Zoërardus, SS. (1-2)

Zoërardus, SS. (1-2)

1-2SS. Zoërardus, Erem. Conf. et Benedictus, Erem. M. (1. Mai, al. 16., 17. Juli, 20. Oct., 4. Dec.) Dieser Heilige führt auch den Namen Andreas. Außerdem heißt er Sucradus, Zuirardus, Zucradus. Er leuchtete am Anfang des 11. Jahrh. in Ungarn durch seine Bußstrenge und Heiligkeit. Sein Vaterland ist das heutige Polen, der Geburtsort ist unbekannt. Er war dem bäuerlichen Stande, »wie eine Rose aus den Dornen« entsprossen. Als er einmal einen Mönch mit Feldarbeiten beschäftiget sah, sprach er zu sich selbst: »Wenn ein Mönch Bauersarbeiten verrichten kann, so kann wohl auch ein Bauersmann Mönch werden.« Schon längst hatte er an dem fortwährenden Beten und Singen, dem Gottesdienste und dem Bußleben der Mönche Wohlgefallen gefunden. Er begab sich zu diesem Ende nach Ungarn, zu der Zeit als der erste christliche König, dieses Landes, der hl. Stephan, den Thron bestiegen hatte. Der Name des Klosters, wo er unter dem Namen Andreas Aufnahme fand, ist Zomora (Zabor) bei Neitra. Nach einiger Zeit vertauschte er mit Gutheißung des Abtes Philippus die Klosterzelle mit dem Einsiedlerleben. Seine Wohnung nahm er in einem hohlen Baume, dessen Wände mit hervorstehenden Holznägeln beschlagen waren, damit er nicht einmal beim Anlehnen einige Bequemlichkeit hätte. Nachdem er seine Clause bezogen hatte, versenkte er sich ganz und gar in die Betrachtung der Selbstentäußerung, des Gehorsams und des Leidens Jesu. Seine Beschäftigung während des Tags war Holzhauen, den größten Theil der Nacht widmete er dem Gebete. Drei Tage in der Woche enthielt er sich gänzlich von Speise und Trank. Während der Fastenzeit genoß er keine andere Nahrung, als die vierzig Nüsse, welche ihm der Abt für diese Zeit zugehen ließ. Damit er nicht zu lange schlafe und dem Körper eine weichliche Ruhe gönne, umflocht er zur Nachtzeit sein Haupt mit einer spitzigen Krone; außerdem vertheilte er über demselben vier oben an Stricken befestigte Steine in der Weise, daß er jedesmal beim Anlehnen von einem derselben getroffen und geweckt wurde. Nicht genug, er hatte sich eiserne Ketten umgelegt, welche so völlig in das Fleisch hineinwuchsen, daß man beim Waschen des Leichnams erst durch die in der Nabelgegend noch hervorstehenden Schließen auf dieselben ausmerksam gemacht wurde Obiges ist einer Lebensgeschichte entnommen, welche Surius von ihm herausgegeben hat und von dem hl. Bischofe Maurus von Fünfkirchen verfaßt sein soll. Sie findet sich bei den Boll. (IV. 326 bis 337) und Mabillon (Saec. VI. p. 1. fol. 68–70 ed Ven.) abgedruckt. Zugleich mit diesem hl. Einsiedler nennen die Boll. seinen Mitbruder Benedictus, welcher ihn drei Jahre überlebte. Täglich verrichtete er bei seinem Grabe an der hohlen Eiche sein Gebet, bis er eines Tags von Räubern erschlagen wurde. Das Kloster Zabor bei Neitra nahm beide Leichname zu sich. Den Tod des hl., Zoerardus setzen die Boll. beiläufig ins J. 1020. Seine Bußstrenge abgerechnet schildert uns Hr. Knoblich, f.- b. Gen. - Vic. -Amtsrath in Breslau, auf Grund sicherer historischer Forschungen die Lebensgeschichte dieses Heiligen durchaus anders. Er schreibt: »Der hl., Zoerardus (Seohardus) gehört zu den Glaubensboten des jungen Christenthums in Polen. Er stammte von königlichem Geblüte, und war ein Schüler des heil. Romualdus vom Camaldulenserorden, dessen Brüder die Missionen in Ungarn und den nordischen Ländern nebst den Schottenbrüdern verschiedener Convente übernahmen. Er lebte längere Zeit in der Gegend von Ohlau an der Oder zwei Meilen von Breslau als Eremit und entkam bei dem Aufstande der Heiden im J. 1034 nach Ungarn. Fünf Brüder seines Ordens waren bereits im J. 1003 bei Kasimiria unweit Gnesen als Martyrer gestorben. Nach seinem seligen Hinscheiden wurde er canonistrt.« Noch im J. 1468 hatte er zu Ohlau einen eigenen Altar, welchen Fürstbischof Rudolf von Rüdesheim in eine neue zu seiner Ehre erbaute Kirche, welche sich dermalen in den Händen der Protestanten befindet, transferiren ließ.9 Vgl. Bonif.-Kal. 1872, der eine vortreffliche, aus den Quellen bearbeitete Geschichte des Heiligen von demselben Verfasser mit einer lieblichen Abbildung von Sadeler (Abdruck aus der Solitudo) enthält. Wir merken noch an, daß als Verehrungstage bei Surius der 1. Mai, in den Kalendern der Polen und Ungarn der 16. und 17. Juli, und in den Martyrologien des Benedictinerordens der 4. Dec. angemerkt ist. (IV. 326–337.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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