgange in die Kirche übersetzt. Nachdem bewiesen war, daß zu Clugny sein Andenken seit unvordenklichen Zeiten sub ritu sem. begangen worden sei, wurde von Papst Benedictus XIV. seine Verehrung gut geheißen. In Baden hat sein Verehrungstag längere Zeit zwischen dem 4., 10. und 14. Juli geschwankt und jetzt noch wird er an einigen Orten am 11. d. M. verehrt. (III. 149–154.)



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