Clara de Cruce, B. (6)

Clara de Cruce, B. (6)

6B. Clara de Cruce, V. (18. Aug.). Die sel. Clara, mit dem Beinamen vom Kreuze, weil, wie wir später sehen werden, sich die Leidenswerkzeuge Christi in ihrem Herzen abgebildet fanden, wurde im Jahre 1268 zu Monte-Falcone im Gebiete von Spoleto in Italien geboren, und war die Tochter frommer Eltern, wovon der Vater Damian und die Mutter Jakobe hieß. Schon als Kind von vier Jahren fing sie an, Gott eifrig zu dienen, und pflegte in so zarter Jugend aus Liebe zu Jesus auf den Knien vor einem Crucifixe zu beten. Sie hatte noch eine ältere Schwester, Johanna mit Namen; zu dieser ging unsere Selige öfters, um im Gebete noch mehr unterrichtet zu werden, und ließ sich nicht davon abbringen, obgleich ihr der Teufel öfter erschien und bald mit Schmeicheleien, bald mit Drohungen (wie z.B. mit der, sie werde so bald sterben, wie ihr Schwesterlein Theodorntia, wenn sie immer zu Johanna gehe) sie davon abzubringen suchte. Im sechsten Jahre begab sie sich ganz zu ihrer Schwester in die Einsamkeit (reclusorium), so freudig, als ginge es ins Paradies, und befliß sich, derselben in allen Tugenden nachzufolgen. In Beobachtung der Armuth und in der Uebung des Gebetes schien sie nicht eine Anfängerin, sondern eine vollendete Meisterin zu seyn, genoß nur wenig Brod und Früchte, alle andern Speisen zurückweisend, und übte sich besonders im Stillschweigen. Ueberhaupt führte sie von der zartesten Jugend an ein bußfertiges Leben und brachte es in der Abtödtung, in der Entsagung, aber auch in Uebung aller Tugenden in kurzer Zeit zur Meisterschaft. Besonders war es das Leiden unseres Herrn Jesu Christi, in dessen Betrachtung sie unablässig versunken war, und einmal erschien ihr Jesus Christus gekreuzigt, mit seiner gebenedeiten Mutter unter dem Kreuze, worüber sie aus Mitleid und Schmerz in Thränen zerfloß. Obwohl die Selige noch sehr jung war, so wurde sie doch nach dem Tode ihrer Schwester zur Oberin oder Abtissin erwählt. Sobald sie diese Würde angetreten hatte, begann sie mit allem Eifer sich um das Seelenheil ihrer Untergebenen anzunehmen, und erhielt sehr viele Gnaden und Gaben des hl. Geistes. Mit prophetischem Geiste begabt, wußte sie sehr viele Dinge vorher und konnte daher um so besser dahin trachten, daß allzeit der göttliche Wille geschehe. Da sie eines Tages die Seitenwunde Jesu Christi betrachtete, erschien ihr Christus in Gestalt eines Fremdlings mit einem Kreuze auf der Schulter, der zu ihr sprach: »Schon lange habe ich gedacht, was ich dir wohl zu deinem Seelentroste geben solle; sieh, dieses Kreuz will ich dir geben, das nirgends besser aufgepflanzt seyn kann, als in deinem Herzen; darum gib mir dein Herz, daß du an diesem Kreuze sterbest.« Von dieser Erscheinung her nimmt man an, daß die Zeichen des gekreuzigten Jesus (die Leidenswerkzeuge) ihrem Herzen eingeprägt worden seyen. Sie empfand auch seitdem unerträgliche Schmerzen, und als ihre Mitschwestern sie nach ihrem Tode öffneten, fanden sie ihr Herz von der Größe eines Kindskopfes und im Innern die Mysterien des Leidens in einer gewissen Ordnung vertheilt. Sie schnitten das Herz mitten entzwei, und da fanden sie in dem Theile auf der rechten Seite in der Mitte das Bild des Gekreuzigten, etwas größer als die Länge eines