Robertus, V. (17)

Robertus, V. (17)

17V. Robertus, Rex. (20. Juli). Daß dieser König sehr fromm und in den Heilswissenschaften erfahren gewesen, lassen seine Handlungen und die religiösen Gedichte, die er schrieb, deutlich erkennen. Er setzte dieselben in Musik und dirigirte persönlich den Kirchenchor bei einigen festlichen Gelegenheiten. Ihm wird die schöne Sequenz zugeschrieben, welche für die Pfingstoctave in der hl. Messe gebetet wird. Die Wunder, die er während seines Lebens wirkte, bezeugen dasselbe. Er führt daher gewöhn lich den Beinamen: der Weise und Andächtige. Sein Geburtsjahr ist 910. Seine Eltern waren Hugo Capet und Adelaide, sein Lehrer an der Hochschulezu Rheims war der berühmte Gerbert, der nachmals unter dem Namen Sylvester II. den päpstlichen Stuhl inne hatte. Den Thron bestieg er am 24 Oct. 997. nachdem er bereits i. J. 988 als Jüngling von 18 Jahren zu Orleans gekrönt und zum Mitregenten erhoben worden war. Seine Ehe mit Berta, der Wittwe des Grafen Odo I von Blois und Chartres, Tochter des Königs Konrad von (Neu-) Burgund, und der Mathilde, einer Schwester des Königs Lothar von Frankreich, wurde wegen Blutsverwandtschaft von Papst Gregor V. für ungiltig erklärt. Eine römische Synode bestimmte für beide Gatten die Trennung und 7jährige Buße. Der Erzbischof Archembald von Tours, welcher die Ehe gesegnet hatte, und ebenso jene Bischöfe, welche der Trauung angewohnt hatten, wurden suspendirt. Der König zögerte lange, sich dem Beschluß zu unterwerfen, und wurde deßhalb – eine schwere Prüfung – i. J. 998 excommunicirt. Gleichwohl widerstand er noch immer. Alles mied jetzt seinen Umgang; sogar die Gefäße, aus denen er gegessen und getrunken hatte. wurden sogleich nach dem Gebrauche dem Feuer übergeben. Seine Gemahlin, die Königin Berta, soll, so verkündeten unheimliche Gerüchte, ein Monstrum mit Gänsehals und Gänsekopf geboren haben. Hiedurch erschreckt, entließ sie endlich der König nach schwerem Kampfe i. J. 1001. Für ihn und ganz Frankreich war diese große Strenge übrigens eine Wohlthat; aus einer kirchlich angefochtenen Ehe konnten nach damals geltendem Rechte keine legitimen Thronerben entsprießen, und es wäre sohin die kaum (von seinem Vater) begründete Dynastie gleich beim Beginne gefährdet gewesen. Er heirathete i. J. 1006 Constantia, eine Tochter des Grafen Wilhelm von Arles, ein böses Weib, bewies aber von jetzt an strenge Kirchlichkeit im Glauben wie im Leben. Eine ganz besondere Andacht trug er gegen das heiligste Altarssakrament und die hl. Reliquien. Er sorgte für den Glanz der kirchlichen Ceremonien und machte zu diesem Behufe großartige Stiftungen Zu Orleans ließ er zu Ehren des heiligen Aniamus ein Kloster, zwei Muttergotteskirchen, außerdem aber noch 13 Klöster und 5 andere Kirchen erbauen. Da ihm die Hebung der Kirchenzucht besonders am Herzen lag, veranlaßte er zu diesem Behufe mehrere Concilien, das erste zu Chelles i. J. 1008, und hielt es für eine Pflicht der Gerechtigkeit, der Kirche auch solche Güter, die bereits Erbgut weltlicher Großen geworden waren, wieder zurückzustellen. Obwohl sehr zur Milde geneigt, gab er ein Beispiel großer Strenge i. J. 1022, als vom Concil von Orleans eine Zahl manichäischer Ketzer, welche sich nicht belehren und bekehren ließen, dem weltlichen Arm übergeben waren; er befahl sie mit dem Feuertode zu bestrafen. Unter den Verurtheilen war auch ein früherer Beichtvater der Königin, den sie beim Vorübergehen der Art ins Auge stieß, daß er sofort erblindete. Nur ein Kleriker und eine Klosterfrau widerriefen und wurden begnadigt. Der blutige Ernst, womit man diesen Ketzern entgegentrat, war durch die Leugnung der Grundwahrheiten des Evangeliums, welche zugleich die Grundpfeiler der christlichen Staatenordnung sind, gerechtfertigt. Der König bewies eine ungewöhnliche Frömmigkeit. Er betete täglich das ganze Psalterium, schlief von Septuagesima bis Ostern auf dem Boden und heiligte außerdem die Fastenzeit mit Wallfahrts gängen und Bußübungen. An allen Orten, wo er sich aufhielt, ließ er an wenigstens 500 Arme Brod- und Weinspenden vertheilen. Am grünen Donnerstag wusch er zahlreichen Armen die Füße, leistete ihnen kniefällig die niedrigsten Dienste, und ließ sodann Geldalmosen unter sie vertheilen. Zwölf Arme mußten ihn, auf Eseln reitend, auch auf seinen Reisen begleiten. Seine Wohlthätigkeit war so groß, daß er öfter nichts mehr zu geben hatte; in solchen Fällen mußten seine Silber- und Goldgeschirre und seine goldverbrämten Kleider für die Armen in die Münze wandern. Für ihn, sagte er, sei derlei Zier entbehrlich. Selbst als ein Armer ihm eines Tags die goldenen Fransen vom Kleide schnitt, verzieh er großmüthig. Einmal begnadigte er zwölf Große, die sich gegen sein Leben verschworen hatten. Die Feindseligkeit und der Undank seiner Söhne Heinrich und Robert, welche gegen ihren Vater zu den Waffen griffen und nicht minder die boshaften Launen seiner lustbegierigen Gemahlin trug er in bußfertigem Geiste und war allezeit geneigt, die Hand zur Versöhnung zu bieten. Er starb zu Melun an der Seine am 20. Juli d. J. 1031 in seinem 60. Lebensjahre, nachdem er vier Jahre vorher seinen Sohn Heinrich hatte zum Könige krönen lassen.27 Seine Grabstätte erhielt er zu St. Denys. Kirchliche Verehrung ist ihm nie zu Theil geworden, wenn auch viele Verzeichnisse ihm den Titel »ehrwürdig« geben.



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