Gregorius Nyssenus, S. (12)

Gregorius Nyssenus, S. (12)

12S. Gregorius Nyssenus, Ep. et Eccl. Doct. (9. März, al. 10. Jan. 3. Aug.) Dieser berühmte Kirchenlehrer, ein jüngerer Bruder des hl. Basilius21 des Großen, welchen er aus Ehrfurcht gern seinen Vater nannte, war im J. 331 zu Cäsarea in Kappadocien geboren. Seine Mutter war die hl. Emmelia, sein Vater nach den Boll. (Maji VII. 242) der hl. Basilius20, nicht Eusebius, wie eben dieselben früher (Mart. II. 4. c.) unrichtig haben. Nach vollendeten Studien ehelichte er die fromme Jungfrau Theosebia, deren vorzügliche Eigenschaften uns der hl. Gregor von Nazianz bezeugt, indem er sagt, daß er die Erinnerung an sie allen Vergnügungen vorziehe. Unser hl. Gregor widmete sich als Lector dem Dienste der Kirche, nahm aber bald darauf eine Lehrstelle der Rhetorik an. Seine Freunde, die ihm diese Berufsweise, als sei sie eine Entehrung des geistlichen Standes, verwiesen, überzeugten sich später, daß er die gepflegten rhetorischen Studien zum größten Nutzen der Kirche verwerthete. Er wurde Priester und lebte fortan mit seiner Frau, welche übrigens bald sialb, wie mit einer Schwester. Der hl. Greger von Nazianz nennt sie deßhalb gewöhnlich nur »dessen heilige und selige Schwester«. Eine Zeit lang verweilte hierauf unser hl. Gregor bei seinem, im Jahr 370 auf den bischöflichen Stuhl von Cäsarea erhobenen Bruder Basilius, welchen er in seinen Amtsverrichtungen kräftig unterstützte, wurde aber im J. 372 selbst zum Bischof von Nyssa in Kappadocien (an den Gränzen von Klein-Armenien) bestellt und gezwungen, die von ihm gefürchtete und geflohene Bürde anzunehmen. Er wußte, wie schwer seine strenge Rechtgläubigkeit und die in Nyssa noch viele geheime und offene Anhänger zählende Partei der Arianer sich vertragen würden. Man kann unmöglich Christo und Belial zugleich gefällig seyn. In der That sah er sich bald von den Arianern der Art bedrängt und verfolgt, daß es ihm unmöglich wurde, in Nyssa zu bleiben. Dieselben verleumdeten ihn bei dem Statthalter Demosthenes von Pontus so sehr, daß dieser Soldaten schickte, um ihn zu verhaften. Ohne Widerrede ließ sich der hl. Gregor als Gefangener wegführen; nur das schmerzte ihn, daß er seine geliebte Heerde nun einem Wolfe überlassen mußte. Ein Eindringling kam nämlich im J. 375 an seint Stelle, bis endlich Kaiser Gratianus im J.

378 ihm seinen Bischofssitz zurückgab. Leiden wurde seine Freude über die Rückkehr nach Nyssa durch den im Anfange des folgenden Jahres erfolgten Tod seines hl. Bruders Basilius getrübt. Später wurde er nach Butler (III. 506) von den rechtgläubigen Bischöfen des Morgenlandes erwählt, um die Mißbräuche zu heben, welche sich in den Kirchen von Arabien und Palästina eingeschlichen hatten. Kaiser Theodosius erleichterte ihm tiefe Reise, indem er ihm ein öffentliches Fuhrwerk umsonst geben ließ. Bei dieser Gelegenheit sah er zum letzten Male seine hl. Schwester Makrina, die einem Kloster im Pontus vorstand. Er kam eben recht, ihr die letzte Liebe zu erweisen. Kurze Zeit vorher hatte er eine merkwürdige Erscheinung. »Mir war,« erzählt er, »als trüge ich Reliquien von Martyrern in den Händen, aus denen ein Glanz ausstrahlte wie von einem Spiegel, welcher dem Sonnenlicht entgegen gestellt wird; durch dieses Licht wurden meine Augen verdunkelt. Dreimal in derselben Nacht begegnete mir dieses Gesicht, und ich konnte mir nicht denken, was es zu bedeuten hätte.« Am andern Tag erfuhr er, daß sein Bruder Petrus von Sebaste (über seine Geschwisterte vgl. Bd. I. S. 410) gestorben, und seine Schwester Makrina tödtlich erkrankt sei. Was er in Palästina gewirkt hat, ist nicht auf uns gekommen; was er dort empfand, werden wir unten hören. Der Grundzug seines Lebens und Wirkens war und blieb ein ungewöhnlicher und dabei leidenschaftsloser Eifer für die Reinheit des katholischen Elaubens, wobei er nicht aufhörte, in den Tugenden, welche er lehrte, den Gläubigen als lebendiges Vorbild voranzuleuchten. Vorzüglich wird seine Weisheit, Unschuld, Mäßigung, dann sein Glaube und sein Starkmuth im Unglück hervorgehoben. Er wohnte dem Concil von Antiochia bei, welches im J. 379 wegen Beilegung des Meletianischen Schisma's gehalten wurde. Ebenso leuchtete er durch seine Gelehrsamkeit und die überzeugende und hinreißende Kraft seiner Rede auf dem allgemeinen Concil, das zwei Jahre später (381) zu Constantinopel gehalten wurde, welchem er außerdem durch seine Schriften gegen Eunomius trefflich vorgearbeitet hatte. Gegen das Ende seines Lebens machte er nochmal eine Wallfahrt an die heiligen Orte Palästina's und seufzte über so manche häretische Befleckung, die er dort antraf. »Wenn sogar jener Ort,« schreibt er, »der das heilige Erinnerungsmal des wahren Lebens an sich trägt, von bösen Gesträuchen nicht rein ist, was sollen wir von andern sagen, die erst mittelst der Anhörung der Predigt ihren Theil an jenem Gute erlangt haben?« Doch verschweigt er uns auch die Gefühle der Freude nicht, in welchen er schwelgte, und die auch jetzt noch, wenigstens zum Theil, von frommen Pilgern empfunden werden. Eine im J. 394 ihm gewordene, gewiß nicht unverdiente Auszeichnung, der Titel eines »Metropoliten«, zog ihm noch gegen das Ende seines Lebens von Seite des eifersüchtigen Metropoliten Helladius von Cäsarea große Leiden zu. Er starb um das J. 400. Seine Hauptwerke sind zwölf Bücher gegen Eunomius, eine Widerlegungsschrift gegen Apollinaris und ein katechetisches Werk (λόγος κατηχητικός ο μέγας) zum Handbuche beim Unterrichte in der christlichen Lehre bestimmt (deutsch von C. G. Glauber, Leipzig 1781). Seine Schriften sind bei Butler (III. 508 ff.) kurz angeführt. Sein Name steht am 9. März im Mart. Rom. Die Griechen feiern lein Fest am 10. Jan. und preisen ihn unter Anderm als »die Feder, voll des heil. Geistes, als die in der Frömmigkeit wohl beredte Zunge. als eine von göttlichem Glanze strahlende Lampe, als den Prediger der Wahrheit, den Gipfel der theologischen Wissenschaft, die Quelle erhabener Lehren« etc. Das 7. allgemeine Concilium zu Nicäa (im j. 787) bezeugte gegen ihn die höchste Verehrung und gab ihm den Ehrennamen »Vater der Väter«. Auf Abbildungen sieht man ihn zumeist mit einem Buche in der Hand. (II. 4 ff.)



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