- Elisabeth, S. (7)
7S. Elisabeth, Vid. (19. Nov.) Im Jahre 1207 gebar Gertrud, die Gemahlin des Königs Andreas II. von Ungarn, zu Preßburg7 eine Tochter, der man in der heil. Taufe den Namen Elisabeth gab. Schon als kleines Kind sprach sie gerne Gebete, und suchte durch Geschenke das Elend der Armen zu lindern, sowie ein Mönch von 4jähriger Blindheit plötzlich durch die Berührung der jungen Prinzessin geheilt wurde. Nicht lange verweilte sie aber im väterlichen Palaste. Denn Landgraf Hermann von Thüringen hatte bereits von Elisabeth gehört und wünschte sehr, sie zur Gemahlin seines Sohnes Ludwig, der damals 11 Jahre alt war, zu erhalten. Er schickte deßhalb eine ehrenvolle Gesandtschaft an den königlichen Hof nach Ungarn, um die Hand der vierjährigen Prinzessin zu werben, und sie wo möglich mit auf die Wartburg zu bringen, wo der Landgraf residirte. Die Werbung gelang; Elisabeth schied aus den Hallen der väterlichen Burg und zog mit der Gesandtschaft, begleitet von mehreren edlen Fräulein und ausgestattet mit reichen Geschenken, gen Thüringen auf die Wartburg, wo man die Prinzessin freudig empfing, sie unter großen Festlichkeiten mit dem Prinzen Ludwig verlobte und nach der Sitte jener Zeit beide neben einander in dasselbe Bett legte. Nach diesen Festlichkeiten begann die Erziehung der Prinzessin, welcher der Landgraf seine Tochter Agnes und noch sechs andere Edelfräulein beigesellt hatte. In alle ihre kindlichen Spiele mischte Elisabeth den Ernst der Religion. Ost betete sie allein in der Schloß-Capelle, ein großes Psalmbuch vor sich aufgeschlagen, obwohl sie noch nicht lesen konnte. Mitten unter dem Spiele legte sie sich auf den Boden, und sprach so einige Gebete. Nach der Sitte der damaligen Zeit wählten Edelfräulein einen der zwölf Apostel zum besondern Schutzpatronen. Elisabeth that es auch und das Loos fiel, wie sie es gewünscht hatte, dreimal auf den hl. Johannes den Evangelisten. Fortan schlug sie nie eine Bitte ab, die man ihr im Namen des hl. Johannes vorbrachte. Schon damals fühlte sie den Werth jungfräulicher Bescheidenheit und ordnete ihren Schleier so, daß man wenig von ihrem schönen Angesicht erblickte. Auch war sie stets darauf bedacht, den Armen zu helfen, zu welchem Zwecke sie den Schwiegereltern Geld abzulocken wußte, und auch die Speisegewölbe fleißig durchsuchte. Nicht selten übte sie sich in der Selbstverläugnung, indem sie mitten im Spielen oder Tanzen, was sie sehr gerne that, aufhörte. Als Elisabeth in ihr neuntes Jahr getreten war, starb Landgraf Hermann, und von diesem Augenblicke an hatte sie sehr viel zu leiden. Denn war auch die Regierung des Landes an den damals 16 Jahre alten Erbprinzen Ludwig übergegangen; so hielt ihn doch diese seine Jugend noch immer in einer gewissen Abhängigkeit von seiner Mutter, der Landgräfin Sophie, einer Tochter des Bayernherzogs Otto von Wittelsbach. Diese, sowie ihre Tochter Agnes, waren der frommen Elisabeth nicht sehr gewogen, und suchten daher mit den übrigen Hofbeamten den Prinzen Ludwig zu bestimmen, sich von ihr loszusagen und sie in ein Kloster zu schicken. Die Tugend und Gottseligkeit der gleich der Lilie unter den Dornen blühenden Elisabeth waren den weltlich gesinnten Menschen ein Dorn im Auge. Auch zog