- Hippolyta (5)
5Hippolyta, (6. Aug.), von Einigen a S. Maria, von Andern a Jesu genannt, war eine fromme Klosterfrau aus dem Orden des hl. Dominicus (II. 123.) Geboren zu Barcelona aus dem edeln Geschlechte der Roccaberti am 22. Jan. 1553, erhielt sie in der heil. Taufe den Namen Isabella. Schon im 11. Jahre empfing sie im »Engelkloster« ihrer Geburtsstadt das Kleid der Dominicanerinnen. Bis zum 24. Juni 1569 machte sie nur geringe Fortschritte im geistlichen Leben. Seit jenem ihrem Profeßtage aber wurde dieß anders. Nicht blos wollte sie von jetzt an die klösterliche Vollkommenheit im höchsten Grade üben, sondern sie legte sich auch für die bisherige Lauigkeit im Dienste Gottes die schwersten Bußübungen auf. Sie schloß sich mit Erlaubniß ihrer Obern in eine innerhalb der Klostermauern befindliche Grotte ein, welche bald die stumme Zeugin unglaublicher Strenge wurde. Dabei litt sie schwere Versuchungen; aber auch himmlische Erscheinungen, welche sie trösteten und stärkten, fehlten ihr nicht. Die Zeit, welche sie nicht mit Betrachtung und Gebet ausfüllte, wendete sie zur Abfassung erbaulicher Schriften an, von denen einige durch den Druck bekannt gemacht wurden, andere in der Handschrift noch vorhanden sind. Dieß that sie aber nicht aus eigenem Antrieb (denn ihre Demuth hätte ihr solches nicht gestattet), sondern auf den Befehl ihrer Obern. Ihnen gehorchte sie »wie dem Herrn«. Eines Tages, da sie eifriger als sonst betete, wurde sie im Geiste erhoben und sah im Innersten ihrer Seele mit klarer Erkenntniß den Gekreuzigten, dem sein heil. Blut frisch aus den Wunden quoll. Ihr Herz brannte von Liebe, als Er mit zartester Liebe ihre Seele umarmte und sie in die heil. Wunde seiner Seite einführte mit den Worten: »Wer Gott anhängt, ist Ein Geist mit Ihm.« In dem nämlichen Augenblicke erkannte sie auch die Wahrheit dieser Worte; denn sie fand sich selbst so vereinigt mit der Liebe des Gekreuzigten, daß sie nicht mehr sich, sondern nur Jesum in sich sah, so daß sie in Wahrheit mit dem hl. Paulus sagen konnte: »Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir« (Gal. 2, 20). Wir brauchen kaum beizusetzen, daß die fromme Jungfrau auch die Liebe des Nächsten nicht in gewöhnlicher, sondern in wahrhaft außerordentlicher, heroischer Weise übte, besonders wenn sie sein Seelenheil in Gefahr sah. Obige Vision war nicht die einzige, mit welcher sie begnadigt wurde. Oefter nannte sie Jesus seine geliebte Braut; sie ward gewürdiget, den Vermählungsring von Ihm zu empfangen; aber auch die Dornenkrone, als Theilnehmerin seines Leidens, setzte Er ihr aufs Haupt. So starb sie, 71 Jahre alt, am 6. Aug. 1624. (March. IV. 430–452.)
http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.