Julianus Sabas, S. (92)

Julianus Sabas, S. (92)

92S. Julianus Sabas, (18. Oct.), von Einigen auch Chaba beigenannt, war ein Eremit in Mesopotamien, von welchem die Neo-Bollandisten am 18. Oct. (VIII. 346–358) ausführlich handeln, da er in den Martyrologien an verschiedenen Tagen vorkommt und oft mit Anderen verwechselt worden ist. So hat ihn Baroniusam 14. Jan. als Julianus Sabas senior ins Mart. Rom. aufgenommen (s. S. Julianus7) und ihn doch am 18. Oct. als »Eremiten von Mesopotamien am Ufer des Euphrat« wieder aufgeführt, während nach den Bollandisten Beide identisch sind, und der Beiname Sabas oder Sabbas im Syrischen nichts anders bedeutet als Senior oder Senex (Greis). Dagegen hat der gelehrte Bollandist Papebroch, nach dem Vorgange des Sozomenus, unsern hl. Julianus mit dem hl. Julianus55 (s.d.), welcher nur etwas mehr als 25 Jahre lang Mönch war, und dessen Leben der hl. Ephräm beschrieben hat, verwechselt und Beide für identisch genommen, während die Neo-Bollandisten nachweisen, daß Beide ganz verschieden sind. Sie berufen sich dabei auf den Bischof Theodoretus, welcher in seiner Kirchengeschichte öfter und namentlich in seinem »Philotheus« ausführlicher von unserm hl. Julianus spricht und von ihm sagt, daß er viele Mönche in seine Höhle gezogen und mehr denn vierzig Jahre lang als »Vater« geleitet, daß er einmal wegen Gott die Wüste verlassen habe und, durch die Wundergabe berühmt, als hochbetagter Greis gestorben sei, weßwegen er allgemein den Beinamen Sabas erhalten habe. Ja sie geben pag. 353–358 das Leben unseres hl. Julianus von Theodoret, welcher im Wesentlichen Folgendes von ihm erzählt: Der hl. Julianus, welchen die Eingebornen Ehren halber Sabbas d.i. »Greis« nannten, hatte seinen Wohnsitz in dem Landstriche Osrhoëne, im westllichen Theile von Mesopotamien jenseits des Euphrats, dessen Hauptstadt Edessa war; dort hatte er nämlich in einer Wüste eine Höhle gefunden, die ihm Schutz gewährte. Hier lebte er sehr bußfertig, aß nur einmal in der Woche, und zwar Brod von Hirsenkleie (ex furfure miliario). wie auch Papst Benedict XIV. in seinem Werke De Canoniz. (l. 3. c. 28. nr. 14) anführt, betete aber viel, und seine besondere Freude war der Gesang der Davidischen Psalmen. Nach einiger Zeit kamen aus der Nähe und Ferne Schüler zu ihm, welche sich unter seine Leitung stellten und bald die Zahl 100 erreichten. Unter diesen werden besonders genannt ein Perser, Namens Jacobus, welcher, in allen Tugenden ausgezeichnet, lange nach unserem hl. Julianus in einem Alter von 104 Jahren starb, und Asterius, ein edler Jüngling, welcher später in der Gegend von Antiochia bei dem Städtchen Gindarus (Dschindaris) ein Kloster gründete und dort unter vielen Andern den großen Bischof Acacius von Beröa heranzog, der 58 Jahre lang seine Heerde weidete, dabei aber sein klösterliches Leben beibehielt. Als der hl. Julianus einmal mit dem genannten Jacobus eine lange Reise durch die Wüste machte, tödtete er einen wilden Drachen, der ihn verschlingen wollte, mit dem Zeichen des heil. Kreuzes, verbot aber dem Jacobus, bei seinen Lebzeiten etwas davon zu sagen, doch nach seinem Tode könne er es zur Ehre Gottes erzählen. Auch mit Asterius machte er eine Reise durch die Wüste, und da derselbe vor Durst