Ephraem, S. (1)

Ephraem, S. (1)

1S. Ephraem (Syrus), C. (1. Febr. al. 9. Juli). Vom Hebr. Ephraim = der Wachsende, Fruchtbare etc. – Der hl. Kirchenlehrer Ephräm war am Ende des 3. Jahrhunderts geboren zu Nisibis in Mesopotamien, weßwegen er auch gewöhnlich den Beinamen »der Syrer« (Syrus) hat. Wie er selbst berichtet, hatte er gläubige Eltern, die ihn in der Furcht Gottes erzogen. Deßungeachtet wurde er schon in früher Jugend von heftigen Zweifeln gegen die göttliche Vorsehung beunruhigt, von welchen ihn jedoch folgende Begebenheit heilte. Als er auf einer Reise im Innern seines Vaterlandes schuldlos verhaftet, vor den Richter geführt und mehrere Tage eingekerkert wurde, erhielt er in einem wunderbaren Traume die Weisung, geduldig auszuharren, bis nach kurzer Zeit ihm das Walten der Vorsehung klar werde; was er jetzt leide, sei nur eine Buße für ein früheres Vergehen. Dieses Vergehens erinnerte er sich alsbald, und klagte sich später noch mit rührender Demuth desselben an, daß er nämlich einmal in jugendlichem Leichtsinn eine Kuh von ihrem Ruheplatz weggejagt habe, die dann deßhalb eine Beute der wilden Thiere geworden sei. Befreit von seinen Zweifeln, zog er sich in die Einsamkeit zurück, um ein Leben der Buße und der Abtödtung zu führen, und machte im geistlichen Leben große Fortschritte, wirkte aber auch abwechselnd als Lehrer der syrischen Sprache an der Schule zu Nisibis, und begleitete sogar den Bischof seiner Vaterstadt, den hl. Jakob, im J. 325 zum Concil nach Nicäa. Auf höhere Eingebung verließ er die Umgegend von Nisibis, und zog nach Edessa, zu den Reliquien des hl. Apostels Thomas. Diese Stadt und ihre Nähe blieb von nun an der Schauplatz seiner segensreichen Wirksamkeit, weßhalb er auch den Beinamen »der Edessener« erhielt. Hier schrieb er auch, und zwar in syrischer Sprache, seine zahlreichen geistvollen Schriften, Erklärungen über die ganze heil. Schrift, ausführliche energetische Betrachtungen, Reden polemischen Inhalts gegen verschiedene Irrlehrer, viele Predigten, die von einer ungewöhnlichen Begeisterung und Beredsamkeit zeugen, Lieder und Gesänge von hohem Schwunge, Ermahnungen (παραινέ σεις) zur Buße und Abhandlungen über Ascese. Seine Volksgenossen nannten ihn die »Cither des heil. Geistes«. Manches ist verloren gegangen, und Mehreres nur mehr in Uebersetzungen vorhanden, wovon die Mechitaristen in Venedig im J. 1836 eine Gesammtausgabe in 4 Bänden besorgten19.

Wer sich immer mit St. Ephräm's Schriften bekannt macht, wird finden, daß sie von großem Werthe für die Vertheidigung der katholischen Lehre, für Kirchengeschichte und Erbauung sind. Denn der heil. Gelehrte schützte mit dem feurigsten Eifer die Reinheit des katholischen Dogma gegen die zahlreichen, besonders in Syrien, wüthenden Secten, bekämpfte die Arianer, die sogenannten Anomäer, die Manichäer, Novatianer, Apollinaristen, die Gnostiker, und unter diesen vorzüglich die Marcioniten, aber immer mit mitleidsvoller Liebe gegen die Irrenden. Was Wunder, wenn er zu seiner Zeit eine Säule der Kirche und ein Lehrer des Erdkreises genannt wurde, und man ihm jetzt unter den Kirchenvätern seines Landes die erste, und unter den Kirchenvätern überhaupt eine der hervorragendsten Stellen einräumt. Die gewöhnliche Meinung hält ihn für einen Diakon an der Kirche von Edessa; die Bollandisten aber und mit ihnen namhafte Gelehrte, gestützt auf manche Stellen seiner Bekenntnisse und auf ältere Nachrichten, suchen es wahrscheinlich zu machen, daß er Priester gewesen sei. Da Ephräm eine Lobrede auf den heimgegangenen hl. Basilius den Großen uns hinterlassen hat, und dieser im Anfange des J. 379 gestorben ist, so kann das Todesjahr des hl. Kirchenvaters von Syrien weder 372 seyn, wie das Chronikon von Edessa sagt, noch 378, wie die gewöhnliche Annahme lautet. Jedenfalls ist er bald nach dem hl. Basilius gestorben. Die Lateiner haben ihn lange Zeit am 1. Februar verehrt und die Griechen am 28. Januar. Das Martyrologium von Beda gibt den 9. Juli als seinen Sterbetag an, was mit Palladius übereinstimmt, welcher sagt, daß er um die Erndtezeit gestorben sei. Das Mart. Rom. enthält den Namen des Heiligen am 1. Febr. und nennt ihn einen Diakon. (Febr. I. 49.)



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