Ludovicus, S. (3)

Ludovicus, S. (3)

3S. Ludovicus, (19. Aug.), der vierundvierzigste (Gall. chr.) Bischof von Toulose (Tolosanus), wurde im J. 1274 zu Brignoles (Brincola) in der Provence geboren. Sein Vater war Carl II. von Anjou, der Hinkende, König von Neapel und Sicilien, und seine Mutter Maria, eine Tochter Stephans V., Königs von Ungarn. Schon in dem zarten Alter von 7 Jahren unterzog er sich verschiedenen Bußübungen, und machte unter der Leitung seiner frommen Mutter große Fortschritte in der Frömmigkeit. So oft er ausging, besuchte er Kirchen und Klöster; mit innigem Vergnügen hörte er den Dienern Gottes zu, wenn sie über Gegenstände der Gottseligkeit sprachen. Wenn man ihn in der Kirche beobachtete, wurde man ob seiner Geistessammlung unwillkürlich von Andacht durchdrungen. Im J. 1284 wurde sein Vater, der damals Fürst von Salerno war, vom Könige Peter III. von Aragonien in einer Seeschlacht gefangen genommen, kurz darauf aber, als dessen Vater, Karl I., nach einigen Monaten zu Foggia im J. 1285 gestorben war, von seinen Freunden zum Könige von Sicilien ausgerufen. Dennoch dauerte seine Gefangenschaft 4 Jahre und man gab ihm nur unter sehr harten Bedingungen im J. 1289 die Freiheit. Er mußte 50 Edelleute als Geiseln stellen, unter diesen auch unsern damals fünfzehnjährigen Heiligen und zwei seiner jüngern Brüder. Ludwig wurde 5 Jahre lang in Barcelona gefangen gehalten, während welcher Zeit er, trotz der unfreundlichen Behandlung, sich außerordentliche Bußwerke auferlegte. Er fastete mehrere Tage in der Woche, gab sich dem Gebete und der Betrachtung hin und mied sorgfältig Alles, was unreine Begierden in ihm hätte erwecken können. Jeden Tag verrichtete er die kirchlichen Tagzeiten, mit welchen er noch andere Andachtsübungen, zumal zur Ehre des Leidens Christi und der allerseligsten Jungfrau, verband. Er beichtete täglich, um mit desto reinerem Herzen den göttlichen Geheimnissen beizuwohnen. Oft besuchte er die Kranken in den Spitälern. Mit zwei Franciscanern, welche mit ihm zusammenwohnen dursten, stand er jede Nacht zum Gebete auf und studirte auch bei ihnen Philosophie und Theologie225. Letztere war ihm im eigentlichen Sinne die Wissenschaft der heiligen Dinge; er lebte so zu sagen in ihr, so daß die Meinung entstand, sie sei in ihm mehr eingegossen, als durch eigene Thätigkeit erworben worden. In einer gefährlichen Krankheit, welche ihn die Welt und ihre Herrlichkeit erst recht verachten lehrte, legte Ludwig das Gelübde ab, in den Orden des hl. Franciscus zu treten, wenn er seine Gesundheit wieder erlangen würde. Er entsagte seinen Primogenitur-Rechten auf die Krone Neapels zu Gunsten seines Bruders Robert, nachdem er im J. 1294 in Folge des zwischen seinem Vater und Jacob II., König von Aragonien, abgeschlossenen Vertrages die Freiheit wieder erlangt hatte. Seine Familie widersetzte sich seinem Entschlusse, in den Orden der mindern Brüder zu treten. Der hl. Papst Cölestin hatte ihn im J. 1294 zum Erzbischof von Lyon bestimmt; Ludwig aber fand, da er damals erst die Tonsur hatte, Mittel, diese hohe Würde abzulehnen. Bald hierauf ließ er sich zu Neapel die niedern Weihen ertheilen, und Papst Bonifacius VIII. erlaubte im J. 1296 dem 22 jährigen Jüngling die Priesterweihe zu ertheilen und ernannte ihn zum