sich die Heilige immer mehr von der Gesellschaft der Vornehmen zurück, liebte den Umgang der Armen und die Einsamkeit am Fuße des Kreuzes. Je mehr aber die Bösen den guten Landgrafen mit ihren Rathschlägen umlagerten, um so mehr fühlte er, wohl nach einer geheimen Fügung Gottes, sein Gemüth von Liebe, Treue und Zärtlichkeit gegen diese unschuldige Fremde durchdrungen; je mehr er Andere sie wegen ihrer Tugend und Frömmigkeit hassen sah, um so inniger fühlte er das Bedürfniß, sie zu ehren und zu beschützen. Er benützte daher alle Gelegenheiten, die sich ihm darboten, sie in ihren trüben Stunden, ohne Beleidigung seiner Mutter, im Geheimen zu trösten. – Nachdem die junge Königstochter auf solche Weise viel gelitten hatte, erklärte endlich der Landgraf, als er im J. 1218 zum Ritter geschlagen worden und von einem Kriegszuge, den er gegen den Erzbischof Siegfried von Mainz unternommen hatte, zurückgekehrt war, laut und entschieden seine Absicht, Elisabeth zur Gemahlin zu nehmen und machte damit alle Beleidigungen seiner lieben Schwester oder seines »Liebchens«, wie er sie nannte, verstummen. Die Trauung wurde im J. 1220 auf der Wartburg mit großer Pracht in Anwesenheit des gesammten Adels des Landes gefeiert. Ludwig war damals 20, Elisabeth aber erst 13 Jahre alt. Unschuldiger noch durch ihr Herz als durch ihr Alter, mehr noch im Geiste und Glauben als durch fleischliche Zuneigung mit einander verbunden, liebten sie sich in Gott mit unglaublicher Liebe, daher auch die heil. Engel bei ihnen wohnten. Die Ehe Ludwigs mit Elisabeth war daher auch eine sehr glückliche, und die Landgräfin genoß die vollste Freiheit zu frommen und mildthätigen Werken. Jede Nacht verließ sie ihr Bett, um auf dem Boden knieend mehrere Stunden im Gebete und der Betrachtung zuzubringen. Ebenso hielt sie oftmals ein strenges Fasten, trug auch stets unter ihren schönsten Gewanden auf dem bloßen Körper ein härenes Hemd, und ließ sich an jedem Freitage, und während der Fastenzeit noch öfter, im Geheimen von ihren Dienerinnen strenge die Disciplin geben. Auch verzichtete sie auf jeden Kleiderschmuck, die einzigen Fälle ausgenommen, in denen ihr Rang oder ihres Gemahles Wille es ihr zur Pflicht machen würde, geschmückt zu erscheinen. Besonders ausgezeichnet war aber Elisabeth durch ihre Liebe zu den Armen. Sie gab ihnen und den Kranken, was sie nur hatte, besuchte die Leidenden in ihren Hütten, besorgte das Begräbniß der verstorbenen Armen, indem sie oftmals diese selbst in ihre mitgebrachten Betttücher hüllte und demüthig ihrem Sarge folgte. Die Legende erzählt von der Heiligen, daß sie einstens von der Wartburg aus einen kleinen, rauhen Weg (Kniebrechen genannt) hinabstieg und unter ihrem Mantel Brod, Fleisch, Eier und andere Speisen trug, die sie den Armen austheilen wollte. Plötzlich stand ihr Mann, von der Jagd zurückkehrend, vor ihr. Verwundert, sie unter der Last ihrer Bürde so gebückt gehen zu sehen, sagte er zu ihr: »Laß sehen, was du trägst,« und zog gegen ihren Willen ihren Mantel zurück, den sie ganz erschrocken an ihre Brust drückte. Es waren aber nur noch weiße und rothe Rosen darunter, die schönsten, die er je gesehen, was ihn um so mehr überraschte, da die Zeit dieser Blumen längst vorüber