beinahe verschmachtete, rief Julianus flehentlich zu Gott und benetzte den heißen Boden mit seinen Thränen, aus welchem sodann, wie auf Moysis Gebet aus dem harten Felsen, eine Quelle entstand, die den Durst des Jünglings löschte und auch noch zu Theodorets Zeiten floß. Asterius behielt aber auch stets eine große Liebe zum hl. Julianus, den er von seinem Kloster bei Gindarus aus, obwohl 7 Tagereisen entfernt, jährlich 2–3 mal besuchte, u. Lebensmittel für ihn und seine Schüler brachte. Als Julianus einmal sah, wie Asterius den Speisevorrath für ihn auf seinen eigenen Schultern trug, wollte er nichts nehmen, indem er es für unbillig halte, daß er das, was Jenem so viele Mühe verursacht, so leichtweg genieße. Da aber Asterius ganz bestimmt erklärte, er werde die Last nicht von seinen Schultern nehmen, wenn ihm Julianus nicht die Versicherung gebe, daß er von dieser Speise Gebrauch machen werde, da unterwarf sich der heilige Greis dem Willen seines Schülers, wie der hl. Apostel Petrus, der sich aus Bescheidenheit von Jesus nicht die Füße wollte waschen lassen, ebenfalls sich unterwarf, als er hörte, daß er sonst keinen Theil an Ihm haben werde etc. Hiebei bemerkt Theodoret ausdrücklich, er habe diese Erzählung aufgenommen, um nicht nur die hohe Verehrung, welche große Männer für den hl. Julianus hegten, sondern auch des edlen Greises Bescheidenheit und Demuth zu zeigen. Da er nun die von allen Seiten ihm zukommenden Ehrenbezeugungen fliehen wollte, begab er sich durch unwegsame Gegenden mit einigen Schülern auf den Berg Sinai, indem er nichts mitnahm, als Brod und Salz, dann einen hölzernen Becher und einen an einen Strick gebundenen Schwamm, um mit demselben Wasser zum Trinken aus der Tiefe zu schöpfen. Nach einer beschwerlichen Reise von vielen Tagen auf dem Berge angekommen, beteten sie zu Gott und blieben lange Zeit dort in ungestörter Einsamkeit. Dann baute er auf dem Felsen, unter welchem Moyses den Herrn gesehen, eine Kirche mit einem Altare, der noch zu Theodoret's Zeit bestand, und kehrte wieder in seinen früheren Wohnsitz zurück, wo ihm während des Gebetes der Tod des abtrünnigen Kaisers Julian, jenes grausamen Tyrannen, der das Christenthum vernichten wollte, geoffenbart wurde, was er seinen Jüngern mit freudigem Danke gegen Gott sogleich mittheilte. Dem Julian folgte Kaiser Valens, welcher die Arianer beschützte, die Katholiken aber verfolgte und unter Anderm den hl. Bischof Meletius mit seinen glaubenstreuen Priestern aus Antiochia vertrieb. Um das Volk noch leichter zu verführen, wurde von den Arianern ausgesprengt, daß auch unser hl. Julianus, der von Allen hochgeachtet war, zu ihrer Lehre sich bekenne. Als die noch in Antiochia zurückgebliebenen Priester Flavianus20, der spätere Nachfolger des hl. Meletius, und Diodorus, der Lehrer des hl. Johannes Chrysostomus und nachmalige Bischof von Tarsus in Cilicien, so wie der hl. Einsiedler Aphraates (s.d.) hievon Kenntniß erhielten, baten sie den oben genannten Acacius, er möchte mit seinem Lehrer Asterius, dem Schüler des hl. Julianus, zu diesem sich begeben und ihn zu bewegen suchen, daß er dem schwankenden Volke in Antiochia Hilfe bringe. Wirklich kamen auch Beide zu dem ehrwürdigen Greise und stellten ihm mit rührenden Worten