Zeno, S. (14)

Zeno, S. (14)

14S. Zeno, Ep. Conf. (12. al. 11. April, 21. Mai, 8. Dec.)3. Dieser hl. Bischof, welcher unter den Kaisern Julian und Valens den bischöflichen Stuhl von Verona inne hatte, war nicht syrischer oder griechischer Abstammung, wie Einige aus seinem Namen geschlossen haben, sondern ein Abendländer, – er ist mit den lateinischen Dichtern in hohem Grade vertraut – oder nach Andern aus Africa, was seine Schreibweise, insbesondere aber seine Schrift über den hl. Martyrer Arcadius zu Cäsarea in Mauritanien, wahrscheinlich machen soll. Wir möchten lieber denjenigen beipflichten, welche seine Geburtsstätte in oder um Verona suchen4. Er hatte sich von Kindheit an dem Dienste Gottes gewidmet, und war kurz vor seiner Erhebung von einer Pilgerreise nach Palästina zurückgekommen. Zum Bischofe von Verona, als Nachfolger des Cricinus, wurde er im J. 362 erwählt, als eben der Arianismus in Italien sich immer weiter ausbreitete und selbst einige berühmte Bischofsstühle, wie z. B. denjenigen von Mailand unter dem Bischofe Auxentius und den von Aquileja unter Fortunatius gewann. Den Grund seiner Erhebung gibt ohne Zweifel eine Antiphon seines ältesten Officiums richtig an: »Da er an Frömmigkeit und Wissenschaft beständig zunahm, verdiente er durch sein heiliges Leben zum Hirten der Völker erwählt zu werden.« Der hl., Zeno predigte und schrieb nicht bloß eifrig gegen die Arianer und gegen die noch aus früherer Zeit zahlreich vorhandenen Reste des heidnischen Aberglaubens, sondern war auch Tag und Nacht thätig, die Rechtgläubigen zu befestigen und in der Liebe Christi zu bestärken. Die alten liturgischen Bücher der Stadt Verona erzählen, daß er mit heißem Gebete sich auf seine Vorträge vorbereitet, täglich das Volk mit der Nah rung des göttlichen Wortes gespeist und was er lehrte durch das eigene Leben bestätiget habe. Er war Allen zugänglich, voll von liebenswürdiger Sanftmuth und Milde. Auch Juden und Ungläubige wohnten seinen gehaltvollen Vorträgen bei. Viele von ihnen wurden Christen, so daß es in einem Lobgedichte auf ihn heißt, er habe ganz Verona durch seine Predigten zum Glauben geführt (qui Veronam praedicando perduxit ad baptismum.) Alljährlich konnte er nämlich zu Ostern zahlreiche Taufen Neubekehrter eines jeden Alters, Geschlechtes, Herkommens und Standes vollziehen. Die noch immer zahlreich vorhandenen Heidentempel standen leer und zerfielen, nur in entlegenen Hainen auf dem Lande wurde hie und da noch eine götzendienerische Opferfeier gehalten. Sein Streben war so sehr auf das geistliche und leibliche Wohl seiner Pflegeempfohlenen gerichtet. daß er überall gern gesehen und gehört und mit dem Ehrentitel »Vater des Vaterlandes« geschmückt wurde. Er selbst lebte mit seinen Klerikern in Armuth um Christi willen. Was er geschenkt erhielt, gab er wieder her, theils für die Armen, theils für seine Mitarbeiter im Unterrichte der Katechumenen und in Abhaltung von Bußpredigten. Alles, was nicht durchaus nothwendig war, versagte er sich gänzlich. Auch in die Ferne wirkte er durch reiche Geldsammlungen, mit welchen er die auswärtigen Missionen und die Loskaufung der Gefangenen unterstützte. In Verona wußte man fast nichts mehr von Armen und Bettlern, und so sehr begeisterte der heilige Mann die Bewohner der Stadt für Arbeitsamkeit und Sparsamkeit, daß jeder derselben, wenn er starb, etwas zu testiren hatte. Unter Beihilfe der Gläubigen erbaute er in Verona eine große Kirche, welche so stark besucht wurde, daß die Andächtigen nur mit Mühe Platz fanden. Bei Gelegenheit der feierlichen Einweihung dieser Kirche hielt er eine herrliche Rede über den Triumph des Christenthums. Besonders gereicht es ihm auch zum Ruhme, daß viele Jungfrauen sich von ihm bewegen ließen, sei es in einem Kloster, sei es in ihren Häusern, immerwährende Keuschheit zu geloben. Er scheint auch einer jener Bischöfe gewesen zu sein, welche der hl. Augustin (Ep. 22, 4) lobt, daß sie die Agapen, welche um diese Zeit in Unmäßigkeit und Verschwendung ausgeartet waren, abgeschafft haben. Ebenso trat er dem zu heftigen, die heiligen Geheimnisse störenden Klagegeschrei für die Verstorbenen entgegen. Unter den Wundern, welche ihm zugeschrieben werden, ragen besonders mehrere Teufelaustreibungen hervor. In seinem Officium wird erzählt, er habe eines Tages, als er an der Etsch, den Aposteln nachfolgend (artis apostolicae documenta sequens), dem Fischfange oblag, einen Mann mit seinem Ochsengespann vom Ertrinkungstode gerettet, indem er mit erhobener Rechten öfter das Kreuzzeichen machte und sprach: »Weiche Satan, weiche, tödte den Menschen nicht, welchen Gott erschaffen hat!