Lucianus, S. (4)

Lucianus, S. (4)

4S. Lucianus, (7. Jan.), Priester der Kirche von Antiochia und Martyrer in Nikomedia, war einer der berühmtesten Männer seiner Zeit, und wird auch vom hl. Hierosnymus hoch gefeiert, somie vom hl. Johannes Chrysostomus, welcher nicht lange nach seinem Tode in Antiochia geboren wurde und später ihn in einer Homilie verherrlichte, die Ruinart in sein Werk aufgenommen hat. Auch die Bollandisten geben diese Homilie, dazu aber auch noch andere Acten, besonders nach einem ungenannten Autor aus Simeon dem Metaphrasten. Hienach war dieser hl. Lucianus, dessen Name mit lucidus (d.i. leuchtend) erklärt wird, gebürtig aus Samosata212 am Euphratin Syrien. Nachdem Tode seiner frommen Eltern, die ihm von Jugend eine gute Erziehung gegeben batten, vertheilte er seine Güter unter die Armen und begab sich, 12 Jahre alt, nach Edessa, wo er unter der Leitung seines Lehrers Makarius besonders dem Studium der heil. Schrift sich widmete, dabei aber auch durch Gebet, Fasten, Stillschweigen, Betrachtung und andere geistliche Uebungen sich auszeichnete. Später begab er sich nach Antiochia, ließ sich in den dortigen Klerus aufnehmen und eröffnete als Priester eine vielbesuchte Schule Besonders verlegte er sich auf Reinigung der theils durch Abschreiben, theils durch Jrrlehrer sehr verfälschten Schriften, indem er sie aus dem Hebräischen übersetzte213. Diese neue Ausgabe (Lucianea genannt) wurde mit Freude begrüßt und auch vom hl. Hieroismus öfters benützt. Da nun Kaiser Maximinian gegen die Kirche Christi wüthete und sie zu vernichten suchte, bemühte er sich vorzüglich, die hervorragenden Männer zu beseitigen. So wollte er denn auch unsern hl. Lucianus ergreifen lassen; doch dieser hatte hievon Kunde erhalten und sich auf dem Lande verborgen, wurde aber von dem Sabellianischen Priester Pancratius verrathen und so nach Nikomedia geführt. Auf dem Wege dahin hörte er in Kappadocien, daß 40 Soldaten aus Furcht vor den Martern vom Glauben abgefallen seien. Er hielt daher eine ergreifende Anrede an sie und sagte ihnen unter Anderm, wie es eine Schande sei, wenn Soldaten ihrem himmlischen Könige untreu werden, während schon Frauen und Kinder für Ihn mit Freuden in den Tod gegangen seien etc. Hiedurch aufgemuntert, bekannten sie sich standhaft wieder zu Christus und erlitten sodann den Martertod am 23. Mai. Auch in Nikomedia befestigte er einige schwache Christen im Glauben, und es wurde ihm dort die Freude. einige frühere Schüler und Schülerinen zu sehen, die treu im Glauben blieben, wie z.B. die hl. Pelagia (9. Juni). Nun ließ ihn Kaiser Maximinian vorführen; da aber dieser von Mehreren gehört hatte, in seinem Gesichte sei eine solche Majestät, daß man durch seinen Anblick in Gefahr komme, ein Christ zu werden, sprach er mit ihm nur hinter einem Vorhange, versprach ihm alle Güter dieses Lebens, wenn er den Göttern opfere, und da er dessen standhaft sich weigerte, drohte er ihm alle Martern. Da der hl. Lucianus auch jetzt standhaft blieb und, wie der hl. Joh. Chrysostomus sagt, auf alle Fragen nur immer antwortete: »Ich bin ein Christ.« so lieg ihn der Kaiser auf die Folter spannen und aufs Grausamste peiningen. Man zerfleischte seinen Leib, legte ihn dann auf viele spitzige Scherben und ließ ihn 14 Tage lang in dieser schmerzlichen Lage bewachen, ohne ihm die mindeste Nahrung zu geben, während man die kostbarsten Speise von den Götzenopfern neben ihn hinstellte. Aber der hl. Lucianus wollte liber vor Hunger sterben, als von diesen Speisen genießen, und bestärkte so durch Wort und That diejenigen Christen, die mit ihm in den Kerker eingeschlossen waren. Inzwischen nahte das Fest der Epiphanie, und seine Gefährten fürchteten schon, er werde diesen Tag nicht mehr leben und ihnen also auch keinen Gottesdienst halten können. Er aber versicherte sie, daß er erst am Tage nach Epiphanie heimgehen werde, und so war es auch. Am Festtage selbst wollte er die hl. Geheimnisse feiern, und da kein Altar vorhanden war, sagte er: »Meine Brust ist der Altar, und der Tempel seid ihr, die ihr mich umge bet.