vor, wie er seine Liebe zu Jesus jetzt besonders dadurch beweisen könne, daß er seine so liebgewonnene Einsamkeit verlasse und nach Antiochia gehe, um die Heerde Jesu vom Untergange retten zu helfen etc. Und der hl. Greis entsprach auch ihrem Begehren. Auf der Reise nach Antiochia kamen sie in eine Stadt, wo eine reiche Frau ihnen ihr Haus als Herberge anbot, welche der hl. Julianus auch annahm, obwohl er nun mehr als 40 Jahre in keinem Hause wieder gewohnt hatte. Während die Frau sie bediente, fiel ihr 7jähriger einziger Sohn in einen Brunnen. Als der hl. Julianus nach vollendeter Mahlzeit hievon Kenntniß erhielt, begab er sich mit den Uebrigen zum Brunnen, wo sie den Knaben ganz unversehrt auf dem Wasser sitzen und mit demselben spielen sahen. Nachdem sie ihn herausgezogen, eilte er zu den Füßen des hl. Greises und sagte, er habe denselben gesehen, wie er ihn im Wasser gehalten habe, daß er nicht untersinken konnte. Endlich kamen sie nach Antiochia, wo die Leute von allen Seiten zusammenkamen, um den Mann Gottes zu sehen und W orte des Heils von ihm zu vernehmen. Er wohnte in den Berghöhlen, wo auch der hl. Apostel Paulus sich verborgen gehalten haben soll. Kaum war er dort angekommen, als ein sehr heftiges Fieber ihn überfiel. Da dieses den Acacius sehr betrübte, tröstete ihn der hl. Julianus mit den Worten: »Sei getrost, denn wenn meine Gesundheit nothwendig ist, wird Gott sie mir sogleich wieder geben.« In diesem Sinne betete er denn auch zu Gott, und kaum hatte er sein Gebet vollendet, als sogleich »ein starker Schweiß die Flamme des Fiebers auslöschte.« Er begab sich nun in die Versammlung der Katholiken, die er durch Wort und Beispiel in ihrem Glauben bestärkte und so die arglistigen Arianer beschämte. Nachdem er noch mehrere andere Wunder gewirkt und auch einen hohen Beamten von einer Krankheit befreit hatte, wollte er wieder in seine Einsamkeit zurück kehren. Auf dem Wege dahin kam er auch in die zwei Tagreisen von Antiochia entfernte Stadt Cyrus (Kyrrhos) in Syrien, wo Theodoret179 später Bischof war. Dort baten ihn die Kirchenvorsteher um Hilfe, indem sie fürchteten, daß ein gewisser Bischof Asterius, der zu den Arianern abgefallen war, durch seine Beredsamkeit manchen einfältigen Katholiken ebenfalls zum Abfalle verleiten möchte. Der hl. Julianus tröstete sie, empfahl ihnen Beten und Fasten, und siehe da, während sie so beteten, geschah es, daß dieser Asterius am Tage vor dem Feste, an welchem er auftreten wollte, von Gott aus dem Leben abgerufen wurde, nachdem er nur Einen Tag krank gewesen. Nachdem der hl. Julianus wieder zu den Seinigen zurückgekehrt war, lebte er noch längere Zeit mit ihnen und starb dann im hohen Alter. So erzählt Theodoret, welcher noch beifügt, daß er Alles von dem oben genannten Acacius erfahren habe. Das Jahr seines Todes gibt er nicht an, doch wird von den Bollandisten nachgewiesen, daß er zwischen den Jahren 372–380 n. Ch. gestorben seyn müsse. Der hl. Johannes Chrysostomus nennt unsern hl. Julianus auch einen Wundermann und spricht von den Ehren, die man ihm während seines Lebens und auch nach seinem Tode noch erwiesen hat. (VIII. 346–358.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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