Johannes I. (929)

Johannes I. (929)

929Johannes I., (15. al. 27. Dec.), Bischoff von Constanz, wird von den Bollandisten am 26. Febr. (III. 626) unter den Uebergangenen mit dem Bemerken erwähnt, daß ihn Bruschius als den 11. Bischof von Constanz unter dem Titel »selig« angebe. Nach Bruschius hätten ihn dann Andere um eine Stufe weiter »heilig« genannt. Wilson gebe ihn in seinem englischen Martyrologium in der ersten Ausgabe gleichfalls am 26. Febr., jedoch in der zweiten Ausgabe am 17. Jän. Dempster setzte ihn am 15. December ins schottische Menologium. Murer endlich nennt ihn in seiner Helvetia sacra am 27. Dec. mit dem Beifügen, daß der Tag seines Hinscheidens nur Gott bekannt sei. Auch bei Zedler (VI. 1441) ist er als der 11. Bischof genannt. Die Verfasser der Gallia Christiana nennen ihn »selig«, bezeichnen ihn aber als den 10. Bischof von Constanz, wie die Bollandisten im Leben des heil. Magnus am 6. Sept. (II. 744 r.) angeben, wo sie überhaupt mehr von unserm Johannes sprechen. Ebeling gibt ihn (I. 375) als Johannes I. und zwar als 6. (11.) Bischof von Constanz. Ueber seine Abstammung herrscht große Verschiedenheit der Angaben. Wion, Wilson (in der 1. Ausgabe seines englischen Martyrologiums), Ferrarius und Andere machen ihn zu einem Schotten. In der 2. Ausgabe seines engl. Martyrologiums nennt ihn Wilson einen Irländer. Bruschius und Martinus Crusius bezeichnen ihn als einen Rhätier aus Chur; ein anderer Schriftsteller gibt Oberrhätien als dessen Heimat an. Im Leben des hl. Magnus wird er als in der Gegend von Constanz gebürtig angegeben, zu welcher Ansicht sich denn auch die Bollandisten bekennen. In der Kirche von Constanz selbst aber war zu Zeiten des berichtenden Bollandisten weder im Brevier noch in Kalendarien eine Erwähnung dieses Bischofs Johannes zu finden; doch ist Einiges über seine Geschichte bei den Bollandisten nicht nur in dem bereits citirten Leben des hl. Magnus am 6. Sept. (II. 742 nr. 23), sondern auch in den beiden Lebensbeschreibungen des hl. Gallus7 am 16. Oct. (VII. 875 nr. 99 ff. und 889 nr. 16 ff.) enthalten, womit auch das bei W.W. (IV. 296 ff.) Gesagte im Wesentlichen übereinstimmt, und woraus wir folgendes geben wollen: Der Alemanenherzog Gunzo wollt einige Zeit nach dem Tode des Bischofs Gaudentius von Constanz († 613) seine von einem Dämon besessene Tochter Frideburga1 durch entsprechende geistliche Hilfe befreien lassen und hatte den heil. Gallus um diesen Dienst durch einen Brief ersucht. Der Heilige suchte aber diesem Ansinnen, von dem er große Ehren erwarten durfte, auszuweichen und begab sich mit ein Paar Brüdern auf eine Wanderung. Er nahm den Weg über den Sennwald (Sennius), kam nach Grabs (Quaradaves), traf dort den Diakon Johannes und wurde bei ihm 7 Tage als Gast behalten. Nachdem der Herzog erfahren hatte, wie der hl. Gallus seinem Ansuchen sich entzogen habe, ließ er ihn durch den Pfarrer Willimar von Arbon neuerdings zu sich nach Ueberlingen bitten, indem er ihm jetzt für den Fall der Heilung seiner Tochter das erledigte Bisthum Constanz anbot. Willimar fand den heiligen Gallus in einer Höhle sitzend, in Lesung begriffen, bat ihn, dem Jammer des Herzogs Abhilfe zu verschaffen, und trug ihm das Anerbieten bezüglich der zugesagten Belohnung vor. Während sie noch redeten, war Johannes herbeigekommen, einige Labung reichend, und