« Und so feierte er denn das hochheilige Meßopfer so gut als möglich auf seiner Brust und communicirte die Umstehenden. Als am andern Tage der Kaiser nachsehen ließ, ob er noch lebe, raffte er alle seine noch übrige Kraft zusammen und rief dreimal: »Ich bin ein Christ.« Nachdem er es zum drittenmale gesagt hatte, hauchte er seinen Geist aus. So bei dem Metaphrasten, wo es dann noch weiter heißt, er sei, nach der Erzählung Einiger, noch lebend mit einem am rechten Arme befestigten Steine ins Meer geworfen, aber nach 14 Tagen von einem Delphin wieder ans Land gebracht worden, und zwar zu Drepane (Drepanum), einem nicht weit von Nikomedia und Constantinopel entfernten, auch an der Propontis gelegenen Städtchen in Bithynien, wo er dann ehrenvoll begraben wurde und an welchem Orte Kaiser Constantin der Große später die schöne Stadt Helenopolis nach dem Namen seiner Mutter erbauen ließ. Nach Ruffinus wäre der hl. Lucianus im Kerker enthauptet, nach Andern in 4 Theile zerschnitten und ins Meer geworfen worden. dann oder wieder ganz herausgekommen. Der hl. Johannes Chrysostomus sagt in seiner Homilie gar nichts von seiner Todesart. Sein Tod wird von den Meisten in das J. 312 gesetzt; er soll aber auch schon im J. 303 unter Diocletian in Nikomedia Vieles gelitten haben, worüber jedoch bei den Bollandisten nichts vorkommt. Noch ein Punkt muß hier besprochen werden, der bei den Bollandisten zwar in den gegebenen Acten nicht vorkommt, aber im Commentar (pag. 358. nr. 5) erwähnt wird, daß er nämlich der Ketzerei verdächtig gewesen sei. Er soll nämlich, während er die Irrthümer der Sabellianer bezüglich der Trinität widerlegte, in den entgegengesetzten Irrthum des Irrlehrers Paulus von Samosata gefallen und deßwegen im I. 269 von der Kirche ausgeschlossen worden seyn, was in einem bei Theodoret aufbewahrten Briefe des hl. Bischofs Alexander von Alexandria angegeben ist. Nach W.W. (XII. 743) hätte Arius selbst seine Irrlehre auf Lucian's Schule zurückgeführt, wie auch spätere Arianer auf ihn sich beriefen; allein wenn unser hl. Lucianus auch wirklich früher in seiner Lehre sich geirrt haben sollte, so wurde er doch, wie mehrere Anzeichen vorliegen, später wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen, und jedenfalls hätte er durch sein glorreiches Martyrium wieder Alles gut gemacht, wie er denn in der Kirche stets hoch verehrt wurde. Uebrigens werden von Einigen, z.B. Aschbach (IV. 97), zwei Luciane unterschieden, nämlich derhl. Priester Lucianus von Antiochia, welcher im I. 312 gemartert wurde, und ein gleichzeitiger Lucianus von Samosata, Priester von Antiochia, Schüler des Ketzers Paulus von Samosata. Auch sei es zweifelhaft, welcher von Beiden die nach dem hebr. Texte berichtigte Recension der LXX., die sogenannte Lucianische Abschrift (Lucianea) gemacht habe etc. In gleicher Weise werden auch bei Zedler (18, 708 ff.) zwei Luciane unterschieden, von denen der Eine um das I. 300 gelebt habe und der Andere – nämlich unser hl. Lucianus – im I. 312 gemartert worden ist; doch heißt es hier auch, daß dieser hl. Lucianus der Ketzerei beschuldigt, aber von Athanasius und Dionysius vertheidigt worden sei. Nach Saussayus besitzt die Kirche von Arles (Arelatum) die Reliquien des hl. Lucianus Karl der Große soll sie nämlich in diese von ihm zu Ehren des Lucianus erbaute Kirche haben übertragen lassen Bei den Griechen wird sein Fest am 15. Oct. gefeiert, weil auf den 7. Jan. bei ihnen das Fest des hl. Johannes des Täufers fällt. Im Mart. Rom. steht aber sein Name ebenfalls, wie bei den Bollandisten und Andern, am 7. Januar. Vgl. auch S. Lucianus11. (I. 357–364).



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