Ivo, S. (1)

Ivo, S. (1)

1S. Ivo (Yvo), Presb. (19. al. 22. Mai, 1. Aug., 27. 29. Oct.). Der hl. Ivo Hälori (Helori), franz. St-Yves, zuerst Official von Rennes und Treguier, dann Pfarrer zu Tresdretz und zuletzt zu Lohanec in der Bretagne, wird von den Bollandisten sehr ausführlich behandelt und zwar vorzüglich nach dem im J. 1330 begonnenen und im J. 1366 vollendeten Canonisationsprocesse. Nach diesem war der hl. Ivo45 aus einer eben so tugendhaften als edlen Familie entsprossen und am 17. October 1253 zu Ker-Martin in der Pfarrei Munehi (Menehi) der Diöcese Treguier (Trecorium) in der untern Bretagne geboren. Sein Vater hieß Hälorius, seine Mutter Hadon. Da diese ihrem Sohne öfter gesagt hatte, er solle so leben, daß er ein Heiliger werde, so wurde er durch diese mütterlichen Worte, die er sich öfter zu Gemüth führte, sehr angespornt, ein frommes Leben zu führen. Die erste wissenschaftliche Bildung empfing er in seinem Lande, und seine Fortschritte entsprachen seinem Fleiße. In seinem vierzehnten Jahre wurde er nach Paris geschickt, um da die Philosophie und Theologie, das bürgerliche und canonische Recht zu studiren. Dann begab er sich nach Orleans, wo er unter dem berühmten Wilhelm von Blaye, der später Bischof von Angoulème wurde, die Decretalen und unter Petrus von la Chapelle und Cardinal, die einleitung in Toulouse und Cardinal, die Einleitung in das römische Recht hörte. Während seines Aufenthaltes in Paris und Orleans zog er durch seine Geistesgaben und ungewöhnliche Frömmigkeit die allgemeine Bewunderung auf sich. In der Advent- und Fastenzeit und sonst an mehreren Tagen des Jahres fastete er bei Wasser und Brod, trug beständig ein Bußkleid und versagte sich den Genuß des Weines und Fleisches. Die wenige Ruhe, die er der Natur gestattete, genoß er auf einer Strohmatte, wo er gewöhnlich seine Kleider anhatte, und ein Buch oder Stein ihm als Kopfkissen diente. Nachdem er das Gelübde ewiger Keuschheit abgelegt, entschloß er sich auch in den geistlichen Stand zu treten. Zum Priester geweiht, machte ihn der Archidiakon Mauritius, der ständige Vikar des Bischofs von Rennes (Rhedones), zum Official dieser Diöcese, als welcher er die vorkommenden Rechtsstreitigkeiten zu schlichten hatte. Der Glanz seiner Heiligkeit, Gerechtigkeit und Unparteilichkeit veranlaßte den Bischof von Tregnier, Alan von Bruc, Ansprüche auf seinen ehemaligen Diöcesan geltend zu machen, und er bewog ihn auch sofort, in seine Mutter-Diöcese zurückzukehren, wo er dann gleichfalls Official wurde, als welcher er wie vorhin der Beschützer der Waisen. Wittwen und Armen war und zwar nicht nur in denjenigen Fällen, welche vor sein eigenes Forum gehörten, sondern auch in Processen, die er bei andern Gerichten für sie führte. Darum gab man ihm den Beinamen eines »Anwaltes der Armen«, obwohl er selbst nie ein eigentlicher Advocat gewesen war, wie man öfter irrig annimmt. Einmal, so heißt es, speiste er eine Menge von ihnen mit einem kleinen Stück Brod; ein andermal besuchte ihn Christus selbst in Bettlergestalt und aß mit an seinem Tisch, verschwand aber plötzlich im vollen Glanze seiner Majestät. Im höheren Alter legte er seine Ehrenstelle nieder und wurde Pfarrer von Tresdretz (Tredrez, Trezdretz) bei Tregnier, welcher Gemeinde er acht Jahre lang mit Segen vorstand. Der Nachfolger des Bischofs Alan von Bruc, Gottfried von Tournemine, versetzte ihn später auf die Pfarrei Lohanec (Diöcese Treguier). Daselbst gründete er ein Spital, in welchem er den Kranken unermüdet diente und seine strenge Lebensweise fortsetzte, bis er endlich am 19. Mai 1303 von Gott zum ewigen Lohne gerufen wurde. Der größte Theil seiner Reliquien wird in Treguier ausbewahrt. Nachdem dieselben in der franz. Revolution, obwohl das prächtige Grabmal in der Kathedrale zerstört wurde, gerettet worden waren, wurden sie im J. 1801 neuerdings zur Verehrung ausgestellt. Karl von Blois, Herzog von Bretagne, hat früher einen Theil derselben in die Kirche zu unserer lieben Frau in Lamballe, dem Hauptorte des Herzogthums Penthièvre, versetzen lassen. Ein anderer Theil wurde einer Cistercienser-Abtei von St. Salvator gegeben. Auch noch andere Kirchen erhielten geringere Theile von den lieberresten des Heiligen, z.B. Antwerpen, Gent, Mecheln, Löwen etc. Papst Clemens VI. versetzte ihn im J. 1347 unter die Zahl der Heiligen, und sein Gedächtnißtag wird in einigen Gegenden am 22. Mai, an welchem Tage er bei Butler (7,42) steht, in andern am 19. Mai, seinem Todestage, an welchem ihn die Bollandisten als S. Yvo behandeln, gefeiert. An diesem 19. Mai ist er auch in Hub. Men. als Mitglied des 3. Ordens des hl. Franciscus zu finden. Aber im Kalender für den 3. Orden wird er am 27. Oct. genannt. Jedoch zeigt Papebroch, mit wie wenig Recht man ihn dem Orden des hl. Franciscus beizähle. Am 19. Mai gedenkt seiner auch das Mart. Rom. als eines Priesters und Bekenners, welcher besonders die Wittwen und Waisen vertheidigte etc. Die Universität von Nantes hat den hl. Ivo zu ihrem Patron erwählt, sowie er insbesondere Patron der Juristen und für den Seelsorgklerus ein vorzügliches Vorbild ist. Zu Paris trägt eine Kirche seinen Namen, welche im J. 1348 auf Kosten der Bretagner erbaut worden ist – Peter von Cortona in Rom malte den Heiligen, wie ihm Arme ihre Klagen schriftlich überreichen. Nach Migne (Dict. iconogr.) findet man ihn noch in manchen andern Situationen, z.B. wie er sich geißelt, wie er eine leuchtende Hostie hält, wie er trocknen Fußes über das Wasser geht; auch wie er 3 Brode vom Himmel bekommt oder durch Gebet eine Feuersbrunst löscht etc. (IV. 537–613.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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