Philippus, S. (12)

Philippus, S. (12)

12S. Philippus, Conf. (3. Mai). Die Zeit des Lebens und des Wirkens dieses heil. Philippus wird von den Boll. beiläufig ins 8. Jahrh. gesetzt. Von England, wo er an einem unbekannten Orte geboren war, kam er als Pilger nach Rom und verweilte dort längere Zeit in fortwährenden Uebungen der Frömmigkeit und wohl auch in dem Studium der heil. Wissenschaften, denn die Legende erzählt, daß er in Rom Priester wurde, hernach aber sich der Führung Gottes überlassend, in die heutige bayerische Rheinpfalz kam, und sich an dem Orte, welcher hievon den Namen Zell erhielt, niederließ. Er wollte, wie seine gleichzeitige Lebensbeschreibung weiter erzählt, hier ein beschauliches Einsiedlerleben führen. Zutraulich fanden sich bei ihm die Thiere des Waldes ein, denn er theilte mit ihnen seine Nahrung, namentlich aber flogen die Vögel ihm, wenn er sie lockte wie wenn sie wären abgerichtet worden, auf die Hand. Nicht so freundlich benahmen sich gegen ihn die Menschen. Einmal Nachts stahlen sie ihm zwei Ochsen aus dem Stalle. Die Diebe aber verirrten sich im Walde und konnten keinen Ausgang finden, und als es Tag wurde, standen sie vor der Zelle des Heiligen. Beschämt warfen sie sich ihm zu Füßen, bekannten ihre Schuld und baten um Verzeihung. Der Heilige hob sie auf und gab ihnen ernstliche Ermahnungen, dann führte er sie in seine Zelle und bediente sie wie angenehme Gäste. Der Ruf des Dieners Gottes verbreitete sich allmählich in jener ganzen Gegend und gelangte zu den Ohren Pipins des Kleinen, der ihm seine Gunst erwies, die er mit frommer Fürbitte und heilsamen Rathschlägen dankbar zu vergelten bemüht war. So entstand an jenem Orte allmählich ein Kloster mit einer dem hl. Erzengel Michael geweihten Kirche. Nachdem der Heilige bis zum hohen Alter in dieser Einsamkeit dem Herrn gedient und viele Schüler zu einem heiligen Leben angeleitet hatte, wurde er von einem Fieber befallen und gab nach kurzer Krankheit seinen Geist auf. Während der Heilige noch im Sarge lag, kam sein erster Gefährte Horoskolf, der ohne von seinem Lehrer den Segen erlangt zu haben, abgereist war, zurück, um nachträglich sich den Segen zu erbitten. Mit Schrecken vernahm er den Tod seines geliebten Vaters. Weinend und jammernd warf er sich über die Bahre hin und rief aus: »Ach, Vater! nie habe ich sonst ohne deinen Segen eine Reise angetreten, denn dein Segen war mir immer mein Schild und mein Helm.« Auf dieses Weheklagen des weinenden Gefährten richtete sich der Verstorbene im Sarge auf und sprach zu ihm: »Reise im Frieden und führe mit Gottes Hilfe Alles glücklich aus; nur nimm dich, so lange du lebst, dieses Ortes an. Gesund sollst du abreisen und gesund wieder zurückkehren.« Nachdem er dieses gesprochen hatte, segnete er den scheidenden Jünger, und legte sein Haupt wieder in die Bahre zurück. Die Brüder aber senkten die Leiche in das bereitstehende Grab. (Horoskolf lebte noch viele Jahre in dieser Einsamkeit und starb in einem Alter von hundert Jahren.) Um sein Grab hat die fromme Sage zahlreiche kleinere und größere Wunder, die zumeist an Dieben und Kirchenfrevlern vollzogene göttliche Strafgerichte, dann Wunder an Wein und Früchten betreffen, zu einem lieblichen Kranze zusammenlegt, von denen mehrere bei Jocham (Bavaria S. I. 260 ff.) verzeichnet sind. (I. 423–426 App. 771–775 VII. 557.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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