war8. Ueber dem Haupte Elisabeths sah der Landgraf ein leuchtendes Bild in Gestalt eines Crucifixes. Wie der Armen überhaupt, so nahm sich die Landgräfin noch besonders der Aussätzigen an. Als sie einmal einen solchen gewaschen, gesalbt und in das Bett ihres Eheherrn gelegt hatte, ward sie darüber von ihrer Schwiegermutter verklagt. Der Landgraf aber, als er unwillig die Decke des Bettes wegnahm, erblickte statt des Aussätzigen das Bild des Gekreuzigten in seinem Bette liegend, was einen solch tiefen Eindruck auf ihn machte, daß er seiner Gattin gestattete, unten am Felsen der Wartburg ein Krankenhaus zu gründen, in dem 28 Kranke oder altersschwache Arme täglich verpflegt wurden. Elisabeth besuchte sie jeden Tag und brachte ihnen selbst Speise und Trank. Durch diesen Verkehr mit den Armen erwachte in ihr auch die Liebe und Sehnsucht nach evangelischer Armuth, von welcher sie oft mit ihrem Gemahle und den Ehrenfräulein redete. Eines Tages legte sie in Gegenwart ihrer Damen die fürstlichen Kleider ab, hüllte sich in einen alten, grauen Mantel, wie ihn die armen Leute jener Zeit trugen, ging dann hin und her und sprach dabei die gewissermaßen prophetischen Worte: »So werde ich umhergehen, wenn ich um Gotteswillen arm und elend seyn werde.« Uebrigens war Elisabeth stets darauf bedacht, die Festtage und heiligen Zeiten ganz im Sinne und Geiste der Kirche zu feiern und stärkte sich immer mehr durch häufigen Empfang der heil. Sacramente. Zu derselben Zeit, da die Heilige auf der Wartburg als Fürstin von Thüringen weilte, lebte in Italien der hl. Franciscus von Assisi, und hatte bereits seinen Orden gestiftet. Bald siedelten sich seine Ordensbrüder auch in Deutschland an. Elisabeth wurde mit ihnen bekannt, erfuhr durch sie die Gründung des dritten Ordens, und ließ sich mit Genehmigung ihres Gemahls in denselben aufnehmen. Vater Franciscus war hocherfreut über diese Eroberung seiner Brüder und trat von nun an mit der ihm durch Demuth verwandten Fürstin in Verkehr; ja sogar seinen armen Mantel überschickte er ihr auf den Rath des Cardinals Hugolino (nachherigen Papstes Gregor IX.) zum Geschenke. Elisabeth bedeckte sich oftmals mit demselben, wenn sie im heißen Gebete eine besondere Gnade von Gott erflehen wollte. Bald darauf übernahm Conrad von Marburg, der in Deutschland das Amt eines päpstlichen Commissärs verwaltete, die Leitung der hl. Elisabeth und wurde ihr Beichtvater, behandelte sie aber mit großer Strenge, was jedoch die Verdienste der Heiligen vor Gott nur erhöhen konnte. Zum Zeugnisse, wie angenehm die Heilige in den Augen Gottes gewesen, geschahen mancherlei Wunder; und der Herr segnete die Ehe des frommen Fürsten mit der Heiligen durch Kindersegen, indem Elisabeth einen Sohn, Herrmann, und drei Töchter gebar. Zwei von diesen nahmen den Schleier, die älteste aber, Sophie, heirathete später den Herzog Heinrich von Brabant und wurde die Stammmutter des jetzigen hessischen Hauses. Indeß fuhr Elisabeth fort, sich bei jeder Gelegenheit der Armen anzunehmen. Dieses war besonders der Fall, als im J. 1225–26 eine ungemeine Hungersnoth entstanden war. Sie ließ, da ihr Gemahl abwesend war, ohne auf die Gegenvorstellungen der Hausbeamten zu achten, die damals ungeheure Summe von 64,000 