sie speisten davon. Der Heilige sagte dießmal zu. Als nun nachher die Herzogstochter durch den heil. Gallus vom Dämon wirklich befreit worden war, wollte der Heilige nur mit Willen seines Abtes das Bisthum annehmen. Nicht lange nach der Heimkehr schrieb der Heilige an unsern Diakon Johannes einen Brief mit dem Auftrage, sobald als möglich zu ihm zu kommen. Als nun Johannes eingetroffen war, erzählte ihm der hl. Gallus sein Erscheinen beim Herzog, namentlich auch, wie ihm das Bisthum angetragen worden sei. »Ich aber,« sprach er, »wollte es vor dem Befehle meines Abtes (Columbanus3) nicht annehmen. Du aber, mein Sohn, nimm meinen Rath an und studiere bei mir die hl. Schrift, und wenn du sie in die Tiefen deines Herzens aufgenommen, wirst du dann wohl Mehreren damit zu Statten kommen.« Nun gab er ihm einen weiteren Unterricht, namentlich über schwierige Fragen der hl. Schrift, und bildete und pflanzte in ihm Altes und Neues. So blieb denn Johannes an 3 Jahre (Oct. VII. 892 nr. 24.) bei dem Heiligen. Jetzt berief Herzog Gunzo nach Constanz Bischöfe, Geistlichkeit und Barone zur Wahl eines Bischofs dieses Sitzes. Auch der hl. Gallus begab sich mit den Diakonen Magnoaldus (Magnus) und Johannes nach Constanz. Die Wahl fiel einstimmig auf den hl. Gallus. Doch der Heilige berief sich auf kirchliche Normen, denen zufolge Einheimische, wenn es thunlich wäre, den Vorzug zur Bischofswürde haben sollten, und empfahl den Diakon Johannes, welcher aus Rhätien, ja aus der Umgegend von Constanz selbst gebürtig sei und in dem erwähnten Dorfe Grabs sich aufhielt. Diesen ließ nun der Herzog in die Versammlung vortreten, befragte ihn um sein Vaterland und ob er Befähigung habe, die Leitung der Kirche zu übernehmen. Die letztere Frage beantwortete der hl. Gallus statt des Johannes und zwar, indem er dessen vollkommenen Lebenswandel rühmte. Johannes zog sich während dieser und weiterer Unterredung bezüglich seiner Wahl bescheiden zurück, und bald hatte er sich heimlich vor die Stadt hinaus in die Kirche des heil. Stephanus begeben. Doch suchten ihn mehrere Priester und eine Volksmenge auf, und er wurde zu seinem Verdruße zurückgeführt. Das Volk rief hierauf laut seinen Namen und seine Wahl aus. Johannes wurde sofort consecrirt (nach Oct. VII. 879 nr. 113 geschah es im I. 615), und der hl. Gallus hielt eine erbauliche Rede. Dann blieb er noch eine Woche bei seinem Zöglinge und gab ihm noch einigen Unterricht, worauf er sich wieder in seine Zelle zurückbegab. Es war aber im Verlaufe der Zeit der heil. Gallus bereits sehr alt und schwächlich geworden und lag nun krank danieder. Den Johannes drängte es, seinen Lehrer zu besuchen. Wie er aber in Arbon in der Schweiz (im Canton Thurgau) ankam, war der heil. Gallus bereits in die selige Heimat des Himmels gepilgert (im J. 627 oder 628), und es blieb dem Johannes nur noch die traurige Pflicht übrig, seinem geliebten Lehrer das Begräbniß zu halten. Den Tod des Johannes, über dessen ferneres Wirken nichts bekannt ist, setzt der Bollandist Joseph van Hecke (Oct. VII. 881 nr. 122) um das J. 630, nach Ebeling trifft er um das J. 652 oder 653. Der Elenchus der Bollandisten hat diesen Bischof Johannes von Constanz am 15. Dec. Vergl. auch S. Gallus7. †



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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