Theodorus, S. (69)

Theodorus, S. (69)

69S. Theodorus, M. (9. Nov. al. 17., 18. Febr.). Dieser hl. Martyrer führt zum Unterschied von dem Heerführer (dux) dieses Namens den Beinamen Tyro, d. i. »der Neuangeworbene,« oder von Amasea, wo er gelitten hat. Die Stadt, welche jetzt Amasija heißt, lag im Pontus und war als Festung sehr bedeutend. Die »Acten«, welche Metaphrastes von ihm herausgegeben hat, sind unächt. Aber die Verehrung und der Ruhm dieses heil. Martyrers war besonders in Griechenland und Syrien so ausgebreitet, daß die Stadt Euchais, wo seine Reliquien beigesetzt waren, nach seinem Namen Theodoropolis genannt wurde. (Vgl. aber S. Theodorus8). Auch in Constantinopel gab es eine ihm geweihte Kirche, ebenso in Jerusalem, Damascus, Rom am Fuße des Palatinischen Hügels15. In Kleinasien zogen zahlreiche Wallfahrer aus den Städten und vom Lande zur Festfeier nach Theodoropolis. Das Jahr seines Martyriums ist (nach Ruinart) 306. Sein Bekenntniß für Christus war dieses: »Ich kenne keine Götter, denn sie sind es in Wahrheit nicht. Ihr freilich meinet irrthümlich, daß die trügerischen Dämonen, die Nachäffer Gottes, diesen ehrwürdigen Namen verdienen. Mein Gott ist Christus, Gottes eingeborner Sohn. Ihn ehre und bekenne ich; wer mich deßhalb verwundet, thue es; wer mich deßhalb schlägt und brennt, verletze mich und bringe die Flamme an meinen Leib; wen mein Bekenntniß beleidigt, reiße mir die Zunge aus dem Munde! Jedes einzelne Glied ist verpflichtet, seinem Schöpfer zu Ehren mit Geduld zu leiden.« Einer von den Anwesenden spottete über diese Rede ganz in der Weise der Ungläubigen unserer Tage, ob Gott einen Sohn habe und wie das zugegangen sei, daß er Vater geworden. Der Heilige blieb die Antwort nicht schuldig: »Mein Gott,« sprach er, »ist nicht fleischlicher Zuneigung ergeben wie ein Mensch, und ich bekenne, daß Er wahrhaftig einen Sohn hat, der so geboren ist, wie es Gottes würdig ist. Wie magst aber du, Erbarmungswürdiger, der du von Gott nichts weißt, dessen Vernunft nicht weiter reicht als die fünf Sinne, so keck sein, daß du nicht dein Haupt zu Boden senkest bei dieser Frage, der du sogar ein Weib mit dem Namen Gott bezeichnest, ja sie als Mutter von zwölf Söhnen anbetest, einen Dämon, der viele Junge hat, wie die Hafen und die Säue, und mit Leichtigkeit empfängt und verliert!« Man hielt diese Rede für unüberlegt und gab ihn auf einige Zeit frei, damit er nachdenken und sich eines Bessern besinnen könne. Er benutzte die Frist, um den Tempel der Göttinenmutter Cybele anzuzünden, und gab auf diese Weise durch die That selbst die verlangte Antwort. Der hl. Gregor von Nyssa erwähnt dieselbe als ein »kühnes Beginnen,« weßhalb vielleicht angenommen werden darf, daß der Tempel gänzlich niederbrannte. Die ganze heidnische Bevölkerung gerieth in Trauer wegen der dem Tempel und der Statue der Göttin geschehenen Unthat, der Heilige rühmte sich derselben als einer edeln und herrlichen That. Vor Gericht gestellt, kam er den Fragen des Gerichtes durch ein offenes und muthiges Geständniß zuvor. Man versprach ihm aber nicht bloß Straflosigkeit, sondern auch Würden und Ehren, ja selbst das Oberpriesterthum, wenn er nur jetzt sich den Gesetzen unterwerfen und Christus