Daumens, die Arme ausgedehnt, das Haupt geneigt, die rechte Seite, wo die blutende Wunde klafft, todtenbleich, die linke mit dem blutbesprengten Tuche zum Theil verhüllt. Unter ihm auf derselben Seite (oder nach einer andern Angabe auf dem andern Theile des Herzens) flocht sich die Krone aus kleinen Fibern, mit Stacheln enge besetzt, zusammen. Unfern von ihr waren drei solche Fibern wie Fäden angeheftet, an deren Enden die drei Nägel mit scharfer Spitze, schwarzer Farbe und dem Gefühle nach härter als das Fleisch, hingen; unter ihnen war die Lanze schief gelegt mit scharfer Spitze, eisenfarbig und so hart, daß, als der vom Bischof von Spoleto beauftragte Generalvikar Berengarius diese hervorstehende Spitze berührte, er den Finger wie von einem Stachel getroffen fühlte. Nahe dabei fand sich noch eine ineinander gewirrte Masse von kleinsten Fibern, rother Farbe und unbestimmter Gestalt, die man für einen Schwamm auf dem Rohre hielt. Auf dem andern Theil, der linken Herzseite, sah man die Geißel, aus fünf gebogenen, in viele Knoten geknüpften Fibern gebunden, mit einem holzartigen Handgriff versehen und wie an einer zarten Schleife aufgehängt; die Stricke waren mit schwarzem Blute gefärbt und vom Fleische gelöst. Daneben erhob sich die Säule, wie mit Stricken umwunden, die gleichfalls von blutrother Farbe waren. Der Bischof ließ genaue Untersuchung anstellen; die Gebilde wurden abgelöst, einige derselben behufs der Seligsprechung an den Papst gesandt, andere aber bei ihrem Grabe aufbewahrt. Ueber diese Sache wurden 370 Zeugen vernommen, die sie alle mit ihrem Eide bekräftigten.28 Ungeachtet so hoher Begnadigung übernahm sich die Dienerin Gottes nicht im mindesten, sondern wurde wo möglich noch demüthiger als zuvor. Als dieselbe ihr Lebensende herannahen fühlte, ließ sie alle ihre Mitschwestern zusammenkommen, und starb unter Gebet am 18. (oder 17.) Aug. 1308, in ihrem 40. Lebensalter. Papst Johannes XXII. ließ ihren Beatificationsproceß einleiten, konnte ihn aber, weil vom Tod überrascht, nicht zur Ausführung bringen; dagegen erlaubte Urban VIII. im Jahre 1624 den Augustinern ihre öffentliche Verehrung, welche noch im nämlichen Jahre auf die ganze Diöcese von Spoleto ausgedehnt wurde; endlich gab Innocenz XII. im J. 1694 auch dem Franciscanerorden die Erlaubniß, ihr Fest sub ritu duplici zu feiern. Diese zwei Orden nämlich stritten sich einst lange um die Ehre, welchem von ihnen die Selige einst angehört habe; es ist aber entschieden, daß sie von Anfang an dem Orden der Augustiner-Eremiten angehört habe. Ihr Name findet sich nicht blos im allgem. Mart. Rom., sondern auch in dem besondern für die Augustiner-Conventualen und für die Capuciner. Ihre Abbildung geschieht im Augustinerhabit, mit der Erscheinung des Gekreuzigten, in der Rechten drei Steine, die in der Gallenblase als Symbol der Dreifaltigkeit sich fanden und wovon nach Menzel (I. 214 f.) nicht nur jeder dem andern an Größe, Gestalt, Farbe und Schwere vollkommen gleich war, sondern wovon jeder auch genau so viel wog, als die beiden andern und alle drei zusammengenommen; an der linken Brust ein Herz mit den Leidenswerkzeugen und in der linken Hand eine Lilie.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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