Goldgulden, sowie alle Getreidevorräthe an das arme Volk vertheilen. Auch gründete sie in Eisenach zwei neue Krankenhäuser und eine Anstalt für Waisenkinder. Als Ludwig, ihr Gemahl, im Sommer 1226 wieder heimgekehrt war, war er mit der Verwendung seines Gutes wohl zufrieden. Nicht lange erfreute sich aber Elisabeth der Gegenwart ihres Gemahls; denn derselbe nahm im J. 1227 das Kreuz, ordnete seine Angelegenheiten und zog nach einem herzzerreißenden Abschiede von seiner innig geliebten Gemahlin zum heil. Lande, das er aber nicht erreichte, indem er auf der Fahrt dahin starb und in Otranto beerdigt wurde. Mit der Abreise ihres Gemahles war ein Wendepunkt in der Geschichte der hl. Elisabeth eingetreten. Sogleich nach dessen Entfernung hatte sie die Trauerkleider einer Wittwe angelegt mit dem gewissen Gefühle, daß sie nie mehr dieselben ablegen dürfe. Als ihr die Kunde von dem Tode Ludwigs hinterbracht wurde, da ward sie fast untröstlich über den Verlust, den sie und ihre Kinder erlitten. Aber das war nur der Anfang der Leiden und Prüfungen, mit denen sie von nun an der liebe Gott heimsuchte. Denn auf den Rath schlechter Menschen hin vertrieb Heinrich, genannt Raspe, der Bruder des sel. Landgrafen, seine Schwägerin sammt ihren Kindern vom Schlosse Wartburg und aus Eisenach. Mitten im Winter, von Allem entblößt, wußte die Arme nicht wohin; jede Thüre war ihr verschlossen. Endlich nahm sie ein Wirth auf und wies ihr zum Nachtlager den Schweinstall an. Aber dieser letzte Grad von Erniedrigung hatte plötzlich Ruhe in ihre Seele gebracht; eine gänzliche Unterwerfung unter den göttlichen Willen trat bei ihr ein. Um Mitternacht ging sie zur Kirche und bat die Mönche, ein Te Deum zu singen zur Danksagung für die Trübsale, die der Herr über sie verhängt. Es kam zwar so weit, daß sie ihren Unterhalt betteln und ihre Kinder guten Leuten überlassen mußte; aber gerade in dieser Leidenszeit, in der sie die meisten Stunden des Tages in der Kirche zubrachte, hatte sie verschiedene Erscheinungen, in denen Christus, seine heiligste Mutter und der hl. Apostel Johannes sie trösteten. Nachdem ihr Unglück zu den Ohren ihrer Verwandten gekommen war, ließ zuerst ihre Tante, die Abtissin Mathilde vom Kloster Kitzingen, sie dahin bringen, und bald darauf zog sie dann nach Bamberg, wo ihr Oheim Egbert Fürstbischof war. Hieher waren auch ihre Kinder gebracht, und hier verlebte sie mit ihren treuen Dienerinnen Isentrude und Guda ruhige Tage. Standhaft widersetzte sich die junge Wittwe den Planen ihres Oheims, der damit umging, sie auf's Neue (mit Kaiser Friedrich II.) zu vermählen. Wahrscheinlich von hier aus unternahm sie mehrere fromme Wallfahrten; so nach Erfurt, so nach Andechs, der ehemaligen Burg ihrer Ahnen mütterlicherseits. Hier opferte sie auf dem Altare ihr Hochzeitgewand9 nebst einem kleinen silbernen Kreuz, in dem Theilchen der Leidenswerkzeuge enthalten waren, und auch den Reliquienbehälter, den sie immer bei sich getragen. Nachdem die hl. Elisabeth wieder nach Botenstein, das ihr der Fürstbischof zum Wohnsitze angewiesen hatte, zurückgekehrt war, wurde sie nach Bamberg gerufen, um die Leiche ihres Gemahles, die von den Rittern bei ihrer Rückkehr aus dem heil. Lande zu Otranto ausgegraben und