Justus, S. (45)

Justus, S. (45)

45S. Justus, (2. Sept.), Bischof von Lyon und später Einsiedler in Aegypten, wurde geboren in oder bei Vienne in Frankreich und zwar, wie Einige angeben, als der Sohn eines Grafen von Anjou (Andegavum), wahrscheinlich zur Zeit des hl. Bischofs Paschasius von Vienne, der um das J. 313 starb. Von dessen Nachfolger Claudius um das J. 336 zum Diakon geweiht, wurde er um das J. 350 Bischof von Lyon, welche Kirche er mit so großer Sittenreinheit, Bescheidenheit, Liebe und Geduld, mit so vieler Sorgfalt für die Armen und genauer Beobachtung der göttlichen Gebote regierte, daß er auch die ausgezeichnetsten Priester an Tugenden übertraf. Im J. 374 wohnte er dem Concilium von Valence bei und im J. 381, als Abgeordneter von Frankreich, dem von Aquileja, wo er als einer der Ersten den Arianischen Bischof Palladius verurtheilte und auf die deßfallfige Frage des hl. Ambrosius ausdrücklich erklärte: »Wer nicht bekennt, daß der Sohn Gottes gleich ewig sei wie der Vater, der sei im Bann.« Nachdem er so die Kirche von Lyon viele Jahre regiert hatte, veranlaßte ihn ein trauriges Ereigniß, dieselbe zu verlassen. Einst hatte nämlich ein Rasender, der auf der Straße mehrere Leute verwundet hatte, vor seinen Verfolgern in die Kirche sich geflüchtet und dort Schutz beim hl. Bischofe gesucht. Justus gewährte ihm diesen, bis die Menge drohte, sie würde, wenn man den Verbrecher nicht auslieferte, die Kirche in Brand stecken. Da nun der Anführer der empörten Menge feierlich versprach, man würde dem Wahnsinnigen kein Leid thun, sondern ihn nur in sichere Verwahrung bringen, schickte der Heilige den Schuldigen aus der Kirche hinaus. Allein die aufgereizte Menge hieltnicht Wort, sondern tödteteden Unglücklichen. Hierüber machte sich nun der hl. Justus große Vorwürfe, als wenn er am Tode des armen Menschen Schuld wäre, und beschloß, sein bischöfliches Amt aufzugeben und sich in eine Einöde zurückzuziehen. Er nahm Niemanden mit sich als den jungen Viator, einen Lector seiner Kirche, der zwischen Arles und Marseille sich ihm freiwillig anschloß. Mit diesem begab er sich nach Marseille, wo er sogleich ein Schiff bestieg und nach Aegypten fuhr. Dort in der Wüste verbarg er aber seinen Stand und Namen, und betrug sich so demüthig, als wäre er nicht nur unter den Priestern, sondern auch unter den Laien der Geringste, bis einst bei einer großen Zusammenkunft von Mönchen er von einem Fremden erkannt wurde, der vor ihm auf die Knie niederfiel. Alle Anwesenden staunten und fragten, was dieses bedeute? Und der Fremde antwortete: »Dieses ist der hl. Bischof Justus.« Alle bewunderten die tiefe Demuth des Heiligen und suchten ihre frühere Geringschätzung durch Ehrenbezeugungen gut zu machen. Justus nahm an allen Uebungen und Kasteiungen der Einsiedler Theil und betete ununterbrochen für die von ihm verlassene Heerde von Lyon. Während seines Aufenthaltes in der Wüste hatte sich der hl. Antiochus5, früher Priester und seit der Entfernung des hl. Justus Bischof von Lyon, auf die Reise begeben, um seinen Bischof aufzusuchen. Justus soll die Ankunft desselben vorausgesagt und an jedem Tage angegeben haben, wo sein lieber Antiochus sich aufhalte. – Als er einige Jahre ein so engelreines Leben in der Wüste geführt hatte, und sein Ende nahte, sprach er noch zu dem betrübten und weinenden Viator: »Sei nicht traurig, du bist nicht verlassen; denn bald wirst du mir folgen.« Diese Vorhersagung ward durch einen baldigen Tod des heil. Jünglings erfüllt. Der hl. Justus starb um das J. 390, und zwar nach den meisten Hagiologen am 14. Oct., während der heil. Viatoram 21. Oct. gestorben seyn soll. Auch nach dem Mart. Rom. starb er am 14. Oct. Später wurden die Leiber der beiden Heiligen von einigen frommen Lyoner Bürgern aus Aegypten nach Lyon gebracht, wahrscheinlich noch vor dem Ende des 4. Jahrhunderts. Man glaubt, daß der Leib des hl. Justus am 4. Aug. in Lyon angekommen sei; wenigstens wird an diesem Tage das Fest seiner Ankunft von einigen Hagiologen angegeben. Am 2. Sept. aber wurde derselbe in der Basilica der hhl. 7 Machabäer deponirt, und später am nämlichen Tage die Kirche ihm zu Ehren geweiht, weßwegen das Mart. Rom. ihn auch am 2. Sept. aufführt, an welchem Tage ihn auch die Bollandisten behandeln. Im J. 1287 wurden seine Reliquien untersucht und richtig befunden. In der bezeichneten Kirche, die in einer Vorstadt von Lyon sich befand, während später auch in der Stadt ihm zu Ehren eine gebaut wurde, blieb sein heil. Leib, bis sie im J. 1562 durch die Calvinisten von Grund aus zerstört wurde. Nur wenige Reliquien wurden gerettet, die an verschiedenen Orten verehrt werden. (I. 365–376).



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