verleugnen werde. Darauf entgegnete er: »Ich halte die Götzenpriester für beklagenswerthe Menschen, und bemitleide sie als Diener einer falschen Gottesverehrung. Noch mehr bedaure ich die Oberpriester, ja ich verabscheue sie. Unter den Bösen ist allemal der Bösere, der den ersten Platz unter ihnen behauptet, der Elendere. Er ist der Ungerechtere unter den Ungerechten, unter den Mördern der Grausamere, unter den Ausgelassenen und Lüstlingen der Ausgelassenere und Schamlosere. Deßhalb bemühet euch nicht ferner mit euren Versprechungen. Ihr müsset ja merken und fühlen, daß ihr mir nur das äußerste Unglück, den größten Schaden versprechet. Für denjenigen, welcher in Frömmigkeit und Rechtschaffenheit zu leben entschlossen ist, ist es besser, der Letzte zu sein im Hause des Herrn, als (der Erste) in den Häusern der Sünder. Daher bedaure ich auch die Kaiser, deren ungerechtes Gesetz ihr immer im Munde führet, weil sie, die als Kaiser die höchste Gewalt inne haben, was offenbar hinreichen würde, auch noch den Namen eines Oberpriesters angenommen haben, und in Folge hievon ihren Herrscherpurpur mit dem traurigen dunkelfarbenen Kleide der unglücklichen Oberpriester entehren, da sie in glänzender und herrlicher Stellung ein trübseliges und unerfreuliches Gewand tragen, ja sogar manchmal, wenn sie zu dem unreinen Altar treten, Köche statt Kaiser machen, indem sie Vögel tödten, die Eingeweide armer Thiere durchwühlen und untersuchen, und wie Metzger und Fleischhändler ihr Kleid mit schmutzigem Blute besudeln.« Jetzt nahm alle bisherige Nachsicht ein schnelles Ende; der hl. Martyrer hatte nicht bloß die Götter gelästert, sondern auch die Kaiser beleidiget, und deßhalb spannte man ihn auf die Folter, und zerriß ihm den Leib. Der heil. Martyrer blieb standhaft und betete während der Peinen den Psalmvers: »Den Herrn will ich preisen zu aller Zeit; sein Lob soll stets in meinem Munde sein.« In der folgenden Nacht erhellte himmlischer Glanz die Dunkelheit des Gefängnisses, so daß sein Leuchten selbst auf der Straße gesehen wurde; der Heilige aber fuhr fort, als ob nichts geschehen wäre, Psalmen zu singen und so laut zu beten, daß man meinte, es sei ein Chor von Sängern und Betern bei ihm versammelt. Der Gefängnißwärter gerieth in große Bestürzung und öffnete die Thüre, fand aber Niemanden als den ruhig daliegenden Martyrer und die übrigen Gefangenen, welche schliefen. Nachdem er in allen Prüfungen sich standhaft bewährt hatte, verurtheilte man ihn endlich zum Feuertode, durch welchen er in den Himmel einging, wo er von Gott seinen Verehrern zahlreiche Wohlthaten für Leib und Seele erbittet. Die Griechen nennen als seine Mitkämpfer für Christus die hhl. Eutropius, Leonicus und Basiliscus. Reliquien von ihm befinden sich in Brindisi und Gaöta. Auf Bildern sieht man ihn, den brennenden Götzentempel im Hintergrunde, mit einer Fackel in der einen, und einem Kreuze in der andern Hand, oder mit der Martyrerpalme auf dem Scheiterhaufen. Seine ganze Legende ist (vgl. Migne, diction iconogr. S. 599) in 38 Abtheilungen in einem Glasgemälde des Chores der Kathedrale von Chartres dargestellt. Das Bild stammt aus dem 13. Jahrhundert.



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