Rainerius, B. (3)

Rainerius, B. (3)

3B. Rainerius (Reynerus) (11. April), ein Einsiedler zu Osnabrück. Geboren in Westfriesland, nicht weit von der Stadt Gröningen, liebte und übte dieser Selige schon als Kind das gottesfürchtige Leben. Im Mannesalter kam er mit dem glühendsten Verlangen, Einsiedler zu werden, nach Osnabrück. Auf vieles Bitten schloß ihn der Bischof Gerhard in eine enge, bei der Thüre der Haptkirche befindliche Zelle ein, von welcher aus er auf den Altar einige Aussicht hatte. Hier lebte er 22 Jahre lang, ganz vom Umgange mit den Menschen getrennt, in brennender Andacht, und in beständigem Haß gegen sich selbst und das vergängliche Fleisch. Auf dem bloßen Leib trug er beständig einen Panzer, und außerdem ein rauhes und peinigendes Cilicium. Darüber hatte er eine Art Netz aus schweren eisernen Ketten, und einen unförmlichen, aus grobem Tuch verfertigten Rock, um mit demselben die Werkzeuge seiner Abtödtung zu verhüllen. Eine eben so große Strenge wandte er auch gegen seine anderen Glieder an; Hals, Arme, Brust und Füße waren mit kleinen Ketten umwunden; ja selbst um jede Zehe hatte er Ringe aus Eisen oder aus Borsten. Er geißelte sich oft so hart mit knotigen Riemen, daß ganze Ströme Blutes über seinen Rücken hinabliefen. Wenn man ihn fragte, warum er gar so sehr den Henker gegen sein eigen Fleisch spiele, antwortete er: »Sowie unser Herr Jesus Christus an allen Gliedern für mich gelitten hat, so wünsche ich aus Liebe zu Ihm an allen meinen Gliedern zu leiden«. Nie aß er Fleisch oder Milchspeisen, selbst in schwerer Krankheit; Fische genoß er nur an den höchsten Festtagen und da nur auf den Befehl seines Beichtvaters. Sonntag, Dienstag und Donnerstag fastete er mit Brod und Gemüse; Montag, Mittwoch und Samstag mit Brod und leichtem Bier; am Freitage, an den Vigilien und Quatempertagen nahm er nur Brod und Wasser zu sich. Außer den kirchlichen Tagzeiten betete er täglich das Officium der seligsten Jungfrau und vom hl. Geiste, so wie noch viele andere Gebete für Lebendige und Verstorbene, worauf er so viel Zeit verwendete, daß er kaum im Sommer Zeit zum Essen fand. Sein Schlaf war kurz; als Schlaf stätte dienten ihm einige mit Stroh bestreuten Bretter, und zum Kopfkissen ein ausgehölter Strunk, der den darin liegenden Kopf zusammenpreßte. Selbst in der Krankheit ließ er sich kaum von seinem Beichtvater dazu bereden, etwas Stroh unter sein krankes Haupt zu legen. Er beobachtete das strengste Stillschweigen, nur an hohen Festtagen ließ er sich zum Reden bewegen; aber Alles, was er da sprach, bezog sich nur auf das Seelenheil, auf das göttliche Gericht, den Gebetseifer, die Eitelkeit der Welt, Kürze des Lebens und Verachtung alles Irdischen. Das göttliche Gericht fürchtend, vor welchen man auch über jedes unnöthige Wort Rechenschaft geben muß, ließ er sich zu keinem andern Gespräche herbei. Selbst seine Lebensbedürfnisse erbat er sich nur durch Mienen und Zeichen. In der Vertheidigung der Wahrheit war er nie furchtsam; Irrthümer und Fehler solcher, die mit ihm sprachen, wies er fest aber mit Bescheidenheit und Einfalt zurecht, so daß Viele auf seine Ermahnung hin ein frömmeres Leben begannen. Seine Seele reinigte er alle Montage, Mittwoche und Freitage mit größter Sorgfalt durch die heil. Beicht, und an Sonn- und Festtagen empfing er mit innigster Ehrfurcht und Andacht den Leib des Herrn. Als ihm durch eine besondere Offenbarung die Nähe seines Todes bekannt wurde, ließ er nach einigen Tagen, die er in Krankheit zugebracht hatte, seine Klausur öffnen, und entschlief nach Empfang der hl. Sakramente des Altares und der letzten Oelung im Herrn unter frommen Gebeten der umstehenden Kleriker und Religiosen am 11. April, nachdem er 22 Jahre in dieser Lebensweise zugebracht hatte. Auf seinen Tod erfolgten sehr viele Wunder und Krankenheilungen. (Westph S. II. 192.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rainerius — Infobox Saint name= Saint Rainerius birth date=c. 1117 AD death date=c. 1160 AD feast day= June 17 venerated in= Roman Catholic Church imagesize= 150px caption= Scene from the life of Saint Rainerius. Detail from a fresco. birth place= death… …   Wikipedia

  • Rainerius, B. (6) — 6B. Rainerius (26. März al. 4. Febr.). von Borgo di San Sepolcro, war Kapuziner Priester, und starb i. J. 1586 zu Todi in Umbrien in dem Rufe solcher Frömmigkeit, daß der Prozeß seiner Heiligsprechung eingeleitet wurde. Seine Verehrung wurde… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Rainerius, B. (7) — 7B. Rainerius (5. al 1. Nov.), von Arezzo, aus dem Orden der Minoriten, starb am 1. Nov. 1304 in großer Heiligkeit zu Borgo San Sepolcro in Umbrien, wo sein Leib noch unverwesen ruht. Von Jugend auf fromm und demüthig, wollte er, obwohl nicht… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Rainerius, S. (1) — 1S. Rainerius (17. Juni), Eremit. S. S. Ragnerius …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Rainerius, S. (2) — 2S. Rainerius (Reinerius), (4. al. 11. August), Erzbischof von Spalatro in Dalmatien und Martyrer, wird seit unvordenklicher Zeit als Heiliger verehrt. Er war zuerst Mönch zu Fonte Avellano, hierauf Bischof von Cagli, wo er viele Kämpfe um die… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Rainerius, S. (4) — 4S. Rainerius, Erem. (17. Juni). Die Lebensgeschichte dieses hl. Einsiedlers ist reich an lehrreichen Zwischenfällen und lieblichen Sagen. Seine Jugendzeit verfloß in gleichgiltigem und sündhaftem Weltleben. Er fristete sein Leben mit müßigem,… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Rainerius, S. (5) — 5S. Rainerius (30. Dec.), war Bischof von Ferconio im 12. Jahrh. und steht zu Aquila in Verehrung. (Mart. Rom.) …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Rainerius (10) — 10Rainerius (17. Mai, Cardinalbischof von Viterbo, früher Cistercienserabt von St. Vincentius und Anastasius alle tre Fontane zu Rom, ein demüthiger und abgetödteter Mann, welcher die Muttergotteskirche ad gradus zu Viterbo erbaute, in welcher er …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Rainerius (11) — 11Rainerius (11. Juni), Prior zu Clairvaux, wohin er vom heil. Bernhard gebracht worden war. Einige, wie Henriquez und Bucelin nennen ihn »selig«. (II 419.) …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Rainerius (12) — 12Rainerius (23. Juli), ein Franciscaner, zugenannt a Lintris, der zu Röremond in Belgien als Prediger angestellt war, starb i. J. 1572 daselbst als Martyrer. Die Geusen trafen ihn betend vor dem Tabernakel, fielen auf die roheste Weise über ihn… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”