« Der hl., Zeno starb am 11. April d. J. 380 und wurde am folgenden Tage begraben. An beiden Tagen findet er sich deßhalb in den ältern Martyrologien, doch wird seine Festfeier am 12. April begangen. Außerdem wurde die oben erwähnte Einweihungsfeier oder, wie Andere (Mg. Patrol. XI. 118) mit guten Gründen behaupten, sein Ordinationstag alljährlich am 8. Dec. (VI. Id. Dec.) und seine Uebertragung, geschehen durch den Bischof Rotaldus im J. 865 nach Erneuerung (nicht Neuerbauung) seiner Grabeskirche, am 21. Mai gefeiert. In vielen Martyrologien, welche bei Jazdzeswsky (S. 64–67) angeführt werden, ist er als Martyrer aufgeführt. Ebenda (auch bei Migne l. c. pag. 157 bis 168) findet sich über diese Frage eine gelehrte Untersuchung, auf welche wir hiemit verweisen5. Als besonderes Zeichen seiner reich gesegneten Wirksamkeit erwähnen wir noch, daß seine ersten Nachfolger sich gerne »Vicare des hl. Zeno« nannten. Der größte Theil6 seiner Reliquien ruht in der Krypta der vom Bischofe Rotaldus erbauten zweiten Zenokirche. Ebendaselbst sieht man noch seinen Bischofsstuhl und die nach ihm benannte, also wohl auch von ihm gebrauchte Coppa di S. Zenone. Die Sculpturen des Glockenthurmes zeigen unter anderm den Empfang einer Gesandtschaft des Kaisers Gallienus durch den hl Bischof. In der nämlichen Kirche befindet sich ein sehr altes, ihn darstellendes Marmorbild; er hält den Bischofsstab und eine Angelruthe mit silbernem Fisch. Ebenso sieht man ihn auf alten Münzen der Stadt Verona dargestellt; manchmal hängt der Fisch, als Sinnbild der von ihm bewirkten Bekehrungen, am Bischofsstabe selbst. Die Ursache, warum er so dargestellt wird, erzählt die oben erwähnte Legende. Wir setzen hinzu, daß auch die Erlöserskirche von Monte Amiato, die Nicolauskirche zu Treviso, die Thomaskirche zu Pavia, die Pfarrkirche von Cesena, der Dom von Prag, das Kloster St. Zeno bei Reichenhall (es befand sich dort eine silberne Statue des Heiligen; die darin eingeschlossenen Reliquien erklärte eine Inschrift als mandibula cum uno dente S. Zenonis Ep.) und die Kreuzkirche zu Ulm Reliquien des Heiligen besaßen oder zu besitzen behaupten. Seine Schriften sind in der neuesten Ausgabe in zwei Bücher eingetheilt, wovon das erste seine Abhandlungen und Reden (16 tractatus) über verschiedene christliche Tugenden, und das zweite seine biblischen Abhandlungen (77), d. h. dogmatische und moralische Reden, die sich an bestimmte biblische Abschnitte in homiletischer Form anschließen, enthält. Auch folgendes Wunder, über welches der Tribun Johannes als Augenzeuge dem hl. Gregor dem Gr. berichtet hatte, dürfen wir nicht übergehen: »Der ausgetretene Etschfluß bespülte bereits die Mauern der Kirche des seligen Martyrers und Bischofes Zeno, doch drang das Wasser bei offenen Thüren nicht in die Kirche selbst. Selbst als dasselbe so hoch stieg, daß es die nahe am Dache befindlichen Fenster erreichte, blieb es wie eine feste Mauer vor der Kirchenthüre stehen. Im Innern befanden sich viele Leute, hatten aber wegen des rings um die Kirche befindlichen Hochwassers keinen Ausgang. Schon fürchteten sie erhungern oder erdürsten zu müssen, und stillten also den Durst mit dem vor der Kirchenthüre befindlichen Wasser, das immer noch bis zur Fensterhöhe reichte, aber in die Kirche selbst durchaus nicht eindrang. Das Wasser ließ sich also wohl schöpfen, hatte aber die Eigenschaft des Zerfließens verloren. Es blieb vor der Thüre stehen, um allen das Verdienst des Martyrers zu zeigen, zugleich aber diente es zur Hilfe, indem es in die Kirche nicht eindrang, als ob es kein Wasser wäre.« (S. Greg Dial. III. 19.) Die Verehrung dieses heil. Bischofes ist uralt und weit verbreitet. In drei Sacramentarien des 10. Jahrh. findet sich von ihm eine eigene Messe mit einer auf ihn bezüglichen Präfation. Ebenso findet sich sein Name in den ältesten noch vorhandenen Diptychen und Litaneien der Stadt Verona. In andern alten Urkunden führt er den Titel eines Patrons, Vertheidigers, Lenkers und Beschützers der Stadt. Er ist Schutzheiliger von Pistoja, und ebenso sind zu Ravenna, Cesena, Pisa, Pavia, Mailand, in den Bisthümern Brescia, Como, Trient, Bergamo, Vicenza, Padua Mantua, Treviso etc., viele, Kirchen, Altäre und Klöster zu seiner Ehre errichtet worden. Insbesondere verdient erwähnt zu werden, daß der hl. Corbinian von Freising zu seinen besondern Verehrern gehörte und die zu Mais von ihm erbaute Kirche unter seinem und des hl. Valentinus Namen eingeweiht hat. Daher kommt es auch, daß der hl. Bischof Zeno als Bischof und Martyrer in's Proprium der Freysinger Kirche aufgenommen ist, und als zweiter Patnon des Doms zu Freysing verehrt wird. Außer dem vormaligen Kloster seines Namens bei Reichenhall ist ihm das im J. 1803 aufgehobene Kanonikatsstift Isen geweiht.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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