Leuthernus, SS.

Leuthernus, SS.

SS. Leuthernus et Levianus Epp. Conff. atque Scophilus Abb. (17. Oct.) Die Leiber dieser drei Heiligen wurden umdas Jahr 965 wegen der Krigsunruhen aus der Bretagne nach Paris geflüchtet. Ueber das Leben derselben ist übrigens nur sehr Weniges bekannt. Der hl. Bischof Leuthernus, der auch als Loutiernus, Luctigernus, Luchtigernus, Lencernus, frz. St-Louthiern, vorkommt, und den man eben wegen dieser Namens-Aehnlichkeit manchmal mit dem hl. Abte Luchtigernus (s.d.) verwechselt, wird in einer britannischen Litanei, welche dem 7. Jahrhunderte angehört, angerufen. Sein bischöflicher Sitz, so wie die Zeit seines Lebens und seines Todes ist unbekannt. Wghrschcinlich hgt er jedoch in Großbritannien gelebt; denn in Cornwall (Cornubia) befand sich eine Pfarrei mit dem Namen ihres hl. Patrons Ludgran, der wohl mit unserm hl. Leuthernus identisch ist. Von dort mögen seine heil. Reliquien am Anfange des 6. Jahrhunderts, oder um das J. 586, wo so viele Bischöfe mit heiligen Ueberresten aus Furcht vor den Feinden sich nach der Bretagne flüchteten, in diese Gegend gebracht worden seyn. – Auch der hl. Bischof Levianus, der auch als Levanus und Levias vorkommt, scheint in Cornwall gelebt zu haben; denn in einem englischen Martyrologium118 liest man am 24. December: In Cornwall Gedächtniß des hl. Levanus und des hl. Mellinus, welche ihre Namen mit den Flecken gemein haben, in welchen ihre Leiber in Erwartung der glorreichen Auferstehung ruhen. In der Vorrede zu diesem Martyrologium heißt es: St. Levan gibt seinen Namen einer Kirche und Pfarrei in Cornwall; dieser Ort liegt am Meeresufer an der äußersten Gränze von Cornwall und wird auf größern Karten Britanniens leicht gefunden. Es unterliegt also wohl keinem Zweifel, daß an beiden Stellen unser hl. Levianus bezeichnet sei; deßhalb aber läßt sich nicht behaupten, daß sein Leib noch zu Cornwall sich befinde, mit Ausnahme einiger Partikel. Die Tradition der Bretagne berichtet nämlich von Levias oder Levianus: »Er habe von Jugend auf fromm gelebt, sich innerhalb der Klostermauern Gott gewidmet; sei bald seinen Brüdern als Abt vorgesetzt worden, und habe dieses Amt auf's Lobenswürdigste verwaltet; um seiner Wirksamkeit ein weiteres Feld zu öffnen, sei er zum Bischof geweiht worden und habe dann mit größtem Eifer als Regionarbischof in der Bretagne gearbeitet«. Bei Tréguier im Dorfe Trédarzec hat er noch eine Kapelle, und wird daselbst noch verehrt, vermuthlich, weil er in jener Gegend gewirkt hat. Man feiert jetzt daselbst sein Fest am 2. Sonntag im September, und ruft ihn vorzüglich um Hilfe an für mißgestaltete, schwächliche Kinder. – Was den hl. Scophilus oder Scofilus, frz. St-Escui phle anbelangt, so weiß man von ihm nichts, als was mit seinem Titel Abt in der Translationsgeschichte seiner Reliquien zusammenhängt. Im allgemeinen Lexicon Frankreichs kommt ein Dorf vor mit dem Namen St. Escobile oder St. Escóbille (bei Etampes im Dep. Seine et Oise), welcher Name wohl mit keinem andern Heiligen besser als mit unserm hl. Scophilus übereinstimmt. Es dürfte also nicht zu zweifeln seyn, daß er daselbst verehrt wird. – Nun noch Einiges in Betreff der Translation dieser Heiligen. Der Normannen-Herzog Richard und Graf Theobald von Blois waren im J. 962 miteinander in Krieg gerathen und bis in die Bretagne vorgedrungen. Da sammelte der Bischof Salvator von Aleth (St. Malo) aus Furcht vor einer Niederlage die Reliquien der Heiligen seines Bisthums und nahm sie mit sich nach Paris. Auf dem Wege schlossen sich Geistliche von Dole und Bayeux an ihn an, die ebenfalls Reliquien mit sich trugen. Auf diese Weise nun wurden die Reliquien der hhl. Bischöfe Leuthernus und Levianus, so wie des hl. Abtes Scophilus nach Paris gebracht und durch Vermittlung des Herzogs und nachmaligen Königs Hugo Capet in der Kirche des hl. Bartholomäus, später St. Maglorius (St-Magloire) genannt, in der Nähe des kgl. Pallastes am 17. Oct. 965 beigesetzt. Nach Eintritt des Friedens zogen nun die Britannier mit ihren Reliquien wieder in ihre Heimath; nur ließen sie dem Herzoge auf sein Ansuchen einige Partikel zurück, so daß also in der St. Bartholomäuskirche bedeutende Reliquien von 18 damals nach Paris geflüchteten Heiligen verblieben. So kamen denn einige Reliquien solcher Heiligen nach Corbeil (Corboilum) und nach Beaumont-sur-Oise (Bellus-mons ad Aesiam), und damals sind denn auch ohne Zweifel die Reliquien des hl. Scophilus in das Dorf Escóbille, das nur einige Meilen westlich von Corbeil liegt, gekommen. Als die Mönche von St. Magloire im J. 1138 ihren bisherigen Sitz verließen, nahmen sie unter andern Kostbarkeiten auch die Reliquien der hl. Leuthernus und Scophilus mit sich; und als sie am 9. Juli 1318 die Gebeine des hl. Maglorius aus dem alten vergoldeten hölzernen Sarge in einen neuen legten, wurden die Reliquien der andern Heiligen, namentlich des hl. Leuthernus, in den alten Sarg gelegt. Noch im J. 1706 bewahrten die Väter des Oratoriums bei St. Magloire gedachten alten Schrank und darin die Reliquien der hhl. Leuthernus und Scophilus und von 11 andern Heiligen. Ob sich solche vom hl. Levianus auch darunter befanden, ist zweifelhaft. Im J. 1793 wurden diese sämmtliche Reliquien vergraben, im J. 1797 aber wieder ausgegraben und am 9. Sept. in der Kirche des hl. Jakob (du Haut-pas) beigesetzt. Im J. 1835 wurden sie neuerdings gefunden und am 13. Oct. vom Erzbischofe Hyacinth de Quélen von Paris als ächt anerkannt. Am 24. Oct. 1835 feierte er das Fest ihrer Auffindung und traf die Anordnung, daß der dem 24. Oct. nächste Sonntag als jährliches Erinnerungsfest gefeiert werde. Da die erste Transl ation am 17. Oct. 965 stattfand, und an diesem Tage auch ihr Fest gefeiert wurde, so haben die Bollandisten sie an diesem Tage behandelt, da ihr Todestag durchaus mcht ermittelt werden konnte. (VIII. 57–59).



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