mitgenommen worden war, in Empfang zu nehmen. Nach den feierlichen Exequien zogen die Ritter mit der Leiche ihres Herrn gen Thüringen, wo sie in Reinhardsbrunn bestattet wurde. Ihnen folgte Elisabeth Bei dieser Gelegenheit versöhnte sich Heinrich Raspe mit seiner Schwägerin, und bat sie um Gotteswillen, ihm das Unrecht, das er ihr angethan, zu verzeihen. Die hl. Elisabeth kehrte auch auf die Wartburg zurück, verweilte aber daselbst nicht lange, sondern zog bald nach Marburg, welche Stadt sammt dem Amte ihr als Witthum eigen übergeben wurde, wo sie neben dem Franciscanerkloster sich eine ärmliche Wohnung erbauen ließ. Mehrmals war sie durch Briefe vom Papste Gregor IX. beglückt worden, und derselbe hatte auch seinem getragen, noch spezieller die Leitung der hl. Elisabeth zu übernehmen. Die Heilige wollte in den strengen Orden der Clarissinnen treten; als aber Conrad dieses nicht gestattete, legte sie mit dessen Bewilligung am Charfreitage feierliche Gelübde als Schwester des dritten Ordens ab; sie trug nun als Kleidung das graue Gewand mit dem Strickgürtel und ging barfuß. Auch ihre Kinder mußte sie jetzt verlassen. Von nun an lebte sie in der größten freiwilligen Armuth und verwandte ihre Einkünfte zu milden Stiftungen und Unterstützung der Armen. Ihre rauhe Nahrung verdiente sie durch den Fleiß ihrer Hände. Statt sich bedienen zu lassen, diente vielmehr sie ihren Untergebenen. In Marburg hatte sie ein großes Krankenhaus bauen lassen, das sie auf den Wunsch des Papstes dem Andenken des hl. Franz von Assisi weihte. Hier diente sie den Kranken und Aussätzigen mit aller nur möglichen Liebe, den ekelhaftesten Kranken am liebsten, so daß ihr Gewissensrath ihr verbieten mußte, ihre Geschwüre zu küssen. In dieser Zeit ließ ihr königlicher Vater ihr anbieten, in sein Reich zurückzukehren; sie aber lehnte den Antrag entschieden ab. Ebenso fällt in diese Zeit die Vertheilung ihres gesammten Heirathgutes und der 500 Mark Silber, die sie von Heinrich Raspe zu ihrer Einrichtung erhalten, an die Armen. Aber Conrad hielt Elisabeth noch nicht für genug abgestorben ihrem eigenen Willen; darum drang er mit einer unerbittlichen Strenge auf gänzliche Selbstverläugnung und schlug sie nicht selten hart, wenn sie in einem Kleinen es versehen hatte. Auch entfernte er von ihr ihre zwei treuen Dienerinnen Isentrude und Guda und gab ihr statt dessen ein junges Mädchen, das äußerst roh und grob und so häßlich war, daß man die Kinder damit schreckte, und auch eine betagte taube Wittwe, Irmengarde, die zänkisch, tückisch, immer zornig und übler Laune war. Was ihr diese Beiden gethan, ertrug sie mit Sanftmuth und Liebe. Der Herr aber begnadigte sie damit, daß er ihrem Gebete wunderthätige Kraft gewährte; so erhielt ein Taubstummer auf ihr Gebet Sprache und Gehör; aus einem Besessenen trieb sie den Dämon aus; einem Blinden schenkte Gott auf ihre Fürbitte das Augenlicht. Kaum waren jedoch zwei Jahre verflossen, seitdem Elisabeth ihre feierliche Gelübde abgelegt hatte, als ein hitziges Fieber sie befiel. Sie erkannte, daß dieses ihre letzte Krankheit sei, und gerüstet mit den heil. Sterbsacramenten verschied die Heilige in der Nacht des 19. Nov. 1231, nachdem sie eben ihr 24. Lebensjahr vollendet hatte. An