Bischof von Toulouse, indem er ihn unter dem Gehorsam verpflichtete, diese Würde anzunehmen. Ludwig ging aber noch zuvor nach Rom, wo er im Kloster Ara coeli bei den Minoriten, deren Habit er auch als Bischof nicht mehr ablegte, am Vorabende des Weihnachtsfestes die feierlichen Gelübde ablegte. Im folgenden Jahre 1297 ward er am Anfang des Monats Februar zum Bischof geweiht. Als ein armer Klosterbruder zog er in sein Bisthum ein. Sein erstes Geschäft war, die Spitäler zu besuchen und den Bedürfnissen den Unglücklichen abzuhelfen. Drei Viertheile seiner Einkünfte bestimmte er für die Armen. Täglich speiste er 25 an seinem Tische, denen er knieend das Brod vorscknitt. Jeden Sonntag wusch er den drei Aermsten die Füße. Er bereiste sein Bisthum Toulouse, mit welchem unter ihm auch das von Pamiers (Apamea) vereinigt worden. Ueberall ließ er Zeichen seiner Frömmigkeit, Sanftmuth u. Nächstenliebe zurück. Bei allen seinen mühvollen apostolischen Arbeiten, bei welchen er seine Aufmerksamkeit auch der Bekehrung der Juden und Ungläubigen nicht ohne Erfolg zuwendete, ließ er nicht im Mindesten von seinen strengen Bußübungen ab. Sein einziger Wunsch ging dahin, sein Bisthum niederlegen zu dürfen; was ihm aber die Menschen nicht bewilligten, gewährte ihm Gott. Er hatte seine königliche Schwester in Catalonien besucht und zu Barcelona in Spanien eine Kirche zu Ehren des hl. Nikolaus eingeweiht, als er auf der Rückreise in der Provence, wo er zu Tarascon sur Rhone in der Kirche der heiligen Martha noch einen erhebenden Vortrag hielt, auf dem Schlosse Brignoles von einem hitzigen Fieber befallen wurde. Unter Thränen empfing er die hl. Wegzehrung und hörte nicht auf, noch in den letzten Augenblicken seines Lebens durch Abbetung des englischen Grußes sein Vertrauen auf die seligste Jungfrau zu bezeugen. Er starb 23 1/2, Jahre alt am 19. Aug. 1297 und wurde seinem testamentarischen Wunsche gemäß bei den Minoriten von Marseille beerdigt. Unter den auf seine Fürbitte geschehenen Wundern werden selbst mehrere Todtenerweckungen aufgeführt. Johannes XXII. setzte ihn im J. 1317 zu Avignon in das Verzeichniß der Heiligen und richtete das hierüber erlassene Breve an mehrere fürstliche Personen und an die noch lebende Mutter des Heiligen, Maria, Königin von Sicilien. Im nämlichen Jahre setzte man die Reliquien des hl. Ludwig in einem silbernen Sarge bei, bei welcher Uebertragung seine Mutter, sein Bruder Robert, König von Sicilien, und die Königin von Frankreich zugegen waren. Als Alphons der Großmüthige, König von Aragonien und Neapel, im J. 1423 die Stadt Marseille geplündert hatte, brachte man die Reliquien des hl. Ludwig in die Metropolitankirche von Valencia in Spanien, wo sie jetzt noch aufbewahrt werden. In Marseille befindet sich aber noch ein Arm und die bischöfl. Kleider des Heiligen. Zu Malaga u.a. O. in Spanien, sowie in der Provence und in Ungarn wird er als Patron verehrt. Das zu seiner Ehre vorgeschriebene Kirchengebet gedenkt namentlich seiner unbefleckten Reinigkeit und seiner außerordentlichen Liebe gegen die Armen. Die Bollandisten geben von dem jugendlichen heiligen Bischof eine Abbildung. Auch im Mart. Rom. steht der Name des hl. Bischofs Ludwig am 19. Aug. (III. 775).



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