Ninianus, S. (1)

Ninianus, S. (1)

1S. Ninianus, Ep. (16. Sept.) Dieser hl. Bischof, auch Nintas, Ninyas, Ninas, Nenyas, Ninus genannt, Apostel der Süd-Picten zu White Hern oder Whithern (candida casa). Hier nämlich, wo man die fernen Wüsten von Cumberland und die Insel Man erblickt, gründete er eine Kirche von Stein und Gebäude für eine klösterliche Niederlassung, und weihte sie zu Ehren des hl. Martinus um d.J. 411. Von Geburt ein Britte, ging er zu Anfang des vierten Jahrhunders nach Rom, wurde dort im christlichen Glauben und Gottesdienste unterrichtet und eingeübt und verweilte daselbst unter den Päpsten Donatus und Siricius (vom J. 370–391) vierundzwanzig Jahre lang. Von dem Letztgenannten wurde er zum Bischofe geweiht. Das Heidenthum war damals unter den Bewohnern Nord-Britanniens und Südschottlands, den Caledoniern, Meaten und Attacoten auf die Stufe tiefer Entartung herabgesunken. Sie sollen Menschenfresser gewesen seyn und den Namen Picien, von den wunderlichen Figuren in bunten Farben, womit sie ihre Leiber zierten, erhalten haben. Zwanzig Jahre verwendete der Heilige auf sein Bekehrungswerk und starb als ein Greis von siebenzig Jahren in seinem Kloster zum »weißen Haus«, das er als den kirchlichen Mittelpunkt seiner apostolischen Mission im Norden errichtet hatte. So weit Greith in seiner Geschichte der altirischen Kirche, S. 87. Ausführlich ist seine Lebensgeschichte von Pinkerton (vitae antiquae S. S. Scotiae, London 1789, pag. 1–23) herausgegeben worden. Dieselbe rührt von dem Abte Ailredus her, welcher sie um d.J. 1150 aus einer viel älteren Schrift neu bearbeitet hat. Einige Züge aus derselben werden die obige Skizze sachgemäß ergänzen. Nach einer fleckenlosen Jugend verlegte er sich auf das Studium der hl. Schrift, nicht bloß um in der geistlichen Wissenschaft, sondern vorzüglich, um im geistlichen Leben sich und Andere zu vervollkommnen. »Nirgends,« sprach er zu sich selbst, »kann ich dies besser als in Rom, denn wo ist der Glaube des Petrus, auf welchen der Herr seine Kirche gebaut hat, als am Sitze des Petrus« (ubi fides Petri, nisi in sede Petri)? Er ging also in die Stadt Rom, verehrte dort in tiefster Andacht, heiße Thränen vergießend, die Reliquien der Apostel, und sammelte dann, emsig wie eine Biene, die reine, heilsame Lehre des Evangeliums aus den Blüthen der hhl. Väter und verbarg sie sorgsam in seinem Herzen. Zugleich suchte er im tugendhaften Leben mit den Fittigen der göttlichen Liebe bis zu den himmlischen Höhen sich emporzuschwingen. Nach empfangener Bischofsweihe ging er als apostolischer Missionär in seine Heimath zurück. Auf der Heimreise besuchte er den großen hl. Martinus, Bischof von Tours, und bat ihn nach längerm, freundlichem Beisammenseyn um einige Bauleute, denn er habe sich vorgenommen, »wie den Glauben der hl. römischen Kirche, so auch ihre Weise im Kirchenbau und im kirchlichen Gottesdienste zu befolgen« (propositum sibi esse asserens, S. Rom. Eccl. fidem, ita et mores in construendis ecclesiis, ecclesiasticisque officiis constituendis imitari). Als er im Vaterlande anlangte, empfing man ihn wie einen Propheten, er aber fing sogleich an, die reine Lehre Jesu zu verkünden, die eingeschlichenen Irrthümer zu beseitigen und das christliche Leben nach allen Kräften durch Wort und Beispiel und auch durch viele und große Wunder zu befestigen. Er muß nahezu die erste Martinskirche gegründet haben. Ein »König« jener Insel, Namens Tuduvallus, welcher dem Heiligen heftig widerstand, und durch lasterhaftes Leben großes Aergerniß gab, wurde von Gott zur Strafe dafür mit einer Krankheit heimgesucht, in Folge welcher er das Augenlicht verlor. Der hl. Ninianus, welchen er jetzt zu Hilfe rief, berührte die kranken Augen mit dem Zeichen des Heiles und gab ihm wunderbar das doppelte Licht des Leibes und der Seele. Aus seiner fernern Lebensgeschichte sieht man, wie er ordentliche Seelsorgestellen gründete, im Lande predigte und die Getauften firmte, Priester weihte, Ordnung und Zucht begründete und wieder herstellte. Dann ging er zu den Götzendienern, und auch da fing er an, die Tempel niederzureißen und christliche Kirchen zu errichten. Reiche und Arme, Jünglinge und Jungfrauen, Greise und Knaben, Mütter und Kinder entsagten dem Satan und seinen Werken und seiner Herrlichkeit und eilten zur hl. Taufe. Auch hier errichtete er Pfarreien und ordnete, was zur Ehre Gottes und zum Heile der Menschheit gereichte. Wo immer er sich befand, war er stets beschäftiget, besonders mit Betrachtung und heiliger Lesung. Als es einmal, während er auf freiem Felde las, heftig regnete, fiel kein Tropfen auf ihn und das Buch. Auch auf der Reise unterließ er nicht das tägliche Psalmengebet. Als er gestorben war, setzte man ihn in der Martinskirche in einem steinernen Sarge unter dem Altare bei. Wunder jeder Art verherrlichten seine Grabstätte. Seine Todeszeit setzt Migne auf den 16. Sept. 432. Bei Pinkerton (l. c.) ist als Jahreszahl beiläufig 410, um welche Zeit er geblüht habe, angegeben. Das Mart. Rom. nennt ihn gleichfalls zum 16. September.



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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