ihrem Grabe geschahen viele Wunder. Papst Gregor IX. schrieb sie am 26. Mai 1235 in das Verzeichniß der Heiligen. Am 1. Mai des folgenden Jahres fand die, Erhebung ihres heil. Leibes feierlichst statt. In Marburg wurde eine prachtvolle gothische Kirche zu ihrer Ehre erbaut, und in einem ebenso reichen als geschmackvoll gearbeiteten Schreine ihr heil. Leib aufbewahrt. Zur Reformationszeit (im J. 1539) wurden die Reliquien der lieben Heiligen »im Interesse des reinen Christusglaubens« von dem Landgrafen Philipp von Hessen, der in gerader Linie von der Heiligen abstammte, auf gemeine Weise unter Spott und Hohn aus ihrer Ruhestätte gerissen und in einem Futtersacke auf das Marburger Schloß gebracht. Auf einen von Kaiser Carl V. erwirkten Befehl mußten die heil. Reliquien dem Comthur der Deutschherren wieder übergeben werden; sie wurden aber nicht mehr in das Grabmal gelegt, sondern an unbekannter Stelle (doch gewiß in ihrer Kirche zu Marburg) beerdigt. Im J. 1854 aber bei der Restauration der Kirche fand man im Landgrafen-Chor vor dem Altare des hl. Johannes des Täufers in einer gewissen Tiefe einen großen viereckigten Stein, in dem ein bleierner Kasten zum Vorschein kam. In demselben befanden sich sorgfältig zusammengebunden mehrere Gebeine. Sie sollen wie lauter Diamanten geleuchtet, wie Krystall geglänzt haben. Fast mit Gewißheit kann man behaupten, daß dieses die Gebeine der hl. Elisabeth seien. Die Sache konnte aber nicht weiter untersucht werden. Das Haupt der Heiligen befindet sich in Besançon, ein Armknochen kam nach Ungarn, und andere kleinere Gebeine an verschiedene Orte, wie Wien und Breslau. Ihr Name findet sich auch im Mart. Rom. am 19. Nov., und wird ihr Fest an diesem Tage in der Kirche sub ritu dupl. gefeiert. Dargestellt wird sie in Gemälden und Statuen auf verschiedene Weise. Die ältesten katholischen Maler stellen sie mit drei Kronen dar, die erste auf dem Haupte, die beiden andern auf der Hand oder auf einem Buche, – meist als Franciscanerin. Dadurch sollte angedeutet werden, daß sie sich im Himmel eine dreifache Krone verdient habe, weil sie als Jungfrau, als Ehefrau und als Wittwe heilig gelebt. So malte sie unter andern im J. 1535 Lucas von Leyden. Bisweilen wird sie dargestellt, wie sie Kranke und Aussätzige wäscht. So der berühmte Murillo aus Madrid. Ein andermal erscheint sie als Patronin der Armen oder als Almosenspenderin, einen Korb mit Broden und einen Weinkrug tragend, und einen oder mehrere Bettler neben sich. Auch trägt sie manchmal das Modell einer Kirche (der ihr zu Ehren in Marburg erbauten), zu ihrer Rechten ein Bettler10. Am öftesten sieht man sie als Fürstin mit Rosen in ihrem Mantel. Diese Abbildung bezieht sich auf das bekannte Wunder mit den Rosen. Viele Künstler verfehlen den Charakter der Heiligen. Sie stellen sie als eine ehrwürdige Matrone vor, von reiferem Alter, und geben ihr überdieß einen traurigen, schwermüthigen Ausdruck, vergessend, daß sie in einem Alter von 24 Jahren starb, und daß man an ihr, wie ihre Lebensbeschreiber bezeugen, selbst bei ihren härtesten Prüfungen nie einen Ausdruck von Schmerz oder Trübsinn wahrnahm. – Elisabeth ist Patronin von Hessen und Thüringen.
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.